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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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oh Gott!«
    »Ganz, ganz echt in echt. Aua aua aua.«
    Ihr Gesicht wird anders. »Du kannst ruhig einen Eiswürfel lutschen, wenn du willst. Dafür musst du nicht erst Zahnschmerzen haben.«
    »Cool.«
    »Du sollst mir nicht solche Angst machen.«
    Ich wusste gar nicht, dass ich ihr Angst machen kann. »Vielleicht tut es ja weh, wenn ich sechs bin.«
    Als sie die Eiswürfel aus Frierer holt, pustet sie Luft aus ihren Backen.
    »Wer dreimal lügt, dem glaubt man nicht.«
    Aber ich habe ja gar nicht gelogen, nur so getan.
    Es regnet den ganzen Nachmittag. Gott schaut kein einziges Mal rein. Wir singen Stormy Weather und It’s Raining Men und das andere Lied, wo es darum geht, wie die Wüste den Regen vermisst.
    Das Abendessen ist Fischstäbchen und Reis, ich darf die Zitrone ausquetschen, sie ist nicht in echt, nur aus Plastik. Einmal haben wir eine richtige Zitrone gehabt, aber die ist zu schnell geschrumpelt. Ma macht ein Stück von ihrem Fischstäbchen in die Erde unter Pflanze.
    Der Zeichentrickplanet kommt abends nicht, vielleicht weil es dunkel ist und die da keine Lampen haben. Heute Abend suche ich mir Kochen aus, es ist aber kein richtiges Essen, sie haben nämlich überhaupt keine Dosen. Die Sie und der Er lächeln sich an und machen ein Fleisch mit obendrauf Teig und grüne Sachen drum rum und andere grüne Sachen auf Häufchen. Dann schalte ich um auf den Fitnessplaneten, wo Personen in Unterwäsche mit lauter Maschinen immer wieder dasselbe machen müssen, ich glaube, sie sind eingesperrt. Das ist bald vorbei, und dann kommen die Personen von Zuhause im Glück , die bauen Häuser in alle möglichen Formen um und malen sie in einer Million verschiedener Farben an, sie machen die Farbe nicht nur auf ein Bild, sondern über alles. Häuser, das sind ganz viele Räume, die zusammenkleben, da wohnen Fernseher-Personen drin, aber manchmal gehen sie auch raus, und dann passiert ihnen Wetter.
    »Wie wäre es, wenn wir das Bett da hinstellen?«, fragt Ma.
    Ich glotze sie an, dann gucke ich dahin, wo sie hinzeigt. »Das ist doch Fernseherwand.«
    »Nur, weil wir sie so nennen«, sagt sie, »aber vielleicht würde das Bett da hinpassen, zwischen das Klo und … wir müssten den Schrank ein bisschen verrücken. Die Kommode stünde dann genau hier, wo das Bett war, und der Fernseher obendrauf.«
    Ich schüttele ganz viel den Kopf. »Dann könnten wir ja gar nichts sehen.«
    »Doch, wenn wir uns da drüben in den Schaukelstuhl setzen.«
    »Keine gute Idee.«
    »Na gut, vergiss es.« Ma faltet ganz fest die Arme zusammen.
    Die Frau im Fernseher weint, weil ihr Haus jetzt gelb ist. »Hat ihr braun besser gefallen?«, frage ich.
    »Nein«, sagt Ma. »Sie ist so glücklich, dass sie weinen muss.«
    Das ist ja komisch. »Ist sie traurigfroh so wie du, wenn schöne Musik im Fernsehen kommt?«
    »Nein, sie ist einfach bescheuert. So, jetzt schalten wir das Fernsehen mal ab.«
    »Nur noch fünf Minuten. Bitte.«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Ich mache auch Papagei, diesmal mache ich es noch besser.« Ich passe genau auf die Frau im Fernseher auf und sage: »Ein Traum ist wahr geworden. Also wirklich, Darren, das übersteigt meine kühnsten Erwartungen, dieses Gesims …«
    Ma drückt auf Aus. Ich will sie fragen, was ein Gesims ist, aber ich glaube, sie ist immer noch sauer wegen dem Möbelverrücken, was für eine verrückte Idee.
    In Schrank soll ich eigentlich schlafen, aber ich zähle Streite. In drei Tagen hatten wir drei Stück, einen wegen den Kerzen und einen wegen Freund Maus und einen wegen Lucky. Wenn fünf sein heißt, dass man sich jeden Tag streitet, wäre ich lieber wieder vier.
    »Gute Nacht, Raum«, sage ich ganz leise. »Gute Nacht, Lampe und Ballon.«
    »Gute Nacht, Herd«, sagt Ma, »und gute Nacht, Tisch.«
    Ich grinse. »Gute Nacht, Wörterball. Gute Nacht, Fort. Gute Nacht, Teppich.«
    »Gute Nacht, Luft«, sagt Ma.
    »Gute Nacht, ihr ganzen Geräusche.«
    »Gute Nacht, Jack.«
    »Gute Nacht, Ma. Und die Läuse, vergiss die Läuse nicht.«
    »Machst du schnell die Äuglein zu, geben alle Läuse Ruh.«
     
     
     
    Als ich aufwache, ist Oberlicht ganz blau in seinem Glas, nicht mal in den Ecken ist noch Schnee. Ma sitzt auf ihrem Stuhl und hält sich das Gesicht, das heißt Aua. Sie guckt was auf Tisch an, zwei Sachen.
    Ich springe auf und grapsche es. »Es ist ein Jeep. Ein Jeep mit Fernsteuerung!« Ich lasse ihn durch die Luft zoomen, er ist rot und so groß wie meine Hand. Die Fernsteuerung ist silbern

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