Raumgefechte (Chronik der Sternenkrieger 5-8, Sammelband - 500 Seiten Science Fiction Abenteuer) (German Edition)
Familie von diesem Fluch zu befreien, war eine Haupttriebfeder für Reich gewesen. Er hatte dem Technologiekonzern TR-Tec bei der Übernahme der Geschäfte von seinem gleichnamigen Vater eine Kurskorrektur verpasst und in die Bio-Technik investiert – im Nachhinein betrachtet ein Erfolgsrezept. Ted Reichs Ziel hatten die Forscher in der Konzernzentrale, die unter seinem Nachfolger vor dreißig Jahren aus Sicherheitsgründen ins Einstein-System verlegt worden war, schließlich erreicht. Es gab eine Therapie, die es ermöglichte, das Marquanteur-Gen aus der Keimbahn zu entfernen und damit Reichs Nachkommen von der Bedrohung durch diese Krankheit zu befreien.
Für Ted Reich selbst war diese Entwicklung jedoch zu spät gekommen. Ihm hatte man nicht mehr helfen können.
Tragisch, dachte Zaid, der Lordmanager der Genetiker-Föderation, während er den Blick über die Stadt schweifen ließ. Unzählige Antigrav-Gleiter schwebten um die Kuppeln und Türme von Future City. Man war unwillkürlich an einen Bienenstock erinnert. In der Ferne glitzerte die untergehende Sonne Aurelis in den Fluten des Robert Koch Meeres, einem Binnensee von der Größe Nordamerikas, an dessen Küste die wichtigsten Städte Genets wie an einer Perlenkette lagen: Neben Future City selbst waren das Helix, Genetica und Aurelis Town. Sven Reich versucht, das Erbe seines Großvaters zu bewahren und in seinem Sinn fortzusetzen – aber er wird irgendwann einsehen müssen, dass er den Weg freimachen muss. Freimachen für jene Geschöpfe, denen sein Konzern erst die Existenz ermöglichte – die ihm und seinesgleichen aber weit überlegen sind.
Aber noch war dieser Zeitpunkt nicht gekommen, und das wusste auch Jurij Zaid. Noch war der enorme Einfluss, den Reich und seine Lobbyisten besaßen, unersetzlich. Ohne diese Lobby wäre es kaum möglich gewesen, dass die eigentlich illegalen Aktivitäten des TR-Tec-Konzerns so lange vom Humanen Rat toleriert worden waren.
Zumindest jener Teil, der in diesem Gremium überhaupt bekannt ist!, überlegte Zaid. Schließlich ist die Bioforschung von TR-Tec wie ein Eisberg. Neun Zehntel sind unsichtbar…
Und das sollte auch noch eine Weile so bleiben.
Jurij Zaid folgte einer genau ausgearbeiteten Strategie.
Der einzige Punkt, den er in der aktuellen Entwicklung nicht vorhergesehen hatte, war das frühe Auftauchen der STERNENKRIEGER.
Damit war eigentlich erst zu rechnen gewesen, nachdem der Humane Rat sich vielleicht irgendwann zu einem Ultimatum gegenüber der Genetiker-Föderation durchgerungen hatte – was ja durchaus noch in den Sternen stand. Reichs Lobbyisten arbeiteten fieberhaft daran, das Ultimatum zu verhindern oder wenigstens zu verzögern.
Für Zaid lag es auf der Hand, dass Raimondo hinter den Kulissen seine Fäden gezogen hatte, um die STERNENKRIEGER hierher zu beordern und für die Humanen die Muskeln spielen zu lassen.
Vor Zaids innerem Auge erschien das Dossier, das ihm über die Kommandantin Rena Sunfrost zugespielt worden war. Er hatte die Akte einmal an einem Lesegerät überflogen. Jetzt war es jederzeit abrufbar in seinem photographischen Gedächtnisspeicher. Immer wieder war er die darin enthaltenen Daten auf der Suche nach Schwächen durchgegangen.
Vor einigen Jahren ist sie auf Dambanor II durch eine primitive Projektilwaffe mit Steinschloss schwer verletzt worden, rekapitulierte Zaid. Sie hat damals offenbar die Entschlossenheit des Sauroiden unterschätzt, der sie angegriffen hat – daraus kann man folgern, dass sie alles tun wird, damit ihr das nicht ein zweites Mal passiert! Sie ist zu intelligent, um den gleichen Fehler zweimal zu machen.
Ein Summton durchdrang die Stille.
Zaid berührte ein Sensorfeld an dem Modul, das er am Handgelenk trug. Ein Teil der transparenten Außenwand verwandelte sich in einen Bildschirm.
Die dunkelhaarige Gestalt von Sven Reich erschien in einer so perfekten Pseudo-3-D-Qualität, dass man hätte denken können, er würde über der Stadt schweben.
Zaid lächelte knapp zur Begrüßung.
»Guten Tag, Lordmanager Zaid«, begrüßte ihn der Konzernchef, der sich mit einer Überlichttransmission jederzeit in Zaids Büro schalten lassen konnte.
»Was kann ich für Sie tun, Mister Reich?«, fragte der Angesprochene höflich.
»Zurzeit schlagen die Debatten im Rat hohe Wellen. Ich verfolge das hier von Einstein aus und hatte gerade erst eine Konferenz-Schaltung mit einigen Lobbyisten auf der guten alten Erde – aber bei Ihnen spitzt sich die
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