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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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schwarzen Dreieck auf dem Kinn. Er lässt die Maske wieder zurückschnappen. Seine Wörter kommen durch das Weiße. »Hier ist für jeden von euch auch eine.«
    Ma nimmt die Masken. »Muss das unbedingt sein?«
    »Denken Sie an all das, was so durch die Gegend schwirrt und mit dem Ihr Sohn vermutlich noch nie in Berührung gekommen ist.«
    »Na gut.« Sie macht eine Maske auf sich drauf und eine auf mich, mit Schleifen hinter den Ohren. Die drückt, das mag ich nicht. »Ich sehe überhaupt nichts rumschwirren«, flüstere ich zu Ma.
    »Bazillen«, sagt sie.
    Ich dachte immer, die sind nur in Raum, ich wusste gar nicht, dass die Welt auch voll davon ist.
    Wir gehen in ein großes, angezündetes Gebäude, ich meine schon, das ist das Revier, ist es aber nicht. Da ist eine, die heißt Aufnahme und tippt auf einem … ich weiß, das ist ein Computer, genauso wie im Fernseher. Alle sehen aus wie die Personen auf dem Doktorplaneten, ich darf nicht vergessen, dass die hier in echt sind.
    Dann sehe ich was, das Coolste überhaupt, so ein riesiges Glas mit Ecken, aber statt Dosen und Schokoriegeln sind da lebendige Fische drin, die schwimmen und spielen Verstecken mit Steinen. Ich zerre, aber Ma will nicht mitkommen, sie redet immer noch mit der Aufnahme, die hat auch einen Namen auf ihrem Etikett, ihrer ist Pilar.
    »Hör mal, Jack«, sagt Dr. Clay, dabei knickt er die Beine ein wie ein riesiger Frosch, warum macht er das? Sein Kopf ist beinahe neben meinem, seine Haare sind nur Fusseln und höchstens einen halben Zentimeter lang. Er hat seine Maske nicht mehr an, nur noch ich und Ma. »Wir müssen uns deine Ma in dem Raum da mal kurz anschauen, okay?«
    Er sagt das zu mir. Aber er hat sie doch schon angeguckt.
    Ma schüttelt den Kopf. »Jack bleibt bei mir.«
    »Dr. Kendrick … das ist die diensthabende Allgemeinmedizinerin … ich fürchte, Dr. Kendrick muss unverzüglich die üblichen Untersuchungen zur Beweissicherung durchführen. Blut, Urin, Haare, Partikel unter den Fingernägeln, oraler und vaginaler Abstrich und …«
    Ma starrt ihn an. Sie pustet die Luft aus den Backen. »Ich bin gleich da drüben«, sagt sie und zeigt auf eine Tür. »Und wenn du mich rufst, kann ich dich hören, okay?«
    »Nicht okay.«
    »Bitte. Du bist doch so ein mutiger JackerJack gewesen, und jetzt dauert es nicht mehr lange. Okay?«
    Ich klammere mich an ihr fest.
    »Hmm, vielleicht könnte er ja mit reinkommen, und wir stellen eine Trennwand auf«, sagt Dr. Kendrick. Ihre Haare haben eine Farbe wie Sahne und sind alle auf ihrem Kopf hochgedreht.
    »Ein Fernseher?«, flüstere ich zu Ma. »Da drüben ist eins.« Es ist total viel größer als das in Raum, da tanzen welche, und die Farben sind viel blitziger.
    »Warum eigentlich nicht«, sagt Ma. »Könnte er vielleicht hier in der Aufnahme sitzen bleiben? Das würde ihn vielleicht ablenken.«
    Die Pilar-Frau ist hinter der Theke und spricht am Telefon, sie lächelt mich an, aber ich tue so, als sehe ich es nicht. Es gibt jede Menge Stühle, Ma sucht einen für mich aus. Ich gucke ihr nach, wie sie mit den Ärzten fortgeht. Ich muss mich an dem Stuhl festhalten, damit ich ihr nicht hinterherrenne.
    Es gibt einen neuen Planeten mit einem Footballspiel, die Personen haben riesige Schultern und Helme. Ich frage mich, ob das wirklich in echt passiert oder ob es nur Bilder sind. Ich gucke nach dem Fischglas, aber es ist zu weit weg, ich kann die Fische nicht sehen, aber da sein müssen sie noch, sie können ja nicht gehen. Die Tür, wo Ma reingegangen ist, steht ein bisschen auf, ich glaube, ich höre ihre Stimme. Warum wollen sie Blut von ihr haben und Pipi und Fingernägel? Sie ist immer noch da, trotzdem ich sie nicht sehe, genau wie sie die ganze Zeit in Raum war, als ich unsere spannende Flucht gemacht habe. Old Nick ist in seinem Laster weggedüst, jetzt ist er nicht in Raum, und im Draußen ist er auch nicht, ich sehe ihn nämlich nicht im Fernseher. Mein Kopf ist schon ganz abgenutzt, so viel muss ich überlegen.
    Ich hasse es, wie die Maske drückt. Ich setze sie mir auf den Kopf. Sie hat einen steifen Teil, da ist ein Draht drin, glaube ich, der hält mir die Haare aus den Augen. Jetzt gibt es Panzer in einer Stadt, die ganz kaputt gemacht ist, eine alte Person weint. Ma ist schon lange in dem anderen Raum, tun sie ihr etwa weh? Die Pilar-Frau redet immer noch am Telefon. Noch ein anderer Planet, diesmal reden Männer in einem gigantossalen Raum, alle haben Jacketts an, ich

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