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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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keine Rolle.«
    Er hatte sich gebückt, um sie auf die Schulter zu küssen, aber sie war ihm ausgewichen.
    »Ich sehe schon, du hast wieder mal getrunken«, hatte sie gesagt und die Nase gerümpft.
    Da war sein Zorn mit ihm durchgegangen. »Ich habe nur einen Schluck getrunken, verdammt, fahr zur Hölle«, hatte er geschrien, sie herumgerissen, ihr das Kleid heruntergerissen und ihr den Büstenhalter heruntergerissen und sie auf das Bett geschleudert. Und er hatte an ihren Kleidern gezerrt, bis sie außer den Fetzen ihrer Strümpfe, die sich um die Beine geschlungen hatten, nackt gewesen war. Die ganze Zeit über war sie still liegengeblieben und hatte zu ihm hinaufgestarrt.
    »O Gott, Trina, ich liebe dich«, hatte er hilflos gejammert, war dann zurückgewichen und hatte sich selbst für das gehaßt, was er getan hatte und was er beinahe getan hätte.
    Trina hatte die Fetzen ihrer Kleider aufgehoben. Wie im Traum hatte er beobachtet, wie sie zum Spiegel hinübergegangen war, sich davorgesetzt und sich darangemacht hatte, ihr Make-up herzurichten, und wie sie eine Melodie zu summen begonnen hatte, immer und immer wieder die gleiche Melodie.
    Dann hatte er die Tür zugeschlagen und war zu seiner Einheit zurückgekehrt, und am nächsten Tag hatte er versucht, sie anzurufen. Er hatte sie nicht erreicht. Es war zu spät gewesen, um nach London zurückzukehren, obwohl er verzweifelt darum gefleht hatte. Seine Einheit war nach Greenock zur Einschiffung verlegt worden, und jeden Tag, jede Minute eines jeden Tages hatte er sie angerufen, aber keine Antwort bekommen, und auch auf seine wilden Telegramme war keine Antwort erfolgt, und dann war die Küste Schottlands von der Nacht verschlungen worden, und die Nacht hatte nur noch aus Schiff und Meer und er nur aus Tränen bestanden.
    Grey schauderte unter der Sonne Malayas. Zehntausend Meilen entfernt. Es war nicht Trinas Schuld, dachte er und fühlte sich ganz schwach aus Ekel vor sich selbst. Nicht sie war schuld, ich war es. Ich war zu gierig. Vielleicht bin ich verrückt, vielleicht sollte ich zu einem Arzt gehen. Vielleicht bin ich geschlechtlich überspannt. An mir muß es liegen. Nicht an ihr. O Trina, meine Liebe.
    »Ist mit Ihnen auch alles in Ordnung, Grey?« fragte Oberst Jones.
    »Oh, jawohl, Sir, danke.« Grey kam zu sich und entdeckte, daß er kraftlos an der Verpflegungsbaracke lehnte. »Es war … war nur ein Fieberanfall.«
    »Sie sehen nicht allzugut aus. Setzen Sie sich einen Augenblick.«
    »Es geht mir schon wieder besser, danke schön! Ich will … ich will mir nur etwas Wasser holen.«
    Grey ging zum Wasserhahn hinüber, zog sein Hemd aus und hielt den Kopf unter den Wasserstrahl. Verfluchter Idiot, sich so gehenzulassen, dachte er bei sich. Aber sosehr er sich auch dagegen entschieden hatte, seine Gedanken kehrten unerbittlich zu Trina zurück. Heute nacht, heute nacht werde ich mich an sie denken lassen, versprach er sich. Heute nacht und jede Nacht. Der Teufel hole das Lebenwollen ohne Essen. Ohne Hoffnung. Ich will sterben. Und wie sehr ich sterben möchte.
    Dann sah er Peter Marlowe den Hügel heraufkommen. In der Hand hielt er ein amerikanisches Eßgeschirr, und er hielt es ganz vorsichtig. Warum?
    »Marlowe!« Grey trat vor ihn hin.
    »Verdammt, was wollen Sie?«
    »Was ist da drin?«
    »Essen.«
    »Keine Schmuggelware?«
    »Hören Sie auf, auf mir herumzuhacken, Grey.«
    »Ich hacke nicht auf Ihnen herum. Man beurteilt einen Menschen nur nach seinen Freunden.«
    »Bleiben Sie mir bloß von der Pelle.«
    »Ich fürchte, das kann ich nicht, mein Lieber. Es ist meine Pflicht. Ich möchte bitte sehen, was Sie hier haben.«
    Peter Marlowe zögerte. Grey war völlig im Recht, wenn er sich das Eßgeschirr ansehen wollte, und er hatte auch das Recht, ihn zu Oberst Smedly-Taylor zu bringen, wenn er sich danebenbenahm. Und in seiner Tasche steckten die zwanzig Chinintabletten. Niemand durfte private Vorräte an Medikamenten besitzen. Wenn man sie entdeckte, würde er Farbe bekennen müssen, von wem er sie bekommen hatte, und dann würde der King erzählen müssen, woher er sie bekommen hatte, und dabei brauchte Mac sie jetzt.
    Deshalb öffnete er das Eßgeschirr.
    Das Gemisch aus Katchang Idju und gepökeltem Rindfleisch strömte für Greys Begriffe einen geradezu überirdischen Duft aus. Sein Magen drehte sich um, und er versuchte, sich seinen Hunger nicht anmerken zu lassen. Er hielt das Eßgeschirr vorsichtig schräg, so daß Grey den Boden sehen

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