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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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bei einer jahrzehntelangen Dauerbeanspruchung ohne die Möglichkeit der Generalüberholung in einer Raumwerft. Schiffe, die nur innerhalb des Sonnensystems eingesetzt wurden, unterlagen zwar prinzipiell denselben Belastungen, aber es bestand immer die Möglichkeit, Verschleißteile in verhältnismäßig kurzen Zeitintervallen auszutauschen.
    Draußen in der Leere des interstellaren Raums war das natürlich nicht möglich.
    Gleichzeitig aber war das Material Extrembelastungen ausgesetzt, da die Konvoischiffe während ihrer neunzehn Jahre dauernden Reise bis auf Höchstgeschwindigkeiten beschleunigten, die um sechzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit lagen. Die Zeitdilatation hielt sich dabei noch in Grenzen und hatte dem Ersten Konvoi insgesamt dreieinhalb zusätzliche Jahre Raumreise erspart. Mit dieser Zeitdifferenz konnte man leben.
    Arthur Jennings I und die Besatzungsmitglieder jener Schiffe, die es bis Tau Ceti geschafft hatten, waren um dreieinhalb Jahre weniger gealtert als die Menschen der Erde. Ein Trost war das nicht. Je höher die Geschwindigkeit, desto mehr wurde nicht nur die Zeit, sondern auch der Raum gestaucht. Ein Anstieg des Strahlungsniveaus war die Folge.
    Arthur Jennings I hatte es oft genug gesehen, wenn er aus den Sichtfenstern der EXODUS-1 blickte, während sich der Konvoi in einer Phase des koordinierten Maximalflugs befand. Das Universum schien von einem bläulichen Leuchten erfüllt zu sein. Sterne waren nur auf den Bildschirmen zu erkennen, die Wirkungen des Dopplereffektes herausrechnen konnten und dem Betrachter im Prinzip ein virtuelles Bild des Universums boten, das nicht den Tatsachen entsprach.
    Aber was entspricht schon den Tatsachen? , fragte sich Jennings in diesem Moment mit Blick auf den Panorama-Schirm der Brücke.
    Der große Moment, da der Erste Konvoi – oder das, was von ihm übrig geblieben war – endlich das Ziel erreicht hatte.
    Ist es nicht vielmehr einfach nur die Ansicht des Gewohnten?
    Die Rotverschiebung im Spektrum aller Sonnen und Galaxien hatte bewiesen, dass sich das Universum unablässig ausdehnte. Aber wenn ein Raumschiff sich mit 0,6 LG auf ein Sterngebiet zubewegte, dann wurde dieser Effekt mehr als nur umgekehrt.
    Wenn aus rotem Licht blaues Licht wurde, störte das niemanden. Aber bei Geschwindigkeiten, wie sie der Konvoi über lange Zeiträume hinweg geflogen hatte, wurde dieses harmlose Licht zu Gamma-Strahlung.
    Die Strahlenbelastung war während des Flugs extrem gewesen und hatte höchste Anforderungen an das Material und an die Gesundheit der Besatzungen gestellt.
    Nur die Hälfte der hundert Schiffe, die ursprünglich aus dem Sol-System aufgebrochen waren, hatten es bis Tau Ceti geschafft. Die Hälfte , dachte Arthur Jennings I, als sein Blick das gelbe Licht dieses so Sol-ähnlichen Gestirns betrachtete. Mit einer so hohen Verlustrate hat niemand rechnen können. Aber seien wir froh, dass es wenigstens diese fünfzig Schiffe geschafft haben …
    Manche jener Einheiten, die nicht mehr zum Verband des Konvois gehörten, waren schlicht verschollen.
    Wenn bei Geschwindigkeiten von mehr als halber Lichtgeschwindigkeit eine einzelne Einheit, relativ gesehen, zurückblieb, dann hatte sie innerhalb kurzer Zeit die Verbindung zu den anderen verloren. Die harte Strahlung hatte außerdem dafür gesorgt, dass immer wieder Schäden an den Computersystemen, an der Funkübertragung und an den Aggregaten zur Antriebssteuerung auftraten.
    »Captain, wir warten auf Ihre Befehle!«, hörte Jennings nun den Ersten Offizier sagen. Sein Name war Milton Mahatma Gupta. Er stammte aus Indien.
    »Bremsmanöver einleiten und eine gründliche ortungstechnische Analyse durchführen«, befahl Jennings.
     
     
    Der Kurs des Konvois wurde auf die Lebenszone des Tau Ceti-Systems ausgerichtet. Dabei wurden die Kursdaten an alle Einheiten übertragen, sodass ein koordiniertes Vorgehen möglich war. Leider hatte dies während des Fluges durch den interstellaren Raum nicht immer so funktioniert, wie es eigentlich der Absicht jener Ingenieure entsprochen hatte, die die Schiffe der EXODUS-Klasse entworfen hatten.
    Schon manches Schiff war dadurch vom Gesamtverband getrennt worden und geisterte nun vielleicht irgendwo im interstellaren Nichts durch das All.
    Wobei der Begriff Nichts keineswegs richtig war.
    Auch diese Zonen enthielten Materie. Brocken, die manchmal nur lose durch die Anziehungskraft von einer der umliegenden Sonnen gehalten wurden und sie in Umlaufbahnen, die nach

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