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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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bis sie von der Tür zum Bett herüberkam, und er sah nur noch ihre reine Schönheit unter der Seide und fühlte nur noch die Kälte in ihren Augen, während sie ihn beobachtete, und er konnte ihr nicht in die Augen sehen und haßte sich selbst dafür. Dann lag sie neben ihm, und bald war alles schweigend vorüber, und sie stand auf und ging zum Badezimmer und reinigte sich, als ob seine Liebe Schmutz wäre, und das Wasser lief, und wenn sie zurückkehrte, war sie frisch parfümiert, und er haßte sich von neuem und haderte mit sich selbst, daß er sie überhaupt genommen hatte, wo sie doch gar nicht genommen sein wollte. So war es immer gewesen. In den ganzen sechs Monaten ihres Ehelebens – einundzwanzig Urlaubstage waren sie zusammen gewesen – hatten sie sich neunmal weh getan. Und niemals mehr hatte er sie berührt.
    Er hatte sie eine Woche nachdem er sie kennengelernt hatte, gebeten, seine Frau zu werden.
    Es hatte Schwierigkeiten und Vorwürfe gegeben. Ihre Mutter haßte ihn, weil er ihre einzige Tochter gerade dann für sich wollte, als ihre Karriere eben begonnen hatte und sie noch so jung war. Erst achtzehn. Seine Eltern hatten ihm geraten abzuwarten, der Krieg könnte ja bald zu Ende sein, und er besäße kein Geld, und, nun, sie wäre nicht gerade aus guter Familie, und er hatte sich daraufhin in seinem Zuhause umgesehen, einem müden Haus, das neben tausend anderen müden Häusern inmitten des Gewirrs von Straßenbahnlinien in Streatham stand, und er hatte gesehen, daß die Zimmer klein und daß die Geister seiner Eltern klein und daß sie von niedriger Klasse waren und daß ihre Liebe wirr wie die Linien der Straßenbahn war.
    Einen Monat später waren sie verheiratet. Grey sah in seiner Uniform und mit dem Degen, den er auf eine Stunde gemietet hatte, richtig schneidig aus. Trinas Mutter kam nicht zu der farblosen Zeremonie, die in aller Hast zwischen zwei Fliegeralarmen vollzogen wurde. Seine Eltern trugen mißbilligende Masken, und ihre Küsse waren nichtssagend und oberflächlich, und Trina hatte sich in Tränen aufgelöst, und die Trauungsurkunde war von den Tränen naß gewesen.
    In jener Nacht hatte Grey entdeckt, daß Trina nicht mehr Jungfrau war. Oh, sie hatte sich so benommen, als wäre sie es noch. Und viele Tage lang hatte sie gejammert, bitte, Liebling, ich bin so wund, sei geduldig. Aber sie war nicht mehr Jungfrau gewesen, und das hatte Grey weh getan, denn sie hatte ihm viele Male zu verstehen gegeben, sie wäre es noch. Aber er hatte getan, als wüßte er nicht, daß sie ihn betrogen hatte.
    Das letzte Mal, daß er Trina gesehen hatte, war sechs Tage vor seiner Einschiffung nach Übersee gewesen. Sie waren in ihrer gemeinsamen Wohnung gewesen, und er hatte auf dem Bett gelegen und zugesehen, wie sie sich ankleidete.
    »Weißt du, wohin du kommst?« hatte sie gefragt.
    »Nein«, hatte Grey geantwortet. Der Tag war schlimm gewesen, und der Streit der vorangehenden Nacht war schlimm gewesen, und daß sie ihm fehlen würde und das Wissen, daß sein Urlaub heute zu Ende war, hatten schwer auf ihm gelastet.
    Er war aufgestanden und hinter sie getreten und hatte von hinten zärtlich die Hände unter ihre Brüste gelegt, hatte deren straffe Formen umspannt und sie liebkost.
    »Trina, könnten wir nicht …«
    »Sei nicht albern. Du weißt doch, daß die Vorstellung um acht Uhr dreißig beginnt.«
    »Es ist Zeit genug …«
    »Um der Liebe Gottes willen, Robin, nicht. Du wirst mein Make-up vermasseln!«
    »Zum Kuckuck mit deinem Make-up«, hatte er gebrüllt. »Morgen werde ich nicht mehr hier sein.«
    »Vielleicht ist das ganz gut. Ich glaube nicht, daß du sehr nett oder sehr rücksichtsvoll bist.«
    »Was erwartest du denn von mir, wie soll ich denn deiner Meinung nach sein? Ist es nicht erlaubt, daß es einen Ehemann nach seiner Frau verlangt?«
    »Hör auf zu schreien. Mein Gott, die Nachbarn werden dich hören.«
    »Laß sie doch, verdammt!« Er war auf sie zugegangen, aber sie hatte ihm die Badezimmertür vor der Nase zugeschlagen.
    Als sie wieder ins Zimmer zurückgekommen war, hatte sie Kälte ausgestrahlt und geduftet. Sie hatte einen Büstenhalter, Höschen und Strümpfe getragen, die von einem winzigen Gürtel gehalten wurden. Vorsichtig hatte sie das Cocktailkleid aufgehoben und wollte hineinschlüpfen.
    »Trina«, hatte er begonnen.
    »Nein.«
    Er hat auf sie hinabgeblickt, und seine Knie waren kraftlos gewesen. »Es tut mir leid, daß ich geschrien habe.«
    »Es spielt

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