Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumschiff 3 - Tia

Raumschiff 3 - Tia

Titel: Raumschiff 3 - Tia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
wenigstens mal seine Akte ansehen. Sie tat es und war – verwirrt. Wenn Alexander gut war, war er wirklich sehr, sehr gut. Und wenn er schlecht war, war er ganz fürchterlich. Oftmals im selben Fach. Er pflegte mit den schlechtesten erdenklichen Noten anzufangen, um dann
    plötzlich Begeisterung zu entwickeln und am Ende des
    Semesters eine wunderbare Wende herbeizuführen. Erratische Performanz, hieß es in seinem Persönlichkeitsprofil.
    CenCom unterbrach Tia in ihrer Verwirrung. »Hoppla! Er ist mir durch die Lappen gegangen! Da kommt er, Tia, ob du
    bereit bist oder nicht!«
    Alexander gab sich gar nicht erst mit dem Fahrstuhl ab, er rannte die Stufen hinauf und stürmte atemlos in die Kabine, das lange Haar zerzaust und die Uniform zerknittert.
    Er blickte sich hastig um, dann wandte er sich sofort der Mittelsäule zu, in der sie untergebracht war, eine Nettigkeit, die bisher nur Carl und Chria aufgeboten hatten. Es spielte eigentlich keine Rolle, und vielen Hüllenmenschen war es egal, solange die Normalpersonen wenigstens einen Satz mit Augen ›anblickten‹ – aber Tia meinte, genau wie Moira, daß es aufmerksamer von einem Piloten war, sich dorthin zu wenden, wo man sich tatsächlich befand, als mit der leeren Kabine zu reden.
    »Hypatia, werte Dame, es ist mir äußerst peinlich und tut mir schrecklich leid, zu spät zu kommen«, sagte er und kam dabei langsam wieder zu Atem. »Mein Sensei hat mich in eine Partie Go verwickelt, und da habe ich völlig das Zeitgefühl
    verloren.«
    Er fuhr sich durch das ungestüme Haar und grinste reumütig, wobei sich kleine Lachfältchen um seine braunen Augen
    bildeten. »Und dann habe ich auch noch eine wunderbare Ansprache auswendig gelernt, daß die Dame, die nach der letzten Bibliothekarin von Alexandria benannt wurde, und der Pilot, der den Namen Alexanders des Großen trägt, Partner werden sollten – und da hat mir die Rennerei sie doch glatt aus dem Gedächtnis geschlagen!«
    Er weiß, woher mein Name kommt! Oder er war wenigstens so höflich und vorausblickend, ihn nachzuschlagen. Tia dachte kurz darüber nach, dann buchte sie es auf der Haben-Seite. Er war zwar nicht attraktiv, hatte aber ein angenehmes Gesicht. Er war klein – na ja, das war der ursprüngliche Alexander auch gewesen. Tia beschloß, sein Aussehen ebenfalls auf der
    Haben-Seite zu buchen, zusammen mit seiner Höflichkeit.
    Minuspunkte gab es natürlich dafür, daß er zu spät kam und dann auch noch so unordentlich war.
    »Ich denke, ich kann mich schon dazu überwinden, dir zu verzeihen«, sagte sie trocken. »Obwohl ich nicht so recht begriffen habe, was dich eigentlich aufgehalten hat.«
    »Neben meinem Hobby der antiken Geschichte kultiviere…
    ich… bestimmte Kampfkünste.« Er fuhr sich wieder mit der Hand durchs Haar, ganz offensichtlich eine nervöse Geste.
    »Östliche Kampfkünste. Tai Chi und Karate. Ich weiß zwar, daß die meisten Leute das für völlig unnötig halten, aber… na ja, A & K-Kuriere sind aber nun einmal unbewaffnet, und ich bin nicht gern hilflos. Jedenfalls hat mein Sensei, mein Kampfkunstmeister, mich in eine Partie Go verwickelt, und wenn man gegen einen Meister spielt, ist an Go nichts, aber auch gar nichts einfach.« Er senkte einen Augenblick den Kopf und sah etwas betreten drein. »Ich habe völlig das Zeitgefühl verloren, und sie mußten mich ausrufen. Es tut mir wirklich sehr leid, daß ich dich habe warten lassen.«
    Tia wußte nicht so recht, was sie davon halten sollte. »Nimm erst mal Platz, ja?« sagte sie zerstreut und fragte sich, weshalb er sich bei seinem ganzen Interesse für martialische Dinge nicht für den Militärdienst gemeldet hatte. »Spielst du auch Schach?«
    Er nickte. »Schach und Othello, außerdem mehrere
    Computerspiele. Und wenn du irgendwelche Lieblingsspiele haben solltest, die ich noch nicht kenne, würde ich sie gern lernen.« Er saß ruhig und gelassen da, ohne herumzuzappeln wie Garrison.
    »Weshalb terranische Geschichte?« fragte Tia neugierig.
    »Das ist nicht unbedingt ein Interessengebiet, das man bei einem… einem Raumjockey erwarten würde.«
    Alexander grinste. Es war ein sehr gewinnendes Lachen.
    »Hast du denn meine Klassenkameradin Chria noch gar nicht interviewt? Das ist ja nun wirklich jemand mit seltsamen Interessen!« Tia spürte hinter der Aufgesetztheit eine Art von Zuneigung, auch wenn er ein wenig errötete. »Ich habe damit angefangen, über Geschichte nachzulesen, weil ich mich für meinen eigenen

Weitere Kostenlose Bücher