Raumschiff 3 - Tia
wunderschöne Erwachsene. Ein wunderschöne, leblose
Erwachsene. Wie eine Marionette ohne Fäden; ein Androide ohne Systemschaltungen. Alexander hatte kein Verlangen, ihre Säule zu öffnen, er fühlte sich von leblosen Dingen nicht angezogen. FühliePornos hatten ihn angewidert, und sein einziger, jugendlicher Versuch mit einem Sex-Androiden hatte ihn mit dem Gefühl zurückgelassen, beschmutzt und benutzt worden zu sein.
Doch das verschärfte nur die Tragödie, die ihr widerfahren war. Jons Verunstaltungen waren solcherart, daß sein
Aufenthalt in der Schale für jeden eine Erleichterung darstellte.
Tia dagegen…
Aber sie war glücklich. Sie war ebenso glücklich wie jeder seiner Klassenkameraden auf der Akademie. Wo war da also die Tragödie?
Nur in seiner Vorstellung…
KAPITEL 6
Wenn es nach Alex gegangen wäre, hätten die letzten zwölf Stunden auch ausfallen können.
Nach einer ereignislosen Reise war er mit Tia zur Basis Diogenes zurückgekehrt und hatte damit gerechnet, daß sie wieder auf eine der üblichen Fahrten losgeschickt würden.
Doch dann erfuhren sie, daß sie auf der nächsten Reise
Passagiere mitnehmen mußten. Die Passagiere befanden sich gerade auf einem kommerziellen Passagierschiff auf dem Weg von der Zentrale und dem Institut und würden erst in ein paar Tagen eintreffen.
So hatte er Gelegenheit zu einem kleinen Landbummel
gehabt, noch dazu in einer Stationsstadt, die einen ziemlich großen Umschlag an Raumverkehr kannte.
Jetzt tat es ihm leid, daß er das getan hatte… Nein, natürlich nicht aus irgendwelchen schlimmen Gründen. Er hatte sich nicht betrunken, war nicht überfallen worden oder sonstwie in Schwierigkeiten geraten. Nein, er hatte sich nur blamiert.
In der Raumhafengegend hatte er sich Gesellschaft gesucht, war durch Kneipen und Restaurants gezogen. Er hatte auch mehr als nur ein Angebot erhalten, angenommen aber hatte er nur jenes einer elfengleichen Kreatur mit dunklem Haar und blauen Augen. ›Bet‹, wie sie hieß, war Raumfahrerin in der vierten Generation und folgte der rastlosen Tradition ihrer Familie.
Er hatte sich nicht gefragt, was seine Auswahl bestimmt hatte, hatte sich nicht einmal darüber gewundert, daß er diesmal so sehr von seinem normalen ›Typ‹ der braunhaarigen, braunäugigen und athletischen Frau abgewichen war. Er hatte eine schöne Zeit mit dem Mädchen verbracht, das
Mannschaftsleiterin an Bord eines KI-Frachters war. Sie hatten sich zusammen eine Show angesehen, waren Essen gegangen –
und schließlich in einem Hotelzimmer gelandet.
Er hatte sich noch immer keine Gedanken über seine Wahl gemacht, als plötzlich der Augenblick der Offenbarung kam.
Als er nämlich plötzlich zu ihr ›Tia‹ gesagt hatte.
Am liebsten wäre er auf der Stelle tot umgefallen.
Glücklicherweise erwies sich die junge Dame als
verständnisvoll. Bet kicherte lediglich, nannte ihn ihrerseits
›Giorgi‹, und dann hatten sie weitergemacht. Und als sie sich trennten, gab sie ihm einen Kuß, teilte ihm mit, daß seine ›Tia‹
ein glückliches Mädchen sei und daß er ihr Bets Grüße
ausrichten solle.
Den Geistern des Alls war es gedankt, daß er ihr nicht die Wahrheit zu sagen brauchte. Sie hatte nur die KD-Uniform zu sehen bekommen. Er hätte irgend etwas sein können. Mit
Sicherheit hatte sie nicht an einen Piloten eines GehirnSchiffs gedacht, als sie ihn aufgegabelt hatte, und er hatte ihr auch nicht erzählt, welche Stellung er im Kurierdienst innehielt.
Anstatt sofort zum Schiff zurückzukehren, hatte Alex
verzögert. Er war in einen multi-virtuellen Freizeitpark gegangen und hatte sich fünf der wildesten Abenteuer
reingezogen, die dort geboten wurden.
Doch nichts konnte die wahre Bedeutung dessen ausradieren, was er getan hatte. Und es war sein Glück, daß seine Partnerin nicht gewußt hatte, wer Tia war. Man hatte Piloten schon aus weitaus geringfügigerem Anlaß in die Psychotherapie
überwiesen. Der KD hatte einen üblen Ruf, was seinen
Umgang mit solchen Ausrutschern betraf. Er war nicht bereit, einen seiner kostbaren Hüllenmenschen durch jemanden
gefährden zu lassen, der so besessen von ihm war, daß er versuchen könnte, an den physischen Körper zu gelangen.
Mit sehr gemischten Gefühlen kehrte Alexander zu den
Docks zurück; er hatte keinerlei Vorstellung, was er deswegen unternehmen könnte, falls es überhaupt etwas geben sollte.
Tia begrüßte ihren Piloten fröhlich, als er an Bord kam, gewährte ihm aber
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