Raumschiff 2 - Nancia
nicht lang genug dort bleiben, um eine allzu hohe Rechnung auflaufen zu lassen. Richtig, Doktor?«
Er gewährte Alpha ein verschwörerisches Lächeln, das sie nicht erwiderte.
»Benton ist ein interessanter Fall«, sagte Alpha nüchtern.
»Ich möchte dieses Prothesenproblem selbst untersuchen. Alle damit zusammenhängenden Umdisponierungen werden dem
Experimentallabor in Rechnung gestellt. In der Zwischenzeit wünsche ich, daß Sie den Besucher Bryley im Auge behalten.
Eigentlich ist er nur als Begleitperson dieses Piloten hier, aber er hat entschieden zu viel Zeit damit zugebracht, sich in den öffentlichen Räumlichkeiten mit entschieden zu vielen Leuten zu unterhalten.«
Bryley mochte zwar keine unmittelbare Gefahr darstellen, doch würde es nicht schaden, wenn Baynes und Moss ihn im Auge behielten. Was die beiden anderen betraf, hegte Alpha nicht die Absicht, die Lösung dieser Probleme diesem Paar Stümper zu überlassen, von denen der eine dumm und der andere unterwürfig war. Ebensowenig hatte sie vor das Risiko einzugehen, daß die zwei, sollte es zu Schlimmsten kommen, aus erster Hand gegen sie aussagen könnten.
Qualia Benton war möglicherweise nichts anderes als eine alkoholisierte alte Närrin, die es nicht lassen konnte, in den Angelegenheiten anderer Leute herumzuschnüffeln; vielleicht war sie aber doch etwas völlig anderes. Im ersten Fall wäre sie kein Verlust; im zweiten mußte sie sofort beiseite geschafft werden. Was allerdings Valden Allen Hopkirk betraf, so verabscheute Alpha es zwar, ein potentielles Werkzeug wie ihn zu vergeuden, vor allem nachdem sie sich all diese Mühe gemacht hatte, ihn die ganze Zeit leicht betäubt zur Verfügung zu halten; doch andererseits hielt sie sich etwas auf ihre Fähigkeit zugute, den Tatsachen stets ins Auge zu sehen und ihre Verluste zu minimieren. Es gab plötzlich einfach zu viele Leute, die in Sommerland zu viele Fragen stellten.
Alpha entließ Baynes und Moss und begab sich wieder in ihren privaten Lagerraum, um sich vorzubereiten. »Wenn man nicht alles selber macht«, murmelte sie, während sie zwei Reizpflaster mit einer kräftigen Überdosis Seductron-B4
präparierte.
Die Frau mit dem Namen Qualia Benton wußte, daß irgend etwas nicht stimmte, als die beiden Assistenten, die als Doktor Hezra-Fongs Schatten fungierten, kamen, um sie aus dem Wohlfahrtstrakt der Klinik zu holen. In diesem Augenblick war sie bereit, sich zu wehren, die Finger an der Seite ihrer linken Beinprothese angespannt, durch das Adrenalin
überempfindlich geworden für jede Schattierung und
Änderung des Tonfalls.
Und dann geschah nichts. »Sie werden in ein
Privatpatientenzimmer verlegt«, sagte der große Kerl mit dem Namen Baynes.
»Und wer bezahlt das?« wollte Qualia Benton in dem
schrillen Ton wissen, den man von einer alten Trinkerin erwartete.
»Die Frau Doktor interessiert sich für Ihren Fall«, erklärte der kleine Schwarzhaarige, Moss. »Sie will ein paar Tests
durchführen. Das geht auf Kosten der Klinik, wenn die
Veteranenhilfe es nicht bezahlt. Vielleicht kommen Sie sogar in die nächste Ausgabe des Ärzteblatts.«
»Ich fühle mich geehrt«, erwiderte Qualia Benton höflich. Sie ließ sich von den Männern in den Rollstuhl heben und fuhr dann ruhig die langen, schweigenden Korridore der
Sommerlandklinik entlang, beobachtete dabei die zehntausend Spiegelungen ihrer selbst und der Assistenten in den polierten Kacheln am Boden und an Wänden und Decke, bereit für die leiseste Bewegung, die ihr das Signal geben würde, zu
handeln.
Das wird nicht in den Gängen passieren. Sie werden zuschlagen, sobald ich allein in einem Raum bin, sagte sie sich. Aber was war, wenn sie damit rechneten, daß sie dies erwartete, und sie statt dessen in einem dieser langen, leeren Gänge überrumpelten? Sie wagte nicht sich zu entspannen.
Selbst nachdem sie in ein Zimmer mit zwei Betten gefahren wurde, von denen das am Fenster gelegene bereits besetzt war, blieb sie noch angespannt vor Erwartung.
»He, Sie haben doch gesagt, daß ich ein Privatzimmer
bekomme!« heulte sie. Qualia Benton mußte ja heulen; vor allem wäre sie mißtrauisch und argwöhnisch, wie die meisten rekonvaleszenten Süchtigen, fast paranoid. Dieser Teil war wirklich nicht schwer zu heucheln.
»Ist doch so gut wie privat«, sagte der Mann namens Moss.
»Der wird sie nicht viel belästigen. Nicht wahr, Varian?«
Der Patient in dem anderen Bett schüttelte abwechselnd den Kopf und nickte,
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