Raumschiff 3 - Tia
Gleichgewichts. Wenn das jedenfalls ausgeschaltet ist…« Sie fühlte sich entsetzlich hilflos. »Ich glaube, für sie ist das so, als wären sie in der Singularität.«
»Vier Tage lang?« schrie er so laut, daß es ihre Sensoren schmerzte. »Ich gehe hinunter und…«
»Und dann was?« fauchte sie. »Was willst du schon für sie tun? Sie haben Angst vor dir in diesem Anzug!«
»Dann werde ich…«
»Wenn du das tust, setze ich das Schiff unter Gas«, erwiderte sie sofort. »Ich meine es ernst, Alex! Leg nur einen einzigen Finger an einen Verschluß, und ich begase das ganze Schiff!«
Alex ließ sich wieder in seinen Sessel sinken. »Was können wir tun?« fragte er matt. »Es muß doch irgend etwas geben.«
»Wir haben medizinische Vorräte«, warf sie ein. »Wir
können einige davon dazu verwenden, um den Luftvorrat dort unten zu erhöhen. Hilf mir, Alex. Hilf mir, etwas zu finden, was wir für sie tun können. Ohne daß du deinen Anzug
öffnest.«
»Ich will es versuchen«, sagte er unglücklich. Aber seine Finger lagen bereits wieder auf der Tastatur, tippten Befehle an die medizinische Bibliothek ein und stahlen sich nicht mehr zu seinen Anzugverschlüssen. Sie gönnte sich eine Mikrosekunde der Erleichterung…
Dann machte sie sich an die Arbeit.
Es kam noch drei weitere Male zu einer Krise im Frachtraum.
Drei weitere Male mußte sie Alex drohen, damit er nicht hineinstürzte und versuchte, einen der Zombies zu retten, um dabei sein eigenes Leben zu riskieren. Sie verloren einen ihrer Passagiere wegen eines Mittels, von dem sie gehofft hatten, daß es als Beruhigungs-und nicht als Betäubungsmittel wirken würde. Vielleicht war Zombie Nummer siebenundzwanzig auf das eine oder andere allergisch; sein Kontaktknopf meldete jedenfalls sämtliche Symptome eines allergischen Schocks, bevor er starb.
Danach hatte Alex vier Stunden lang kein Wort mehr mit Tia gewechselt – es waren siebenundzwanzig in der untersten Reihe und eine Adrenalinspritze hätte den Zombie retten können, sofern es tatsächlich ein Allergieschock gewesen sein sollte. Aber sein Container stand weit hinter den anderen, und Alex hätte seinen ganzen Anzug ausziehen müssen, um an ihn heranzukommen. Was Tia nicht zuließ. Sie hatten keine
Möglichkeit zu überprüfen, ob es sich tatsächlich um eine allergische Reaktion handelte oder ob er nur eine
Weiterentwicklung des Zombieerregers war. Nummer
siebenundzwanzig war ein älterer Mann gewesen, der zu den Opfern mit den schlimmsten Symptomen gehört hatte.
Obwohl Alex nicht mehr mit ihr sprach, redetet Tia weiterhin auf ihn ein, bis er schließlich nachgab. Gut so. Sein Schweigen hatte sie davon überzeugt, daß er um eine Versetzung bitten würde und sie verabscheute – und wenn ein Hüllenmensch in Tränen hätte ausbrechen können, so hatte sie kurz davor gestanden, als er schließlich wieder antwortete.
»Du hast recht«, sagte Alexander nur. »Tia, du hattest recht.
Da unten sind fünfzig weitere Leute von uns abhängig, und wenn ich ebenfalls erkranken sollte, wäre damit die mobile Hälfte des Teams ausgeschaltet.« Er seufzte. Danach
normalisierte es sich zwischen ihnen wieder. Gerade
rechtzeitig für den Übergang in den Normalraum.
Auf der Basis Kleinman beließ man sie im Orbit und schickte eine Dekontaminationsmannschaft hinauf, um Alex und die Zombies abzuholen, so daß Tia etwa eine Stunde lang allein blieb. Es war eine sehr einsame Stunde…
Aber dann kam die nächste Dekontaminationsmannschaft an Bord, und als sie zwei Tage später wieder ging, war nichts von ihrer ursprünglichen Einrichtung mehr übrig. Sie hatten sie benebelt, begast, demontiert, poliert und wieder restauriert.
Erst dann erhielt sie die Landeerlaubnis für die Basis
Kleinman, wo die Dekontaminationsmannschaft von Bord
gehen konnte.
Kaum waren die Leute gegangen, als Tia an der Luftschleuse einen willkommenen Ruf vernahm.
»Tia! Bitte um Erlaubnis, an Bord gehen zu dürfen, werte Dame!«
Sie aktivierte die Schleuse so schnell, daß er geradezu hineingeschleudert worden sein mußte, dann führte sie ihn im Lift nach oben, anstatt zu warten, bis er die Stufen genommen hatte. Er kam in einem zerknitterten Anzug hereingeschlendert, gewährte ihrer Säule einen nachlässigen Salut und stellte seine Taschen ab.
»Ich habe eine gute Nachricht und eine bessere Nachricht«, sagte er und warf sich in seinen Sessel. »Welche möchtest du zuerst hören?«
»Die gute Nachricht«, erwiderte sie
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