Raumschiff 3 - Tia
die
Möglichkeit, daß die Quelle dieser Artefakte jemand ist, der in einer Forschungs-oder Begutachtungsmannschaft tätig sein könnte. Da die Artefakte als erstes in diesem Sektor auftraten, ist es nur logisch davon auszugehen, daß sie auch hier
entstanden sind.«
Viel zu glatt. Das ist doch alles ein Märchen. Aber wozu?
»Also möchten Sie, daß wir die Augen offenhalten, während wir unsere Lieferungen transportieren«, ergänzte Alex.
»Sie beide sind gut dafür geeignet«, wies Barton ihn hin. »Sie haben beide Kenntnisse der Archäologie. Hypatia, Sie wissen aus nächster Nähe, wie es bei Ausgrabungen zugeht. Wenn Sie erst einmal diese Artefakte identifizieren können, wenn Sie auch nur eine Spur davon erblicken – Scherben oder
zerbrochene Schmuckstücke –, werden Sie sofort wissen, worum es sich dabei handelt und wo sie herkommen.«
»Das können wir tun«, erwiderte Tia vorsichtig. »Ich denke, wir können ein wenig herumschnüffeln, ohne Verdacht zu
erregen.«
»Gut. Genau das brauchten wir auch.« Professor Barton
klang sehr erleichtert. »Ich nehme an, ich brauche nicht eigens zu erwähnen, daß darin für Sie auch ein Bonus steckt.«
»Mit einem Bonus kann ich leben«, erwiderte Alex fröhlich.
Die beiden VIPs verabschiedeten sich, und Alex wandte sich sofort Tia zu.
»Ist dir das auch alles so falsch vorgekommen wie mir?«
wollte er wissen.
»Na ja, die Objekte, die sie haben wollen, sind schon wirklich genug«, erwiderte sie und spulte dabei noch einmal die
Aufzeichnung des Gesprächs ab, um jedes Wort zu
analysieren. »Aber ob es wirklich Artefakte sind, steht auf einem anderen Blatt. Auf jeden Fall steckt wesentlich mehr dahinter, als sie uns mitteilen wollen.«
Alex lehnte sich in seinen Sessel zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Ob mit diesen Dingern Spionage
oder Rebellion finanziert wird?« überlegte er. »Oder werden damit Waffen gekauft?«
Tia brach ihre Aufzeichnung ab. Irgend etwas an dem
Artefakt störte sie. Sie vergrößerte das Bild und warf es auf den Schirm.
»Was ist daran verkehrt?« wollte sie wissen. Alex beugte sich vor, um es sich anzuschauen.
»Ist das ein Loch, was da in den Boden gebohrt wurde?«
fragte er. »Erst gebohrt, dann überdeckt?«
»Das könnte sein.« Sie musterte ihr Bild noch einmal.
»Findest du nicht auch, daß der Boden furchtbar dick ist?«
»Könnte sein«, erwiderte auch er. »Weißt du… wir haben ja nur ihre Versicherung, daß es sich um ›Alien-Artefakte‹
handelt. Was, wenn sie nichts dergleichen sein sollten?«
»Dann wären sie nicht allzuviel wert… es sei denn…«
Sie kam so schnell auf die Antwort, daß sie auf dem Schirm ein eigenes Feuerwerk abspielte. »Ich habe es!« rief sie und öffnete schnell den Zugang zur Institutsbibliothek, um ein bestimmtes, altes Nachrichtenprogramm abzurufen.
Sie konnte sich noch aus ihrer Kindheit daran erinnern; weil es eine raffinierte Schmuggelmethode gewesen war und weil Pota sie dabei erwischt hatte, wie sie es sich ansah.
Einer der Institutsarchäologen war von einem großen
Drogenschmuggler umgedreht worden, der nach einer
Möglichkeit suchte, seine Ware zu den Zentralwelten zu
schaffen. In einem anderen Fall, wo es auf ein und demselben Planeten sowohl Kolonien als auch Ausgrabungsstätten gab, war der Archäologe von einer stimmungsverändernden Droge namens ›Paradies‹ abhängig geworden und wurde dadurch
anfällig für Erpressung.
Die Erpressung kam von dem Beschaffer und Produzenten
persönlich. Dort draußen am Rande der Galaxie war es alles andere als schwierig, seine Schmuggelware in normalen
Frachtschiffen mit landwirtschaftlichen Gütern zu verbergen, doch je mehr man sich der Zivilisation näherte, um so
schwieriger wurde es. Öffentliche Verkehrsmittel standen da nicht zur Debatte.
Aber es gab auch andere Schiffsladungen, die genau ins Herz der Zivilisation befördert wurden. Ladungen, die so unschuldig und zerbrechlich wirkten, daß sie keinen Zollinspektor zu Gesicht bekamen. Beispielsweise… Institutsartefakte.
Also hatte der Drogenhändler sein Produkt wie
Töpferscherben geformt. Und der Archäologe vor Ort sorgte dafür, daß sie wie alle anderen Artefakte eingepackt und abgeschickt wurden – obwohl man sie nie katalogisierte. Als die Lieferung im Institut ankam, stellte ein Arbeiter im Annahmetrakt die Kisten der besonderen Markierung beiseite und ließ sie über Nacht auf dem Ladedeck. Dort verschwanden sie
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