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Raum in der Herberge

Raum in der Herberge

Titel: Raum in der Herberge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Klose
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empfunden
wird, hängt viel von den Hospitaleros ab, die dort
Dienst tun. Für mich blieb jedenfalls die komfortabelste Herberge in gewisser
Weise ungemütlich, wenn der Hospitalero unfreundlich oder desinteressiert war.
Umgekehrt fühlte ich mich in mancher weniger perfekten Albergue sehr wohl, wenn
die Betreuung stimmte. Hospitalero und Hospitalidad — Gastfreundschaft — haben denselben Wortstamm, aber nicht jeder, der als
Hospitalero Dienst tut, scheint sich dessen immer bewusst zu sein. In der
Rückschau sind mir jedenfalls vor allem jene Herbergen in Erinnerung geblieben,
deren Hospitaleros besonders liebenswürdig, warmherzig und hilfsbereit — eben
gastfreundlich — waren. Larrasoaña im Baskenland zum Beispiel, wo der alte
Bürgermeister, der zugleich als Hospitalero fungierte, es mit
Improvisationstalent, Humor und Einfühlungsvermögen schaffte, in der Herberge,
die für 30 Pilger ausgelegt ist, über 80 unterzubringen — und zwar in schönster
Eintracht. Mit guter Laune und gutem Zuspruch, hier aufmunternd eine Schulter
klopfend, dort begütigend einen Arm drückend, brachte er uns dazu, das
unbequeme Massenlager als Bewährungsprobe in Sachen Gemeinschaftssinn zu
betrachten. Wir schliefen alle nicht besonders gut in dieser Nacht. Es war zu
eng, der Fußboden hart und die Belüftung schlecht, aber am Morgen hatten wir
das Gefühl, „richtige“ Pilger geworden zu sein.
    Azofra
in Rioja, wo uns in der kleinen Privatherberge der deutsche Hospitalero Roland
abends bewirtete, ohne etwas dafür zu verlangen, und uns anderntags nicht nur
mit wertvollen Tipps und guten Ratschlägen, sondern auch mit seiner
Telefonnummer versehen wieder auf den Weg schickte: „Wann immer ihr Probleme
habt, ruft mich an.“
    Mansilla
nahe León, wo ich fiebrig, elend und mit schweren Magenproblemen ankam und von
der spanischen Hospitalera Laura und ihrem deutschen Kollegen Wolf
hochgepäppelt und erst wieder auf den Camino entlassen wurde, nachdem ich ein
Frühstück problemlos bei mir behalten konnte. Meine schmutzige Wäsche hatten
sie, während ich im Delirium lag, stillschweigend gewaschen, getrocknet und
neben meinen Rucksack gelegt.
     
    Als
am Ende meines Camino aus der vagen Idee, als Hospitalera zurückzukommen, ein
fester Vorsatz geworden war, wollte ich selbstverständlich eine von denjenigen
werden, an die sich die Pilger wegen ihrer besonderen Gastfreundlichkeit
erinnerten.
    Hinzu
war unterdessen eine gute Portion Abenteuerlust gekommen. Es reizte mich
ungeheuer, für absehbare Zeit in ein ganz anderes Leben einzutauchen, eine
Arbeit zu verrichten, die sich völlig von meinem Job als Journalistin
unterschied. Bereits in Santiago zog ich Erkundigungen ein, fragte im
Pilgerbüro, welche Voraussetzungen ich als Hospitalera zu erfüllen hätte.
    Auf
jeden Fall sollte ich etwas Spanisch können — was ich tat — und mir darüber im
Klaren sein, dass Hospitaleros volutarios , die
freiwilligen Helfer in den Pilgerunterkünften, lediglich für Kost und Logis
arbeiteten. Meine Anreise müsste ich selbst bezahlen. So ähnlich hatte ich mir
das bereits vorgestellt.
    Des
Weiteren verwies man mich auf die Pfarrherberge von Grañón, wo ein Pater namens
José Ignacio regelmäßig Cursillos , kleine Ausbildungskurse für zukünftige Hospitaleros
abhielt und diese später dorthin vermittelte, wo gerade Hilfe gebraucht wurde.
    David,
der schon früher einmal in Santiago gewesen war, kannte dort eine spanische
Studentin namens Ana. Sie hatte bereits als Hospitalera gearbeitet, deshalb
arrangierte er ein Treffen mit ihr.
    „Was
hat es mit diesen Kursen für Hospitaleras auf sich?“, wollte ich von Ana
wissen.
    „Den
Camino bist du schon gegangen?“, fragte sie zurück. „Dann weißt du ja ohnehin,
worauf es ankommt. Und wie alt bist du? Fünfzig? Das hätte ich jetzt zwar nicht
gedacht, aber dann brauchst du so einen Kurs erst recht nicht. In meinem Cursillo waren fast nur junge spanische Mädels, die den
Camino selbst noch nicht gegangen waren, aber in den Ferien mal was Soziales
machen wollten.“
    Trotzdem
telefonierte ich später von Deutschland aus mit Pater José Ignacio, ließ mir
die Termine für die Hospitalero-Kurse faxen und stellte fest, dass ich keines
der Daten mit meinem Dienstplan vereinbaren konnte. Ich rief den Pater wieder
an. „Ach, da Sie ja den Camino kennen, dürfte es genügen, wenn Sie einfach
kommen“, erteilte er mir fernmündlich die Absolution. „Alles, was Sie wissen
müssen, können Sie

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