Rau, aber herzlich - Loesch diese Feuer
inne.
"Ich habe später vielleicht noch ein paar Fragen an Sie. Ich hoffe, Sie sind kooperativ."
Del wandte den Kopf und schaute dem Chefermittler offen ins Gesicht. "Der Mann wollte mich umbringen - das behaupten zumindest alle. Da er nun diese ungeheuerlichen Anschuldigungen gegen mich erhebt, muss ich wohl glauben, dass das Ganze mir galt. Selbstverständlich möchte ich, dass er verurteilt wird und seine Komplizen gefunden werden. Ich werde Sie in jeder Hinsicht unterstützen."
Sichtlich beeindruckt von ihren aufrichtigen Worten, murmelte Faradon: "Danke."
Del stieß die Tür auf und trat auf den Flur hinaus. Ihr Hals schmerzte, ihr Magen rebellierte, und Tränen brannten ihr in den Augen.
Sie war versucht zu rennen, so schnell sie konnte, weg von allem. Durch Mick hatte sie ungeahnte Seligkeiten erfahren und nun auch den bittersten Schmerz. Doch bewahrte Haltung und ging mit hoch erhobenem Haupt den Flur entlang. Ihr war durchaus bewusst, dass Breer und Darney ihr folgten.
Am Eingang warteten Zack und Josh, ungeduldig und besorgt. Zack schloss sie sofort in die Arme. Genau das hatte sie sich ersehnt - aber von jemand anderem.
"Hey", sagte er und zog sie an sich. "Alles in Ordnung? Du zitterst ja."
Del unterdrückte ein Schluchzen, legte den Kopf an seine Brust und genoss einen Augenblick die menschliche Nähe.
Dann machte sie sich frei.
Josh strich ihr über die Wange. "Mick hat meinen Anruf noch nicht erwidert."
"Er war bei dem Verhör dabei", erklärte sie so leise, dass man es kaum verstand.
Josh und Zack sahen sich verblüfft an.
"Er war es", erklärte sie und bemühte sich um einen ironischen Ton, "der die Polizei zu mir geschickt hat."
"Honey, ist mit dir wirklich alles Ordnung?" erkundigte sich Josh.
"Nein." Sie hatte das Gefühl, sich jeden Moment übergeben zu müssen. Auch tiefe Atemzüge halfen wenig. Dennoch fuhr sie entschlossen fort: "Ihr seid in erster Linie Micks Freunde und nicht meine. Er hält mich für…" Sie hielt inne, denn nun begriff sie, warum er so verschwiegen gewesen war: Weil er ihr nie richtig getraut hatte. "Ach, ist ja auch egal. Aber sicherlich steht ihr zu ihm, und deshalb…" Sie war so um ein Lächeln bemüht, dass sie nicht die Bestürzung der beiden bemerkte. "Deshalb ist dies wohl unser Abschied. Es war schön mit euch, Jungs."
Sie eilte die Stufen hinunter, die beiden Männer folgten ihr.
Ein Taxi bog gerade um die Ecke, Del sprintete über den Parkplatz, um es zu erwischen. Sie hatte die Autotür schon geöffnet, als Josh sie am Arm packte.
"Warte, Delilah."
Sie drehte sich um - und sah Mick im Eingang des Polizeipräsidiums stehen. "Da ist ja Mick. Er wird es euch erklären", sagte sie. Tränen verschleierten ihren Blick und ließen alles verschwimmen. "Macht's gut."
Wohl oder übel musste Josh sie davonfahren lassen. Sie schaute nicht zurück. Sie wusste, was Mick ihnen mitteilen würde, und sie hätte es nicht ertragen können, die beiden auch noch gegen sich zu haben. Dafür mochte sie die beiden viel zu sehr.
Sie senkte den Kopf und schlug sich die Hände vors Gesicht. Wie hatte das geschehen können? Von einer Stunde zur nächsten war ihre Welt in die Brüche gegangen.
Der Taxifahrer hielt vor ihrem Haus, und Del gab ihm einen Zwanzigdollarschein, ohne auf das Wechselgeld zu warten.
Sie stolperte die Treppe hoch. Und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Es gab nur eins, was sie tun konnte.
Sie musste weg.
Mick gestand es sich nur ungern ein, aber er war erleichtert, als er sah, dass Josh und Zack Delilah aufs Polizeipräsidium gefolgt waren. Das hieß, sie war nicht allein gewesen, als sie abgeführt wurde. Er hatte diese Vorgehensweise sofort bereut, aber er bereute inzwischen so einiges. Dennoch, er durfte sich nicht mehr von Gefühlen leiten lassen.
Er wandte sich Josh zu, auf dessen harten Hieb auf den linken Oberarm er nicht gefasst war. "Au, verdammt!" Ungeschickt rieb er sich die Stelle. "Das hat wehgetan."
"Sollte es auch." Josh sah aus, als wollte er noch einmal zuschlagen, dieses Mal aufs Kinn. "Was hast du mit ihr gemacht?"
"Mit Delilah?"
Zack verdrehte die Augen. "Nein, mit Queen Elizabeth. Natürlich mit Delilah. Sie hat fast geweint."
"Nicht nur fast." Josh blähte die Nasenflügel wie ein angriffslustiger Stier. "Zum Teufel, sie hat geweint."
Mick verspürte einen Stich in der Herzgegend. Dass Delilah geweint hat, quälte ihn zusätzlich zu seinem eigenen Schmerz. Verbissen stieß er hervor:
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