Raumschiff 3 - Tia
sich nie so verhält, wie es von einem erwartet wird…«
»Bestimmt«, unterbrach sie ihn. »Das mag ja für jemanden beim Militär auch alles ganz gut und schön sein, aber das hier ist nun einmal kein Krieg, und eigentlich sollte ich dich deswegen melden.« Tia verlieh ihrer Stimme einen warnenden Unterton, während sie sich fragte, warum sie eigentlich noch nicht tat, was sie ihm angedroht hatte.
Er ignorierte sowohl die Drohung als auch den Tadel. »Deine Vorgesetzte sagt, daß du noch niemanden ausgesucht hast«, versetzte er statt dessen. »Warum nicht?«
»Weil ich es eben nicht getan habe«, erwiderte sie. »Ich mag es nicht, zur Eile gedrängt zu werden.«
Er nahm ziemlich abrupt Platz, und seine herausfordernde Miene nahm einen betretenen Ausdruck an. »Ich hätte nicht gedacht, daß du es mir nachträgst, daß ich zu spät gekommen bin«, sagte er kläglich. »Ich dachte eigentlich, wir wären ganz gut miteinander ausgekommen. Als deine Vorgesetzte mir
mitteilte, daß du mehr Zeit mit mir verbracht hast als mit den anderen Piloten, hielt ich es für ausgemacht, daß du dich für mich entscheiden würdest! Was ist denn verkehrt an mir? Es muß doch irgend etwas sein! Vielleicht irgend etwas, was ich ändern kann!«
»Äh… ich…« Seine Direktheit und die unverblümten Fragen verblüfften Tia so sehr, daß sie ihm tatsächlich antwortete.
»Ich erwarte von meinem Piloten, daß er pünktlich ist – denn er muß präzise sein, und Unpünktlichkeit ist ein Hinweis auf Achtlosigkeit«, erläuterte sie. »Ich fand, daß du schlampig aussahst, und ich mag keine Schlampigkeit. Du hast zerstreut gewirkt, und ich mußte dich immer wieder zum eigentlichen Thema zurückführen, als wir uns unterhielten. Wenn ich mit meinem Piloten dort draußen bin, brauche ich jemanden, auf dessen Effizienz ich mich verlassen kann.«
»Du hast mich nicht gerade in Hochform erwischt«, wandte er ein. »Ich war abgelenkt und völlig durcheinander durch die Tatsache, daß ich Mist gebaut hatte, weil ich zu spät kam. Aber das ist doch nicht alles, oder?«
»Was meinst du damit?« fragte sie vorsichtig.
»Es lag nicht nur daran, daß ich… nicht gerade vollkommen bin. Du hast doch irgendein Geheimnis… irgend etwas, was du wirklich tun willst, was du nicht einmal deiner Vorgesetzten erzählt hast.« Nachdenklich musterte er die Säule, während Tia von seiner Vermutung völlig überrascht war. »Ich habe
offensichtlich nicht das Profil von jemandem, der daran interessiert sein könnte, dir bei diesem Geheimnis zu helfen.
Stimmt’s?«
Er schaute sie flehend an. »Komm schon, Hypatia, mir kannst du es ruhig sagen«, meinte er. »Ich werde dich schon nicht verraten. Und vielleicht könnte ich dir sogar helfen! Du weißt doch über mich nur das, was du in einem einstündigen
Gespräch und aus meiner Akte erfahren hast!«
»Ich weiß nicht, wovon du redest«, erwiderte sie lahm.
»Ach, natürlich weißt du das. Komm schon, jedes GehirnSchiff will sich freikaufen – egal, was sie alle sagen! Und jedes Schiff hat auch sein eigenes Steckenpferd. Barclay möchte insgeheim Piraten durch das All jagen wie ein Holostar, Leta möchte die nächste große Synthcom-Komponistin werden, und selbst der ruhige alte Jerry will sich einen Singularitätsantrieb kaufen, nur damit er interstellare Langstrecken-und
Geschwindigkeitsrekorde aufstellen kann!« Alexander grinste.
»Was hast du für ein kleines Geheimnis?«
Erst als sie sich dabei ertappte, wie sie losplatzte und ihm alles erzählte, merkte sie, daß sie getäuscht worden war. Sie erzählte ihm von ihren Plänen, nebenher Amateurarchäologie zu betreiben, und daß sie damit rechnete, schließlich auf etwas zu stoßen, was ihr eine hübsche Summe eintrug, um ihren Freikauf zu beschleunigen. Wenigstens behielt sie ihren anderen Wunsch für sich, nämlich den Erreger ausfindig zu machen, der sie heimgesucht hatte. Als sie über den Erfolg ihrer Eltern gelesen hatte, waren alle alten Träume wieder erwacht, eines Tages in Potas Fußstapfen zu treten, denn mit Beta zu tun zu haben, war ihr schon Dienstboten-Dasein
genug, während ihre Studien der Chroniken eine neue Furcht ausgelöst hatten – die Furcht vor der Seuche. Und was würde geschehen, wenn der Erreger, der sie gelähmt hatte, gleich in planetenweitem Ausmaß ausbrach?
Während Tia versuchte, die Sache zu verschleiern, gab sie, ohne es zu wollen, preis, daß ihre Pläne ein Geheimnis
darstellten, das sie sich nicht
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