Raumpatrouille Nebelwelt
später drang eine unpersönlich wirkende Stimme aus einem Lautsprecher. Ich bemerkte erst jetzt, daß einer der vier Zellverformer ein kleines Gerät in einer Körperfalte verborgen hielt. Es schien sich um einen komplizierten Übersetzer zu handeln, von dem überdimensionale Psi-Schwingungen in verständliche Worte umgewandelt wurden.
»Die Erklärung unseres Freundes ist stichhaltig, vorausgesetzt, Major Dolveti ist wirklich in dieser für menschliche Gehirne gefährlichen Form verhört worden.«
Nikolajews Lachen schien zu vereisen. Ein drohender Blick traf Hannibal, der klein und verkrümmt neben dem kräftig gebauten Offizier stand.
»Schön, zur Kenntnis genommen. Fangen Sie an! Ich will wissen, ob sein Bewußtseinsinhalt tatsächlich nicht erfaßbar ist.«
Er gab also doch die Befehle, was mich erneut verwirrte. Wieso gehorchten die Venusier einem Menschen? Rein logisch betrachtet, mußte es jemand geben, der Nikolajew dazu ermächtigt hatte. Wer aber …? Wer besaß die Macht, sowohl ihm als auch den Zellverformern Anweisungen zu erteilen?
Ich ahnte, daß ich plötzlich auf die richtige Spur gekommen war. Bei meinen Überlegungen hätte ich beinahe das blitzschnelle »Zugreifen« der vier Monstren verpaßt.
Erst in letzter Sekunde verstärkte ich meinen Abwehrblock mit allen Kräften. Feurige Finger schienen sich in mein Gehirn zu graben. Es zerrte, pochte und hämmerte in meinem Schädel, als versuchten unsichtbare Mikrolebewesen mit spitzen Nadeln jede einzelne Nervenzelle anzubohren.
Ich begann unbewußt zu stöhnen. Mein Gesicht verzerrte sich; der Schweiß rann mir noch stärker in die Augen.
Nach wenigen Augenblicken hatten sie die Oberhand gewonnen. Ich gab auf. Meine schwachen Kräfte konnten diesen Gewalten keinen Einhalt gebieten.
Mit schwindenden Sinnen und von fürchterlichen Kopfschmerzen geplagt, ließ ich mich zurücksinken. Jetzt leistete nur noch die alte Operationswunde Widerstand, aber der war von anderer Natur.
Er war von rein geistigen Kräften nicht beeinflußbar.
Ich lauschte auf die Worte, die plötzlich in mir aufklangen. Jemand sagte mir, ich solle ganz ruhig werden und meinen Denkprozeß lockern. Da dachte ich an überhaupt nichts mehr, bis die ziehenden Schmerzen auf einmal aufhörten.
Als ich wieder die Augen öffnete, wischte mir Nikolajew persönlich mit einem Tuch über die Stirn. Zu meiner größten Überraschung schien er verlegen oder gar verzweifelt zu sein.
»Es tut mir leid, Brüderchen«, sagte er schwer atmend. »Du hast die Wahrheit gesprochen. Glaubst du mir, daß ich selbst deine Schmerzen empfinde? Bindet ihn los, sofort. Wie fühlst du dich, Brüderchen?«
Nikolajews Augen schimmerten feucht. Seinen Hirnimpulsen entnahm ich, daß er es ehrlich meinte.
Welch ein Mensch! Was ging in seiner Seele vor? Ich erinnerte mich an die Worte eines russischen Kollegen, der sich mit dem Fall »Wassilij Nikolajew« eingehend beschäftigt hatte.
Er hatte gemeint, der General unterläge fraglos einer gewissen Bewußtseinsspaltung. Man hatte ihn während seiner Dienstzeit weinen sehen, als er mit seinem Wagen eine Katze überfuhr.
Wenige Stunden später hatte er lachend einer Massenexekution beigewohnt.
Der General wollte mich zu einem nahen Lager führen, als der von mir erwartete Alarm kam. Die Kollegen und Brigadegeneral Minhoe hatten so prompt gearbeitet, wie ich es von diesen Männern gewohnt war.
Lärmpfeifen schrillten. Die Töne waren nervenzermürbend.
Plötzlich schien in der untervenusischen Festung die Hölle los zu sein. Nikolajews Stimmung wechselte schlagartig. Er ließ mich los
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