Raumschiff 3 - Tia
fange an.«
Er stand auf, stellte sich mit dem Gesicht – nicht zur Säule, sondern zu Ted I. Bär in seinem beleuchteten Kasten, und hielt die Hand hoch, als würde er einen Eid ablegen. »Ich, Alexander Joli-Chanteu, schwöre hiermit feierlich, daß ich GehirnSchiff Hypatia Eins-Null-Drei-Drei auf ihrer fortwährenden Suche nach der Heimatwelt der Salomon-Kildaire-Wesen begleiten werde. Ich schwöre, daß dies ein gemeinsames Projekt sein wird, solange wir eine gemeinsame Karriere verfolgen. Und ich schwöre, daß ich ihr alle Unterstützung und Freundschaft gewähren werde, derer sie auf dieser Suche bedarf. So sei es bezeugt und besiegelt von jenem Bären.«
Tia hätte losgekichert, nur daß Alexander so schrecklich feierlich aussah.
»Also gut«, meinte er, als er wieder Platz genommen hatte.
»Und was ist mit dir?«
Ja, was war mit ihr? Hatte sie ihn nicht schon so gut wie angenommen? Und hatte er sich nicht ihrem Dienst verschworen wie ein mittelalterlicher Ritter?
»Also gut«, erwiderte sie. »Ich, Hypatia Eins-Null-Drei-Drei, schwöre hiermit feierlich, Alexander Joli-Chanteu in meinen Dienst zu stellen, um mit ihm meine Suche nach der Heimatwelt der EsKas zu teilen und ebenso alle materiellen wie immateriellen Belohnungen, die unser im Zuge dieser Suche harren mögen. Ich schwöre, ihn als meinen Piloten zu halten, es sei denn, daß wir in beiderseitigem Einvernehmen den Vertrag lösen. Ich schwöre es bei… bei Theodor Iljitsch Bär.«
Alexander grinste so breit und ansteckend, daß sie sich schon wünschte, das Grinsen erwidern zu können. »Ich schätze, dann sind wir jetzt wohl ein Team«, meinte sie.
»Dann Prost…« Er hob ein unsichtbares Glas. »… auf unsere gemeinsame Karriere. Möge sie so lang und fruchtbar sein wie die der Cades.«
Er tat, als würde er trinken, um das unsichtbare Glas
schließlich in einen unsichtbaren Kamin zu schleudern, ohne zu ahnen, daß Tia vor Schrecken schwieg.
Die Cades? Woher konnte er…
Doch bevor sie etwas sagte, wurde ihr plötzlich klar, daß er unmöglich hatte wissen können, wer und was sie in Wirklichkeit war.
Die Literatur über die Cades hätte niemals ihre gelähmte Tochter erwähnt, ebensowenig die Tragödie, die zu ihrer Paralyse geführt hatte. So etwas tat man in Akademikerkreisen nicht, in einer Welt, in der nur Fakten und Spekulationen existierten, nicht aber die schmutzigen Einzelheiten des Privatlebens. Die Cades waren keine stellaren Persönlichkeiten, über die man Dokumentationsdramen drehte.
Es gab keine Möglichkeit, wie er etwas über Hypatia Cade hätte in Erfahrung bringen können.
Und wenn jemand zu dem Hüllenmenschenprogramm
zugelassen wurde, wurde sein Familienname unter einem
Gespinst von Sicherungsmaßnahmen verborgen, um zu
gewährleisten, daß seine Herkunft auch seine Privatsache blieb. Es war besser so, leichter, sich an das Schalendasein zu gewöhnen. Ein skrupelloser Vorgesetzter hätte sonst sein Wissen um die Herkunft eines Hüllenmenschen zu Manipulationszwecken ausnutzen können, und es hätte auch andere Probleme gegeben. Gehirn-Schiffe waren wertvolle Güter. Ebenso ihre Fracht. Die Möglichkeit, Familienmitglieder als Geiseln zu nehmen oder über die
Familie Druck auf ein GehirnSchiff auszuüben, war sehr real.
Ebenso, Familienbande dazu zu mißbrauchen, ein Schiff in einen Hinterhalt zu locken…
Aber es gab immer die Option, daß der Hüllenmensch
Freunden, denen er vertraute, mitteilte, wer er war. Freunden, denen er vertraute – und Piloten.
Tia zögerte einen Augenblick, als er Ted zuprostete. Sollte sie ihm von sich erzählen und damit in Zukunft etwaige schmerzhafte Anspielungen vermeiden?
Nein, ich muß lernen, damit zu leben, wenn ich wirklich den EsKas nachspüren will. Wenn er nichts sagt, wird es ein anderer tun. Mum und Dad mag das EsKa-Projekt zwar meinetwegen verleidet worden sein, aber ihre Namen werden immer noch damit in Verbindung gebracht. Und außerdem spielt es überhaupt keine Rolle. Die EsKas gehören jetzt mir.
Und ich bin keine Cade mehr, selbst wenn ich die Heimatwelt aufspüren sollte. Ich werde in der Literatur nicht als Hypatia Cade aufgeführt werden, sondern als Hypatia Eins-Null-Drei-Drei. Ein GehirnSchiff. Teil der AH-Mannschaft…
Plötzlich fiel ihr auf, wonach ihre Mannschaftsbezeichnung aussah. »Ist dir eigentlich klar, daß unsere Initialen…«
Alexander lächelte. »Ja, das habe ich sofort gemerkt. Ich hielt es für ein gutes Omen. Es ist zwar
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