Rau, aber herzlich - Loesch diese Feuer
seufzte. "Und ich hielt dich für so klug. Klug und mutig und ehrenhaft." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm ins Ohr: "Ich habe niemandem etwas erzählt, und du vermutlich auch nicht. Folglich wird meine Wohnung abgehört."
Mick war wie vor den Kopf geschlagen. Natürlich, so musste es sein - jemand hatte hier Wanzen angebracht! Und schlimmer noch: Wer solche Einzelheiten kannte, hatte nicht nur gehört, sondern auch gesehen.
Wieder nahm er sie bei den Schultern und sagte mit verhaltener Stimme: "Komm, wir gehen zu meinem Wagen."
Sie wand sich. "Wir brauchen nirgends hinzugehen. Mit uns ist es aus."
Das hatte er schon nicht akzeptieren wollen, als er sie noch für eine Komplizin hielt, und jetzt erst recht nicht, da sie offenbar unschuldig und in Gefahr war. Dieses Mal hörte er auf sein Herz, nicht auf seinen Verstand oder sein verflixtes Pflichtgefühl.
Er verstärkte den Griff um ihre Schultern und wollte ihr widersprechen, da sagte jemand: "Störe ich?"
Beide fuhren sie herum, Mick schob Delilah schnell hinter sich. Alec stand in der Tür, die buschigen schwarzen Augenbrauen hochgezogen.
Mick nahm Delilah bei der Hand und zog sie mit sich an Alec vorbei ins Treppenhaus. Dort erst fragte er ihn: "Was machst du denn hier?"
"Josh rief mich an. Er hatte einen bestimmten Verdacht und meinte, ich könnte helfen. Übrigens, die Wohnungstür war nur angelehnt." Er sah Delilah fragend an. "Was ist hier eigentlich los?"
Rasch erläuterte Mick die Sachlage. Delilah versuchte mehrfach, ihm ihre Hand zu entziehen, doch er hielt sie fest, und sie wollte keine Szene machen.
Alec wirkte keineswegs überrascht, aber schließlich war er ja Spezialist für Abhöranlagen. "Wahrscheinlich eine Minikamera", sagte er, legte seine große Hand an Delilahs Wange und sah ihr prüfend in die Augen. "Alles okay?"
"Ich werde es überleben."
Alec dachte kurz nach. "Du solltest mit zu Mick gehen. Ich untersuche deine Wohnung und… Nein?"
Sie schüttelte entschieden den Kopf. "Ich gehe nicht zu Mick."
"Doch", widersprach Mick. "Lass mich kurz mit ihr allein reden, Alec."
Ihr Lächeln, das ausschließlich an Alec gerichtet war, wirkte verkrampft. "Ich gehe ganz bestimmt nicht zu Mick."
In diesem Moment vernahmen sie polternde Schritte auf der Treppe. Mick schob erneut Delilah hinter sich und zog die Pistole, Alec stellte sich schützend vor die beiden.
Josh und Zack erreichten keuchend den Treppenabsatz. "Wir dachten, du könntest Unterstützung brauchen", erklärte Josh.
Mick knurrte. Er wusste, was Josh meinte - dass er sich nicht ordentlich bei Delilah entschuldigen würde.
Delilah jedoch verstand ihn anders. Spöttisch bemerkte sie: "Du bist mir vielleicht ein schöner Beschützer, wenn du die zwei zur Verstärkung brauchst."
Mick runzelte sie Stirn. Alec seufzte.
Wieder waren Schritte zu hören. Geduckt und mit gezogener Waffe kam Dane die Treppe hoch.
Alec sagte: "Du hast meine Nachricht also erhalten."
"Ja." Dane richtete sich auf und verstaute die Pistole im Schulterhalfter. "Was ist hier los?"
Delilah kam hinter Micks Rücken hervor und musterte die fünf Männer. "Lauft ihr alle mit Waffen in der Hand herum?"
Josh und Zack versicherten einstimmig: "Natürlich nicht."
Alec, Dane und Mick bestätigten im Chor: "Natürlich."
Unwillig wandte sie sich ab. "Ich muss weiter packen."
"Packen?" fragte Josh erschrocken.
"Fährst du weg?" Zack verstellte ihr den Weg.
Alec hielt sie an der Bluse fest, ließ sie aber sofort los, als sie sich drohend zu ihm umdrehte. "Nicht schlagen. Mag ja sein, dass du wütend auf Mick bist…"
"Das wäre ich allerdings auch", fiel Josh ihm ins Wort.
"Aber du musst doch einsehen", fuhr Alec fort, "dass du momentan Personenschutz brauchst."
Dane trat näher. "Was zum Teufel ist hier los?" wiederholte er.
Delilah reckte sich. Erleichtert stellte Mick fest, dass ihre Niedergeschlagenheit einer gesunden Portion Angriffslust Platz gemacht hatte.
"Mick hat Rudy Glasgow in der Klinik besucht. Und der hat ihm eingeredet, ich gehörte zu seiner Bande und müsste verhaftet werden." Ihr Ton war so scharf, dass alle Männer betreten zu Boden blickten. "Außerdem kannte Rudy genaue Einzelheiten aus unserem Privatleben hier."
"Aus dem Schlafzimmer", warf Zack ein und erntete einen strafenden Blick von Delilah.
"Selbstverständlich", schnaubte sie, "musste Mick das Schlimmste von mir denken."
Mick schluckte. Die anderen würden ihn bestimmt gleich lynchen. Josh
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