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Raue See

Raue See

Titel: Raue See
Autoren: Ralph Westerhoff
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leicht beleidigtem Ton, »werden das Kind schon schaukeln. Im wahrsten Sinne des Wortes.«
    »Frau Menn«, hob Zielkow mit einem Blick zur Uhr an. »Wir müssen ins Präsidium. Wir laden also jetzt am besten nur meinen Wagen aus. Ihres Wagens, Frau Kollegin, können sich die Herren dann in aller Ruhe annehmen.«
    »Denn wir haben ja Zeit …«, betonte Randolph und erntete einen bösen Blick von Wiebke.
    »Sie können Ihren Wagen auch dauerhaft hierlassen, Frau Menn. Sie bekommen natürlich einen Dienstwagen.«
    Kurze Zeit später war Zielkows Auto entladen. Bei der Verabschiedung blickte Wiebke Günter in die Augen und sagte mit einiger Genugtuung: »Ach, und wenn er dir nachts den Schlaf raubt, kannst du dich ja tagsüber noch einmal hinlegen.« Sie lächelte zufrieden. Das hatte jetzt noch sein müssen.
    Als sie in den Wagen gestiegen waren, sagte Wiebke: »Bevor wir zur Dienststelle fahren, müssen wir aber noch bei meinem Frauenarzt vorbei.«
    »Wieso denn das?«, fragte Zielkow genervt.
    »Als Milchkuh, die regelmäßig ihre Brüste abpumpen muss, bin ich für den Dienst wohl schlecht geeignet. Natürlich ginge das, ich pumpe ab, fülle um, und eine Streife macht den Milchmann.« Sie schüttelte bei der Vorstellung den Kopf. »Ehrlich, Chef: Ich muss abstillen, und das geht auf die Schnelle nur medikamentös.«
    »Dann aber mal los, die Kollegen warten nämlich schon.«
    Zielkow bugsierte das mobile Blaulicht auf seinen zivilen Dienstwagen und setzte das Auto in Bewegung, während Günter und Randolph die auf dem Bürgersteig und in Wiebkes Wagen befindlichen Sachen inspizierten und die Babysachen sowie Minka nebst Katzenklo ins Haus schafften. Als sie damit fertig waren, schüttelte Günter den Kopf. Er konnte es irgendwie immer noch nicht fassen.
    Randolph klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Sieh’s doch mal so: Du bist wahrscheinlich die am besten bezahlte Nanny in ganz Deutschland.«
    »Danke, du Arsch«, antwortete Günter.
    Dann überlegten die beiden, was ein sechs Monate altes Baby wann und in welcher Menge zu sich nehmen musste. Während Günter bei Jonas blieb, raste Randolph los, um die dringend benötigte Babynahrung einzukaufen. Im Auto lächelte er und sagte zu sich selbst: »Endlich ist hier mal wieder was los!«
    * * *
    Zielkow war im Wagen geblieben und wartete dort auf Wiebkes Rückkehr. Sie standen direkt vor der Praxis des Frauenarztes. Natürlich hatten sie auf der Wismarschen Straße keinen Parkplatz gefunden. Wenn man allerdings mit einem Dienstwagen der Polizei unterwegs war, stellten sich solche profanen Fragen nicht.
    Nach zwanzig quälend langen Minuten war sie in das Behandlungszimmer gerufen worden und hatte vom Arzt eine erste Packung des Medikaments und ein Folgerezept erhalten. Gestresst, aber auch erleichtert ging sie zurück zum Wagen, öffnete die Tür, nahm auf dem Beifahrersitz Platz und sagte: »Alles in Ordnung. Es kann losgehen.«
    »Frau Kollegin, da ist noch etwas«, murmelte Zielkow, nachdem sie den Gurt angelegt hatte.
    »Was denn noch?«, keifte Wiebke, die von der Hektik, die Zielkow verbreitete, ziemlich genervt war.
    »Sie werden die Ermittlungen nicht selbst leiten.«
    »Chef«, sagte sie unter größtmöglicher Anstrengung, einigermaßen ruhig zu bleiben. »Sie haben mich zur Leiterin der Mordkommission gemacht. Und mich aus dem Erziehungsurlaub geholt. Wieso wollen Sie dann die Ermittlungen leiten?«
    »Ich leite die Ermittlungen auch nicht.«
    »Sondern?«
    Zielkow sah aus, als suchte er nach Ausflüchten. »Wissen Sie, Frau Kollegin, nichts gegen Ihre Fähigkeiten und Erfolge. Ich glaube, Sie wissen, wie sehr ich Ihre Arbeit schätze. Aber es besteht die Möglichkeit, dass wir es wieder mit einem Serienmörder zu tun haben. Wie schon vor knapp zwei Jahren, als Sie die Ermittlungen leiteten und …«
    »Es reicht wohl nicht, dass ich damals fast draufgegangen wäre«, schnauzte sie ihn an.
    »Das soll wirklich keine Kritik sein. Aber damals haben Sie ermittelt, und wenn wir ehrlich sind, waren die Täter, die sie zunächst identifizierten, unschuldig. Wir können uns eine solche Panne nicht noch einmal leisten. Ich habe zwar eine Nachrichtensperre verhängt, aber irgendwann wird die Presse Wind von der Sache bekommen, und …«
    »Sie gehen mir mit Ihrer Pressephobie echt auf den Keks, Chef«, maulte sie aufmüpfig. »Erinnern Sie sich bitte mal daran, dass Sie es damals überhaupt erst so schlimm gemacht haben, als Sie Wolfgang Franke
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