Raum
und viereckig, wenn ich mit dem Daumen an einem von den Schaltern wackle, drehen sich die Jeepräder ganz schnell, wrummmm .
»Es ist ein verspätetes Geburtstagsgeschenk.«
Ich weiß, wer das mitgebringt hat, Old Nick nämlich, aber sie sagt es nicht.
Ich will meine Cornflakes nicht essen, aber Ma sagt, sofort danach darf ich wieder mit dem Jeep spielen. Ich esse 21 Stück, dann habe ich keinen Hunger mehr. Ma sagt, das ist Verschwendung, deshalb isst sie den Rest.
Ich finde heraus, wie man Jeep nur mit der Fernsteuerung bewegt. Die dünne silberne Antenne kann ich total lang oder total kurz machen. Mit einem Schalter lässt man den Jeep vor und zurück fahren, mit dem anderen von einer Seite zur anderen. Wenn ich beide gleichzeitig drücke, wird Jeep gelähmt wie von einem Giftpfeil und macht arghhhhh.
Ma sagt, sie fängt besser mal mit Putzen an, weil Dienstag ist. »Vorsichtig«, sagt sie, »denk dran, er ist zerbrechlich.«
Das weiß ich schon. Alles ist zerbrechlich.
»Und wenn du ihn lange Zeit angeschaltet lässt, verbrauchen sich die Batterien, und Ersatz haben wir nicht.«
Ich kann Jeep überall in Raum herumfahren lassen, es geht ganz einfach außer am Rand von Teppich, die rollt sich unter den Rädern auf. Fernsteuerung hat zu sagen, sie befiehlt: »Jetzt aber mal los, du lahmarschiger Jeep. Zweimal um das Tischbein da, hopp hopp. Nicht schlappmachen mit den Rädern.« Manchmal ist Jeep müde, dann dreht Fernsteuerung an seinen Rädern, grrrrrrrrrr . Der ungezogene Jeep versteckt sich in Schrank, aber Fernsteuerung findet ihn mit Zauberkraft und lässt ihn vor- und zurücksausen und gegen die Latten krachen.
Dienstage und Freitage riechen immer nach Essig. Der Lappen war mal eine von meinen Windeln, die ich anhatte, bis ich eins war, jetzt schrubbt Ma damit unter Tisch. Bestimmt wischt sie das Netz von Spinne weg, aber es ist mir eigentlich egal. Dann holt sie Staubsauger, der alles laut und staubig macht, wah wah wah .
Jeep schleicht sich unter Bett. »Komm zurück, mein süßer kleiner Jeepy«, sagt Fernsteuerung. »Wenn du dich in einem Fisch im Fluss verwandelst, dann bin ich der Fischer und fange dich in meinem Netz.« Aber Jeep, dieser Schelm, ist ganz still, bis Fernsteuerung mit der Antenne ganz drin ein Schläfchen hält, dann schleicht sich Jeep hinter sie und nimmt ihr die Batterien raus, hahaha.
Ich spiele den ganzen Tag mit Jeep und Fernsteuerung. Nur als ich in Wanne bin, müssen sie auf Tisch parken, damit sie nicht rostig werden. Als wir Geschrei spielen, recke ich sie fast bis Oberlicht hoch und mache so laut wie möglich wrummm mit seinen Rädern.
Ma legt sich wieder hin und hält sich die Zähne. Manchmal atmet sie ganz tief aus und aus und aus.
»Warum schnaufst du so lange?«
»Ich versuche, drüber wegzukommen.«
Ich gehe hin, setze mich neben ihren Kopf und streiche ihr die Haare aus den Augen, ihre Stirn ist glitschig. Sie nimmt meine Hand und hält sie ganz fest. »Ist schon in Ordnung.«
Es sieht aber nicht in Ordnung aus. »Willst du mit Jeep und Fernsteuerung und mir spielen?«
»Vielleicht später.«
»Wenn du spielst, ist die Willenssache nicht mehr so wichtig.«
Sie lächelt ein bisschen, aber beim nächsten Atmer ist es lauter, als wenn man stöhnt.
Um 05:57 sage ich: »Ma, es ist fast sechs.« Also steht sie auf und macht das Abendessen, aber sie isst nichts davon. Jeep und Fernsteuerung warten in Wanne, weil er jetzt trocken ist, er ist ihre Geheimhöhle. »Eigentlich ist Jeep gestorben und in den Himmel gekommen«, sage ich und esse ganz schnell mein Hühnerfleisch.
»Ist nicht wahr!«
»Aber dann in der Nacht, als Gott geschlafen hat, ist Jeep rausgeschlichen, und dann ist er den Bohnenstängel bis Raum runtergerutscht, damit er mich besuchen kann.«
»Das war ganz schön pfiffig von ihm.«
Ich esse drei grüne Bohnen und trinke einen großen Schluck Milch und dann noch drei hinterher. Bei fünf ginge es noch schneller, aber das kann ich mir nicht vorstellen, da würde mein Hals zugehen. Einmal, als ich vier war, hat Ma auf die Einkaufsliste geschrieben: Grüne Bohnen/anderes TK -Gemüse, und ich habe Grüne Bohnen mit dem orangenen Bleistift durchgekrakelt, das fand sie lustig. Am Ende esse ich das weiche Brot, weil ich es gern im Mund behalte wie ein Kissen. »Danke, Jesuskind, vor allem für das Hühnerfleisch«, sage ich, »und bitte so bald keine grünen Bohnen mehr. Sag mal, warum bedanken wir uns eigentlich beim Jesuskind und nicht
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