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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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habe immer wieder mit Dr. Myling Smith Jennings und ihrem Ärzteteam im Klinikum von Second Earth City gesprochen, weil natürlich Krankheitserreger die Ursache des Massensterbens sein könnten. Aber es gibt keinerlei Laborbefunde, die das nahelegen.«
    Ndonga stieß mit dem Fuß gegen einen der herumliegenden Knochen, den er wegen der mehr als kniehohen Moosschicht nicht hatte sehen können. Er fluchte und bückte sich, um den Knochen anzuheben.
    Er war so lang wie der Arm eines Menschen und brach am Ende scharf ab.
    Beltran warf einen einzigen Blick darauf und wusste sofort Bescheid. »Sehen Sie die Bruchstelle? Da ist post mortem erhebliche Gewalt angewendet worden!«
    »Ich wusste gar nicht, dass die Riesenraupen dazu fähig sind!«, erwiderte Ndonga.
    Beltran nahm ihm den Kochen ab. »Die Raupen waren das nicht«, sagte er. »Dann gäbe es Spuren von Verätzungen. Ich tippe eher auf Fuchsmäuse.«
    Fuchsmäuse waren eine alles fressende Spezies, die in Höhlen lebte. Die Tiere hatten etwa die Größe eines Schweins und benutzten ihre sehr langen Schwänze als Greiforgane, mit denen sie sogar in der Lage waren, primitive Werkzeuge zu erschaffen.
    So konnte man Fuchsmäuse dabei beobachten, wie sie Kämpfe untereinander dadurch austrugen, dass sie mit ihren Schwänzen Steine auf den Gegner schleuderten. Es kam hin und wieder auch zu Kriegen zwischen einzelnen Fuchsmaus-Clans, bei denen diese Kampfweise ebenfalls angewendet wurde. Mitunter sammelte ein Fuchsmaus-Clan dafür wochenlang Steine, die dann mühsam zum Revier der Gegner geschafft wurden. Dort brachte man sich in eine günstige Wurfposition und eröffnete das »Feuer«, bis der Vorrat an Steinen verbraucht war.
    Beltran deutete auf eine besondere Kerbe an der Abbruchstelle. »Hier sieht man, dass es Fuchsmauszähne waren, die über die Kadaver hergefallen sind. Ganz sicher.«
    Die Intelligenz der Fuchsmäuse wurde etwa auf dasselbe Niveau eingeschätzt, wie man es von Schimpansen, Gorillas oder Orang-Utans annahm. Die Fähigkeit, Kriege zu führen, war zwar nicht unbedingt ein Ausweis für Intelligenz. Auch irdische Hyänen und Schimpansen führten Rudelkriege, die zumindest bei Schimpansen mit der völligen Ausrottung der gegnerischen Gruppe enden konnten. Aber im Gegensatz zu den Fuchsmäusen von Second Earth benutzen sie dabei keine Werkzeuge.
    Anfangs hatte es Versuche gegeben, auch Fuchsmäuse als Nahrungsquelle für die Siedler zu kultivieren, wovon man inzwischen allerdings vollständig Abstand genommen hatte.
    Wie groß die Intelligenz tatsächlich war, ließ sich schwer bestimmen. Ähnlich wie irdische Meerkatzen waren sie in der Lage, Laute mit bestimmter Bedeutung zu kombinieren, um ihnen durch den Zusammenhang eine neue Bedeutung zu geben. Aber in Tests zum Erfassen von Zahlen und Mengen schnitten sie deutlich schlechter ab als die meisten höheren Säugetiere auf der Erde oder gar Kraken und Raben.
    Immerhin zeigten sie ihre Intelligenz deutlich genug, um letztlich vor dem Schicksal bewahrt zu werden, auf dem Speiseplan eines raumfahrenden Raubtiers namens Homo sapiens zu landen.
    Anders als die Riesenvögel.
    Beltran hatte in den letzten Jahren so gut wie sämtliche Riesenvogel-Farmen besucht und dort seine Studien angestellt, was in erster Linie auf genaues Beobachten und das Erfassen von Daten hinauslief.
    Es war erstaunlich, wie ruhig sich diese gewaltigen Kolosse töten und schlachten ließen.
    Mit einem elektrischen Schlag wurden sie betäubt, woraufhin diese hausgroßen Kolosse zusammensanken. Ein Riesenvogel-Schlachter musste ganz schön auf der Hut sein, um nicht von dem gewaltigen Körper erschlagen zu werden. Aber mit etwas Übung wusste ein Schlachter, wo er den Schocker anzusetzen hatte, wie sich der elektrische Schlag im Körper des Giganten fortsetzte und auf welche Weise er danach fiel.
    Es war eine Kunst für sich – und bei aller Liebe eines ausgebildeten Vogelkundlers zum Objekt seiner Studien, so war Beltran weit davon entfernt, mit Abscheu darauf zu reagieren.
    Ganz im Gegenteil.
    Seit einiger Zeit aß er selbst allerdings kaum noch Riesenvogel-Steak. Er war zwar kein absoluter Vegetarier geworden, der seine Umgebung von seinem neuen Glauben an die fleischlose Ernährung zu überzeugen versuchte.
    Er hielt sich einfach nur etwas zurück, was das Fleisch von Riesenvögeln anging. Dass diese Gattung seinen Namen trug, spielte dabei eine untergeordnete Rolle. Es war einfach eine eher instinktive Empfindung, die ihn davon

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