Raumschiff 3 - Tia
Stoppuhr lief.
Er stieß ein abfälliges Geräusch aus, dann zielte er und zog den Abzughahn. Wieder einer weniger. Wie viele waren es noch?
Sie hatten zweiundfünfzig Zombies im Frachtraum verstaut, und es gab ein weiteres Opfer zu beklagen. Denn einer der Zombies hatte die Betäubung nicht überlebt, Alex war
daraufhin sehr deprimiert gewesen. Tia wagte es dann auch nicht, ihm mitzuteilen, was die Kontaktknöpfe offenbarten: einigen ihrer Passagiere ging es alles andere als gut. Tia vernahm jedesmal Wimmern und Jammern im Frachtraum,
sobald die Zombies allein dort unten waren. Kaum betrat einer der Servoroboter oder Alex das Frachtdeck, als die
Gefangenen auch schon wieder verstummten. Aus Furcht, wie Tia vermutete.
Jetzt war der letzte Zombie in den Frachtraum verbracht worden; die Luke war versiegelt, und Tia hatte den Raum auf Körpertemperatur erhitzt. Die Ventilatoren arbeiteten mit voller Kraft. Alex war soeben in die Hauptkabine getreten.
Und griff gerade nach seinem Helmverschluß.
»Öffne ja nicht deinen Anzug!« fauchte Tia. Wie hatte sie nur vergessen können, es ihm zu sagen? Oder hatte sie es ihm mitgeteilt und hatte er es vergessen.
»Was?« fragte er. »Ach, verdammt. Das hatte ich vergessen.«
»Doktor Kenny hat gesagt, du sollst im Anzug bleiben. Er möchte nicht, daß du deinen Anzug öffnest, bevor wir die Basis erreicht haben. Alles klar?«
»Was ist, wenn mit den Zombies irgend etwas passiert?«
fragte er leise. »Tia, in dem Frachtraum ist nicht genug Platz, um im Anzug darin herumzuklettern.«
»Darüber machen wir uns Sorgen, wenn es passieren sollte«, erwiderte sie. »Im Augenblick zählt nur, daß du dich
anschnallst, denn ihre beste Chance liegt darin, so schnell wie möglich zur Basis zurückzukehren.«
Alexander schnallte sich an, und Tia jagte ohne jede
Rücksicht auf ihren Treibstoffverbrauch aus der Atmosphäre.
Die Zombies würden mit der ständigen Beschleunigung bis zum Eintritt in den Hyperraum irgendwie zurechtkommen
müssen.
Tia hatte die ganze Zeit die beobachteten und die
aufgezeichneten Symptome an Doktor Kenny und den
Ärztestab auf der Basis Kleinman weitergeleitet. Sie hatte zwar schon vorher gewußt, daß die Kontaktknöpfe nicht allzuviel hergeben würden, aber auch die kleinste Information war jetzt wertvoll, ebenso die Tatsache, daß sie noch vor den Opfern dort eintraf.
Doch nun, da sie unterwegs waren, waren Tia und Alexander auf sich selbst gestellt, ohne die technischen Möglichkeiten der Ausgrabungsstation oder der Basis, die ihr Ziel war. Die Ärztemannschaft mochte zwar einige Lösungen finden – aber Tia und Alex verfügten wohl kaum über die Geräte, um sie umzusetzen.
Alex konnte sich während der Beschleunigung nicht bewegen
– doch als sie die Überlichtgeschwindigkeit erreicht hatten, schnallte er sich los und ging auf die Treppe zu.
»Wo willst du hin?« fragte sie nervös.
»In den Frachtraum. Ich trage meinen Anzug – dort unten ist nichts, was mir in dem Anzug etwas anhaben könnte.«
Durch die Frachtraummikrofone vernahm Tia das Stöhnen
und Rufen. Sie dachte über die Kontaktknöpfe nach, die ihr flatternde Herzen und unregelmäßige Atmung meldeten. Sie wußte, was geschehen würde, wenn er dort unten eintraf.
»In ihren Containern kannst du nichts für sie tun«, sagte sie.
»Das weißt du selbst.«
Alex drehte sich zu ihrer Säule um. »Was verbirgst du vor mir?«
»N-nichts«, sagte sie zaghaft.
Er machte kehrt und warf sich in seinen Sessel, ließ die Finger über die Tasten huschen. Binnen Sekunden hatte er jeden Kontaktknopf aufgerufen und die Datenreihen auf den Schirm geholt.
»Tia, was ist dort unten los?« wollte er wissen. »Vor dem Start waren sie doch noch nicht in diesem Zustand, oder?«
»Ich glaube…« Sie zögerte. »Alex, ich bin keine Ärztin!«
»Du hast eine medizinische Bibliothek zur Verfügung. Du hast mit den Ärzten gesprochen. Was meinst du?«
»Ich meine… sie kommen nicht mit dem Hyperraum zurecht.
Einige der Daten über hirngeschädigte Affen, die mir die Basis übermittelt hat, weisen darauf hin, daß manche Schädigungen jene Hirnregionen betreffen, mit denen man Dinge
kompensiert… Dinge, von denen man weiß, daß sie da sein müßten, die es aber nicht sind. Wenn man beispielsweise einen Buchstaben ergänzt, obwohl man nur Teile davon zur
Verfügung hat – oder wenn man Dinge nur einmal ganz kurz aufblitzen sieht. Eine Art Aufrechterhaltung des geistigen
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