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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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ihm?«
    »Ihm?«
    Ich nicke in Richtung Türe.
    Trotzdem ich gar nicht den Namen gesagt habe, verzieht sie das Gesicht. »Warum sollten wir uns bei dem denn bedanken?«
    »Hast du aber neulich Abend gemacht, für das Essen und weil er den Schnee weggemacht hat und für die Hose.«
    »Du sollst nicht lauschen.« Manchmal, wenn sie richtig wütend ist, geht ihr Mund ganz weit auf. »Es war kein ehrlicher Dank.«
    »Aber warum …«
    Sie platzt dazwischen: »Er bringt die Sachen nur. Er ist nicht der, der den Weizen auf dem Feld wachsen lässt.«
    »Was für ein Feld?«
    »Er kann nicht die Sonne darauf scheinen oder es regnen lassen oder überhaupt irgendwas.«
    »Aber Ma, Brot kommt doch nicht von Feldern.«
    Sie presst die Lippen aufeinander.
    »Warum hast du gesagt …«
    »Es ist doch bestimmt schon Zeit fürs Fernsehen«, sagt sie schnell.
    Es kommen Videos, die finde ich toll. Meistens hüpft Ma mit mir herum, aber heute nicht. Ich springe auf Bett und bringe Jeep und Fernsteuerung bei, wie man mit dem Popo wackelt. Es kommen Rihanna und T.I. und Lady Gaga und Kanye West. »Warum haben Rapper sogar abends Sonnenbrillen auf?«, frage ich Ma. »Tun ihnen die Augen weh?«
    »Nein, sie wollen nur cool aussehen. Und sie wollen nicht, dass ihnen die Fans ins Gesicht glotzen, weil sie so berühmt sind.«
    Ich bin durcheinander. »Warum sind die Fans berühmt?«
    »Nein, ich meine die Stars.«
    »Und die wollen das nicht?«
    »Na ja, ich schätze schon«, sagt Ma und steht auf, um Fernseher auszuschalten. »Aber sie wollen auch ein bisschen für sich sein.«
    Als ich was kriege, erlaubt Ma mir nicht, dass ich Jeep und Fernsteuerung mit ins Bett bringe, trotzdem sie meine Freunde sind. Und dann sagt sie, dass sie hoch auf Regal müssen, wenn ich schlafe. »Sonst knuffen sie dich in der Nacht.«
    »Nein, tun sie nicht, sie versprechen es.«
    »Hör zu, den Jeep räumen wir weg, und du darfst mit der Fernsteuerung schlafen. Die ist ja kleiner, solange die Antenne drin ist. Abgemacht?«
    »Abgemacht.«
    Als ich in Schrank bin, sprechen wir durch die Ritzen. »Gott beschütze Jack«, sagt sie.
    »Gott beschütze Ma, und er soll ihre Zähne wieder gesund zaubern. Gott beschütze Jeep und Fernsteuerung.«
    »Gott beschütze die Bücher.«
    »Gott beschütze alles hier und das Weltall und auch Jeep. Ma?«
    »Ja?«
    »Wo sind wir, wenn wir schlafen?«
    Ich kann sie gähnen hören. »Na, hier.«
    »Aber die Träume.« Ich warte. »Sind die Fernseher?« Sie antwortet immer noch nicht. »Gehen wir zum Träumen in Fernseher?«
    »Nein. Wir sind immer nur hier.« Ihre Stimme hört sich an, als wäre sie ganz weit weg.
    Ich liege zusammengerollt da und spiele mit den Fingern an den Schaltern. Dann flüstere ich: »Könnt ihr nicht schlafen, kleine Schalter? Ist schon in Ordnung, trinkt was.« Ich lege sie mir an die Nippel, sie wechseln sich ab. Ich bin fast am Schlafen, aber nur fast.
    Piep, piep, piep . Das ist Türe.
    Ich spitze die Ohren. Da kommt auch schon die kalte Luft rein. Wenn ich meinen Kopf aus Schrank hätte, würde Türe aufgehen, und ich wette, ich könnte ganz genau die Sterne und die Raumschiffe und die Planeten und die Aliens sehen, die in Ufos rumdüsen. Ich wünschte, wünschte, wünschte, dass ich das sehen könnte.
    Bumm . Das ist Türe, der zugeht, und Old Nick erzählt Ma, dass es irgendwas nicht gab und was anderes sowieso unverschämt teuer war.
    Ich frage mich, ob er hochgeguckt und Jeep gesehen hat. Ja, er hat ihn mir mitgebringt, aber ich glaube nicht, dass er schon mal mit ihm gespielt hat. Er weiß nicht, wie Jeep plötzlich losrast, wenn ich Fernsteuerung anschalte, wrummm .
    Heute Abend reden Ma und er nur ein bisschen miteinander. Lampe geht aus, und Old Nick quietscht das Bett. Manchmal zähle ich Einer statt Fünferpäckchen, nur so zur Abwechslung. Aber dann komme ich aus der Reihe und zähle wieder Fünfer, das geht schneller, ich komme bis 387.
    Alles ruhig. Ich denke, er muss eingeschlafen sein. Schaltet Ma auch aus, wenn er aus ist, oder bleibt sie wach und wartet, dass er wieder weg ist? Vielleicht sind sie ja beide aus und nur ich bin an, komisch. Ich könnte mich aufsetzen und aus Schrank rauskrabbeln, sie würden es nicht mal merken. Ich könnte ein Bild von ihnen in Bett malen oder so was. Ich frage mich, ob sie nebeneinander liegen oder auseinander.
    Dann kommt mir ein schrecklicher Gedanke. Was ist, wenn er gerade was kriegt? Würde Ma ihm was geben, oder würde sie sagen: Kommt nicht

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