Raum
ihm was Schweres auf den Kopf hauen.«
Ich halte mir den Mund und die Nase zu, aber die Gluckser sprudeln trotzdem raus.
»Das ist nicht witzig. Es ist alles andere als witzig.«
Ich sehe wieder ihren Hals, die Flecken, die er ihr gemacht hat, da muss ich nicht mehr glucksen.
Der Haferbrei ist immer noch zu heiß, deshalb gehen wir noch mal auf Bett und kuscheln.
Heute Morgen kommt Dora , hurra. Sie ist auf einem Boot, das fast in ein Schiff kracht, wir müssen mit den Armen wedeln und rufen: »Pass auf!«, aber Ma ruft nicht. Schiffe sind nur Fernseher und das Meer auch, außer wenn unsere Kacka und unsere Briefe da ankommen. Oder vielleicht sind die ja auch nicht mehr in echt, wenn sie erst mal da ankommen. Alice sagt, wenn sie im Meer ist, kann sie mit der Eisenbahn nach Hause fahren, das ist altmodisch für Zug. Wälder sind Fernseher und Dschungel auch und Wüsten und Straßen und Wolkenkratzer und Autos. Tiere sind auch Fernseher, außer Ameisen und Spinne und Freund Maus, aber der ist wieder weggegangen. Bazillen sind in echt, und Blut. Jungen sind Fernseher, aber sie sehen ungefähr so aus wie ich, der Ich im Spiegel, der ist ja auch nicht in echt, nur ein Bild. Manchmal mache ich meinen Pferdeschwanz auf und tue meine Haare überall hin und schlängele mit meiner Zunge durch, dann strecke ich mein Gesicht raus und rufe: Buh!
Es ist Mittwoch, also waschen wir unsere Haare. Wir machen uns Schaumturbane mit Spüli. Ich gucke mir Mas ganzen Hals an, nur nicht da.
Sie macht mir einen Schnurrbart, aber der kitzelt zu viel, deshalb reibe ich ihn ab. »Und wie wäre es mit einem richtigen Bart?«, fragt sie. Sie macht als Bart lauter Schaum auf mein Kinn.
»Ho ho ho. Ist der Nikolaus ein Riese?«
»Ziemlich groß ist er schon, glaube ich«, sagt Ma.
Ich denke, der muss in echt sein, weil er uns die Millionen von Schokolädchen in der Schachtel mit dem lila Band gebringt hat.
»Ich werde einmal der Riesentöter-Riese Jack. Ich werde ein guter Riese. Dann finde ich alle Bösen und schlage ihnen die Köpfe ab, zeng zong.«
Wir machen unsere Trommeln. In ein paar Schraubgläser tun wir mehr Wasser und aus anderen schütten wir einen kleinen Wasserfall. Aus einem baue ich mir einen Jumbo-Megatron-Transformerfighter mit Antischwerkraft-Blaster, eigentlich ist es Holzlöffel.
Ich drehe mich um und gucke auf Impression – Sonnenaufgang . Da gibt es ein schwarzes Boot mit zwei winzigen Personen und darüber Gottes gelbes Gesicht und wuscheliges Orange-Licht auf dem Wasser und so blaues Zeugs, ich glaube, das sollen andere Boote sein, schwer zu sagen, weil es Kunst ist.
Für Sport sucht Ma sich Inseln aus, das heißt, ich stehe auf Bett, und Ma tut die Kissen und Stuhlschaukel und die Stühle und Teppich, die ist ganz zusammengefaltet, und Tisch und Müll an lauter überraschende Stellen. Ich darf jede Insel nicht zweimal besuchen. Stuhlschaukel ist am schwierigsten, die versucht immer, mich runterzukatapultieren. Ma schwimmt herum und ist das Ungeheuer von Loch Ness und versucht, meine Füße zu fressen.
Jetzt bin ich dran. Ich suche mir Kissenschlacht aus, aber Ma sagt, aus meinem Kissen kommt schon der Schaum raus, deshalb machen wir lieber Karate. Wir verbeugen uns immer, um unserem Gegner Respekt zu zeigen. Dann schreien wir ganz wild huh und hi-jah. Einmal schlage ich zu fest zu und tue Mas Handgelenk weh, aber aus Versehen.
Sie ist müde, deshalb sucht sie sich Augengymnastik aus, das heißt, sich nebeneinander auf Teppich legen, die Arme angelegt, damit wir beide draufpassen. Wir gucken erst auf entfernte Sachen wie zum Beispiel Oberlicht und dann auf was Nahes wie unsere Nasen, wir müssen ganz schnell zwischen den beiden hin und her gucken.
Während Ma das Mittagessen heiß macht, lasse ich den armen Jeep überall herumzoomen, weil er nicht mehr alleine fahren kann. Fernsteuerung kann Sachen anhalten, er erstarrt Ma wie einen Roboter. »Jetzt wieder an«, sage ich.
Sie rührt wieder im Topf. »Jetzt wird gemampft«, sagt sie.
Gemüsesuppe, bääh . Ich blubbere Blasen, damit sie mehr Spaß macht.
Für das Mittagsschläfchen bin ich noch nicht müde genug, deshalb hole ich ein paar Bücher runter. Ma macht die Stimme: »Hierrr kommt Dylan« , dann hört sie auf. »Ich kann Dylan nicht ausstehen.«
Ich starre sie an. »Aber er ist doch mein Freund.«
»Ach, Jack … Ich kann das Buch einfach nicht leiden. Verstehst du … es ist nicht so, dass ich Dylan selbst nicht leiden könnte.«
»Und
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