Raumschiff 3 - Tia
freute sich Aldon. »Mann, das ist ja noch besser als das Passagierschiff, mit dem wir gekommen sind! Ich mußte mir eine Kabine mit Fred und zwei anderen Typen teilen.«
»Völlig richtig«, bestätigte Fred. »Aldons Gesellschaft war mir zwar angenehm, aber die beiden anderen waren verwöhnte junge Bälger. Tödliche Langeweiler, das kann ich Ihnen
versichern, und ein wenig Abgeschiedenheit ist uns nur lieb.
Wollen wir?«
Die beiden waren damit beschäftigt ihr Handgepäck auszupacken, als die beiden anderen Doktoranden eintrafen, diesmal einzeln. Treel kam als erste. Sie nahm die Begrüßung mit der gelassenen, intensiven Haltung eines Zenmeisters hin und akzeptierte die erste Kabine, die ihr angeboten wurde.
Les Dimand-Taylor war ein ganz anderer Fall. Noch bevor er Tias Säule instinktiv salutierte, wußte sie, daß er früher beim Militär gewesen sein mußte. Er bestätigte ihre Vermutung, sobald Alex ihm eine Kabine anbot.
»Die nächstbeste wird schon reichen«, sagte er mit einer nervösen Fröhlichkeit. »Immer noch besser als die Kaserne, soviel ist sicher. Es sei denn… werte Dame Tia, Sie haben nicht zufällig hier irgend etwas an Bord, das mitten in der Nacht unerwartete Geräusche von sich gibt, oder? Ich
fürchte…« Er lachte etwas zaghaft, »… ich fürchte, ich
reagiere ein wenig nervös auf Geräusche, wenn ich schlafe.
Was man euphemistisch ›unglückliche Erfahrungen‹ nennt. Ich werde meine eigene Tür schließen, damit ich selbst niemanden störe, aber…«
»Gib ihm die Kabine neben Treels, Alex«, entschied sie.
»Doktor Dimand-Taylor…«
»Les, meine Liebe«, erwiderte er mit dünnem Lächeln. »Für Sie und Ihre Kollegen immer Les. Eines Ihrer Teams hat mich mal aus der Patsche geholt. Und außerdem, wenn die Leute meinen Titel hören, fangen sie meistens an, mir etwas über ihre Rückenschmerzen zu erzählen. Nur ungern kläre ich sie
darüber auf, daß ich mich nur um ihren Rücken kümmern
würde, wenn das viel zu feste Fleisch darauf schon seit tausend Jahren vom Knochen geschmolzen wäre.«
»Also Les«, sagte sie. »Ich nehme an, Sie kennen Treel?«
»Sehr gut. Eine nette und zuvorkommende Dame. Wenn Sie
sie mir als Nachbarin zugeteilt haben, ist das gut, sie ist so leise, daß ich nicht einmal merken werde, daß sie dort ist.« Er schien erleichtert, daß Tia ihn nicht weiter nach der ›Patsche‹
ausfragte, in der er gesteckt hatte.
»Diese Kabine und ihre liegen in der Schallabdämmung um die Frachträume«, erzählte Tia ihm. »Dort sollten Sie
eigentlich nichts hören – und ich kann nachts für Sie auch weißes Rauschen generieren.«
Er entspannte sich merklich. »Das wäre wirklich furchtbar nett von Ihnen, vielen Dank. Mein Vorgesetzter, Dr. Aspen, hat den anderen von meinen kleinen Eigenarten erzählt, daher wissen sie, daß sie mich nicht erschrecken sollen. Es dürfte als alles prima laufen.«
Er machte sich ans Auspacken, und Alex kehrte in die
Hauptkabine zurück.
»Kommandounternehmen«, sagte Tia knapp.
»Steht das in seinen Akten?« wollte Alex wissen. »Ich bin überrascht, daß sie das dort dringelassen haben. Aber
wahrscheinlich steht nicht wo, oder?«
»Wenn du weißt, wo du zu schauen hast und wonach, findet sich die Tatsache, daß er zu einer Kommandotruppe gehörte, tatsächlich in seinen Akten«, klärte sie ihren Piloten auf.
»Aber wo – das steht in keiner Institutsakte. Wahrscheinlich ist es irgendwo verschlüsselt. Vergiß nicht, nicht zu leise zu schleichen, mein Lieber.«
»Da ich keinen Wert darauf lege, einen Karatehieb an die Kehle zu bekommen, klingt mir das nach einer guten Idee.« Er überlegte einen Augenblick und kehrte in seine Kabine zurück, um mit einer Art Armband wiederzukommen, an dem sich eine Glocke befand. »Diese Dinger waren vor ein paar Monaten Mode, da habe ich mir eins gekauft, aber es gefiel mir nicht.«
Er beugte sich vor und befestigte es an seinem Stiefel. »So.
Jetzt wird er mich kommen hören, falls ich vergessen sollte laut aufzustampfen.« Die Glocke war zwar nicht sehr laut, gab aber ein deutlich vernehmbares Geräusch von sich.
»Gute Idee – aha, da kommt der Mann persönlich. Alex, er braucht etwas Hilfe.«
Alex eilte zum Fahrstuhl und half Doktor Aspen mit seinem Gepäck. Es war zwar nicht viel, aber Doktor Aspen hätte es dennoch nicht allzu lange tragen können. Tia fragte sich, was nur in das Institut gefahren war, es diesem Mann zu gestatten, wieder in die Feldarbeit zu
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