Raumschiff 3 - Tia
Professor Barton echt war – ohne es erst überprüfen zu müssen. Und Barton hatte wiederum Dinge gesagt, die darauf hinwiesen, daß er wußte, wer sie war.
Alex hatte sich nie wirklich Gedanken über ihre Herkunft gemacht. Er hatte immer angenommen, daß sie ein ganz
normaler Hüllenmensch war, wie alle anderen, die er
kennengelernt hatte.
Aber was hatte der Professor genau gesagt? Sie verfügen beide über archäologisches Grundwissen. Hypatia, Sie wissen aus nächster Nähe, wie es bei Ausgrabungen zugeht.
Nach allem, was Jon Chernov erzählt hatte, war das
Schulungsprogramm der Hüllenmenschen so dicht gepackt,
daß es nicht die geringste Zeit für Hobbys ließ. Hobbys legte sich ein Hüllenmensch erst zu, nachdem er in die wirkliche Welt entlassen worden war und die entsprechende Freizeit zur Verfügung hatte. Das Programm der Laborschule war so
intensiv, daß selbst Spiele nur nach Plan stattfanden. Da gab es keinen Spielraum für ein ›Interesse‹ an Archäologie. Und auf dem normalen Lehrplan stand sie auch nicht.
Die einzige Möglichkeit zu erfahren, wie es auf
Ausgrabungen zuging, bestand darin, selbst dort zu arbeiten.
Oder wenn man da Kind von Archäologen war, die einen auf Ausgrabungen mitnahmen.
Da fiel ihm wieder etwas ein, das Tia einmal gesagt hatte: Die Cades lernten sich kennen, als sie sich gerade von Hendersons Chorea erholten. Das war keine Information, wie sie jemand besaß, für den Archäologie nur ein Hobby
darstellte. Einzelheiten aus dem Leben von Archäologen
interessierten nur die Leute, die sie persönlich kannten.
Unter dem Vorwand, die EsKa-Ausgrabungsstätten
durchgehen zu wollen, ließ er sich die Personallisten auf den Schirm holen – bis zur letzten EsKa-Ausgrabung, an der die Cades teilgenommen hatten.
Und da war es auch schon: C-121. Aktives Personal: Braddon Maartens-Cade, Pota Andropolous-Cade. Kinder: Hypatia Cade, Alter: sieben.
Hypatia Cade, von einer KI-Drohne des medizinischen
Dienstes zur Hospitalstation Stolz von Albion transportiert.
Opfer einer unbekannten Erkrankung. Braddon und Pota in Quarantäne verbracht – nie wieder die geringste Nachricht über Hypatia. Vielleicht war sie gestorben – aber das war nicht wahrscheinlich.
In der Galaxie konnte es nicht viele Mädchen mit dem
Namen ›Hypatia‹ geben. Die Wahrscheinlichkeit, daß zwei von ihnen in dasselbe Hospitalschiff evakuiert worden waren, war gering; die Wahrscheinlichkeit, daß der beste Freund seiner Tia, Doktor Kennet Uhua-Sorg – seines Zeichens Chef der Neurologie und Neurochirurgie – derselbe Arzt war, der sich um den Fall jener anderen Tia kümmerte, war so
mikroskopisch klein, daß er sich nicht einmal die Mühe machte sie auszurechnen.
Er legte die Datei wieder ab und loggte sich aus den
Informationsbrettern aus, hatte dabei ein Gefühl, als hätte ihm gerade jemand mit einer Holzlatte auf den Hinterkopf gehauen.
Als sie mich zum Piloten nahm, habe ich einen Trinkspruch auf unsere Partnerschaft ausgebracht – »möge sie so dauerhaft und so fruchtbar sein wie die der Cades«. Ach, verdammt! Ich bin überrascht, daß sie mich nicht sofort an Ort und Stelle aus der Luftschleuse geschmissen hat.
»Tia«, sagte er mit sorgfältiger Betonung in die stumme Kabine hinein. »Ich… ich würde mich gern entschuldigen…«
»Aha, du hast also herausgefunden, wer ich bin, wie?« Zu seiner Überraschung und großen Erleichterung klang sie
amüsiert. »Ja, ich bin Hypatia Cade. Ich habe mir überlegt, ob ich es dir sagen soll, aber dann habe ich befürchtet, daß du ein mieses Gefühl wegen deiner Bemerkung damals haben
könntest. Du weißt doch wohl, daß du keine Daten über mich abrufen kannst, ohne daß ich es merke?«
»Und ich habe gedacht, ich wäre wirklich ganz raffiniert vorgegangen.« Es gelang ihm ein mattes Grinsen. »Ich glaubte, ich hätte meine Spuren sehr geschickt verdeckt, so daß du es nicht bemerken würdest. Ich… es tut mir wirklich leid, wenn ich dir weh getan habe.«
»Ach, Alex, es wäre nur dann widerlich und geschmacklos gewesen, wenn du es mit Absicht getan hättest.« Sie lachte. Er hatte ihr Lachen lieben gelernt. Oft erzählte er ihr nur Witze, um es hören. »So etwas kommt eben vor. Ich vermute, daß du jetzt neugierig bist. Was willst du über mich wissen?«
»Alles!« platzte er heraus und lief vor Verlegenheit rot an.
»Es sei denn, du möchtest lieber nicht darüber sprechen.«
»Alex, ich habe überhaupt nichts dagegen! Ich
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