Raumschiff 3 - Tia
gekränkter Miene.
»Garrison Lebrel«, meldete CenCom, als Donning den Lift verließ.
Nun, Garrison hatte nicht so gute Noten wie Donning, aber auch nicht schlechte. Interesse an Archäologie… Sie wurde plötzlich sehr aufmerksam, als sie sah, wofür er sich interessierte: für Nichthumanoide, vor allem für mutmaßlich ausgestorbene, raumfahrende Rassen einschließlich der EsKas!
Garrison ließ sich von ihr ins Schiff befördern und erwies sich als gesprächig, wenn auch nicht unbedingt sehr freundlich.
»Wir werden sehr viel Zeit zusammen im Transit
verbringen«, sagte er. »Während ich auf der Akademie war, konnte ich mich auf dem Gebiet der archäologischen
Veröffentlichungen nicht ganz auf dem laufenden halten, und so habe ich vor, sehr viel zu lesen.«
Nicht gerade gesellig. »Spielst du Schach?« fragte sie
hoffnungsfroh. Er schüttelte den Kopf. »Aber ich spiele Sennet. Das ist ein altägyptisches Spiel – ich habe eine interessante Softwareversion, die ich installieren könnte. Ich glaube, du würdest nicht allzulange brauchen, um es zu lernen, obwohl man ein Leben lang braucht, um es zu meistern.«
Seine letzten Worte klangen ein wenig selbstgerecht. Und er hatte sich auch nicht erboten, ihr Spiel zu lernen. Andererseits verfügte sie über weitaus mehr Rechenleistung als er, so würde sie wahrscheinlich kaum mehr als eine Stunde benötigen, um das Spiel zu lernen.
»Ich habe bemerkt, daß du dich besonders für ausgestorbene, raumfahrende Rassen interessierst«, warf sie ein. »Ich bin stark auf die Salomon-Kildaire-Wesen spezialisiert.«
Er blickte skeptisch drein. »Ich glaube, Doktor Russell Gaines-Barklen hat das Thema wohl erschöpfend genug
abgehandelt, obwohl wir wahrscheinlich einige Gelegenheiten haben werden, Dinge zu entdecken, die den
Erkundungsmannschaften entgangen sind. Das ist eben der, Vorteil, wenn man eine Spezialausbildung hat.«
Schließlich schickte sie ihn mit gemischten Gefühlen zurück.
Er war arrogant, daran bestand kein Zweifel. Aber er war auch kompetent. Er teilte zwar ihre Interessen, aber seine
Lieblingstheorien unterschieden sich diametral von ihren.
Sollte es keine anderen zur Auswahl geben, wäre er durchaus eine Möglichkeit, aber er war nicht das, was sie suchte.
»Chria Chance ist als nächste dran«, meldete CenCom, als Tia ihre Bereitschaft durchgab, den nächsten Kandidaten zu begrüßen. »Aber die wird dir nicht gefallen.«
»Weshalb? Weil sie einen offensichtlich falschen Namen
führt?« Weder CenCom noch die Akademie scherten sich
darum, wie man sich selbst nannte, vorausgesetzt, sie kannten die Identität, mit der man geboren worden war, und verfügten über die dazugehörige Akte. Es kam immer wieder vor, daß jemand ein Pseudonym wählte. Häufig geschah das, um einen berühmten Namen der Hochfamilien zu kaschieren – sei es, weil der Träger ein schwarzes Schaf war, oder weil er
(seltener) keine Sonderbehandlung wünschte. Manchmal aber setzte es sich ein Jugendlicher auch einfach in den Kopf, sich einen Namen zuzulegen, wie ihn ein Holostar hätte tragen können.
»Nein«, erwiderte CenCom und machte sich gar nicht erst die Mühe, seine Belustigung zu verbergen. »Du wirst sie nicht mögen, weil… Na, du wirst ja schon sehen.«
Chrias Zeugnisnoten waren zwar gut, nur ihr
Persönlichkeitsprofil wies einen merkwürdigen Eintrag auf: nonkonformistisch.
Nun, daran war ja nichts auszusetzen. Pota und Braddon
waren auch alles andere als Konformisten.
Doch kaum hatte Chria die Zentralkabine betreten, als Tia auch schon feststellen mußte, daß CenCom recht gehabt hatte.
Sicher, sie trug ihre Akademieuniform – aber eine
maßgeschneiderte. Ganz aus echtem, nicht synthetischem
Leder gefertigt. Und sie trug sie viel zu zackig, als daß Tia sich in ihrer Gegenwart hätte wohl fühlen können. Ansonsten war sie ziemlich dünn, mit dem Gesicht eines schlauen Fuchses und aggressiv kurzem Haar. Tia fühlte sich schon
eingeschüchtert, noch bevor sie überhaupt etwas gesagt hatte!
Nach wenigen Minuten schüttelte Chria den Kopf. »Du bist nett, Tia«, sagte sie geradeheraus, »und wir beide wären niemals gute Partner. Ich würde dich überrollen, und du würdest da in deiner Säule hocken, wütend und kochend vor Zorn, und würdest kein Wort sagen.« Sie grinste breit. »Ich bin eine Fleischfresserin, eine Jägerin. Ich brauche jemanden, der zurückschlägt! Ich liebe einen ordentlichen Streit!«
»Du würdest uns wahrscheinlich
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