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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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schlafe gar nicht.
    »Ich verstehe vollkommen«, sagt Dr. Clay. »Nur Größe und Gewicht, und dann kümmert sie sich noch um die Verletzungen. Einverstanden?«
    Nach einer Sekunde nickt Ma.
    Ich will nicht, dass Dr. Kendrick mich anfasst, aber ich habe gar nichts dagegen, mich auf die Maschine zu stellen, die mein Schwer zeigt. Wenn ich mich aus Versehen an die Wand lehne, macht Ma mich wieder gerade. Dann stelle ich mich an Zahlen, genau wie wir es neben Türe gemacht haben, aber hier sind es viel mehr, und die Linien sind nicht so krumm. »Das machst du prima«, sagt Dr. Clay.
    Dr. Kendrick schreibt eine Menge Sachen auf. Sie hält Maschinen auf meine Augen und in meine Nase und in meinen Mund, und dann sagt sie: »Scheint ja alles tipp-topp zu sein.«
    »Wir putzen sie jedes Mal nach dem Essen.«
    »Wie bitte?«
    »Schön langsam und lauter«, sagt Ma.
    »Wir putzen sie nach dem Essen.«
    Dr. Kendrick sagt: »Ich wünschte mir, alle meine Patienten würden so auf sich achten.«
    Ma hilft mir, mein T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Dabei fällt die Maske runter, und ich ziehe sie wieder an. Dr. Kendrick will, dass ich meine ganzen Teile bewege. Sie sagt, meine Hüften sind einwandfrei, aber eine Messung der Knochendichte könnte nicht schaden, das ist so was wie Röntgen. Auf meinen Handflächen und meinen Beinen gibt es Kratzer, die sind von wie ich aus dem Laster gesprungen bin. Das rechte Knie hat lauter getrocknetes Blut. Ich zucke, als Dr. Kendrick es berührt.
    »Tut mir leid«, sagt sie.
    Ich drücke mich gegen Mas Bäuchlein, das Papier ist zerknittert. »Bestimmt springen Bazillen in das Loch, und dann bin ich tot.«
    »Keine Sorge«, sagt Dr. Kendrick, »ich habe hier was ganz Spezielles, damit wischen wir sie alle weg.«
    Es brennt. Sie macht es auf meinen gebissenen Finger an der linken Hand, wo der Hund mein Blut getrunken hat. Dann tut sie was auf mein Knie, es ist wie Klebeband, aber mit Gesichtern drauf, es sind Dora und Boots, sie winken mir zu. »Oh, oh …«
    »Tut das weh?«
    »Sie haben ihn gerade oberglücklich gemacht«, sagt Ma zu Dr. Kendrick.
    »Bist du etwa ein Fan von Dora ?«, fragt Dr. Clay. »Meine Nichte und mein Neffe auch.« Seine Zähne grinsen wie Schnee.
    Dr. Kendrick tut noch mal Dora und Boots auf meinen Finger, es ist eng.
    Schlimmerzahn ist immer noch sicher an der Seite von meiner Socke verstaut. Als ich mein T-Shirt und die Decke wieder anziehe, reden die Ärzte ganz leise zusammen, dann sagt Dr. Clay: »Weißt du, was eine Nadel ist, Jack?«
    Ma stöhnt. »Also wirklich.«
    »Dann kann das Labor gleich morgen früh ein komplettes Blutbild erstellen. Hinweise auf Infektionen, Ernährungsdefizite … alles verwertbares Beweismaterial, und was noch wichtiger ist, es hilft uns herauszufinden, was Jack unmittelbar braucht.«
    Ma sieht mich an. »Kannst du noch eine Minute der Superheld sein, damit Dr. Kendrick dich in den Arm pieksen kann?«
    »Nein.« Ich verstecke meine zwei Arme unter der Decke.
    »Bitte.«
    Trotzdem nein, meinen ganzen Mut habe ich jetzt verbraucht.
    »Ich brauche nur so viel«, sagt Dr. Kendrick und hält ein Rohr hoch.
    Das ist viel mehr als bei einem Hund oder einer Mücke, dann habe ich ja kaum noch was übrig.
    »Und danach kriegst du … was würde er gern haben?«, fragt Dr. Kendrick Ma.
    »Ich möchte in Bett.«
    »Sie meint was Süßes«, sagt Ma. »Einen Kuchen oder so was.«
    »Hmm, ich glaube nicht, dass wir gerade Kuchen dahaben, die Küche hat schon zu«, sagt Dr. Clay. »Aber wie wäre es mit einem Lutscher?«
    Pilar bringt eine Schüssel rein, die ist voller Lutscher, das sind nämlich Lollis.
    Ma sagt: »Na los, such dir einen aus.«
    Aber es gibt zu viele, in Gelb und Grün und Rot und Blau und Orange. Sie sind ganz platt wie Kreise, nicht Bälle wie der von Old Nick, den Ma in Müll geworfen hat und den ich trotzdem gelutscht habe. Ma sucht für mich aus, es ist ein roter, aber ich schüttele den Kopf, weil der von ihm auch rot war. Ich glaube, dass ich wieder weinen muss. Ma sucht einen grünen aus. Pilar macht das Plastik ab. Dr. Clay sticht die Nadel in meinen Ellbogen, und ich schreie und versuche mich loszustrampeln, aber Ma hält mich fest, sie steckt mir den Lolli in den Mund, und ich lutsche, aber es hört überhaupt nicht auf wehzutun. »Gleich vorbei«, sagt sie.
    »Ich will nicht.«
    »Guck, die Nadel ist schon raus.«
    »Gut gemacht«, sagt Dr. Clay.
    »Nein, den Lutscher.«
    »Du hast doch deinen

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