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Raumschiff 4 - Channa

Raumschiff 4 - Channa

Titel: Raumschiff 4 - Channa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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vorstellen, daß Sie sich darauf gefreut haben, einen Neuen einarbeiten zu müssen. Irgendeinen Fremden, der die Sache lieber auf seine Weise angeht, anstatt sich der netten, reibungsfreien Routinen zu bedienen, die Sie so im Laufe der Zeit entwickelt haben.«
    »Wo nehmen Sie denn diesen ganzen Quatsch her?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Entweder das, oder Sie haben sich einfach nur so sehr daran gewöhnt, mitanzusehen, wie er täglich gedemütigt wurde, daß es Ihnen schon nicht mehr auffiel. In beiden Fällen wird er es aber wahrscheinlich so empfunden haben.«
    »Ich kenne ihn, Hap; Sie nicht. Wenn Tell ein Problem
    gehabt hätte, hätte er auch etwas gesagt. Weshalb hätte er denn stumm vor sich hin leiden sollen, wenn er doch wußte, daß er zu mir kommen konnte?«
    »Haben Sie sich die Aufzeichnungen einmal angeschaut?«
    »Ich brauche mir nichts anzuschauen. Ich war schließlich dabei.«
    »Die würden nämlich bestätigen, was ich gerade gesagt habe, wissen Sie.«
    Du Aas mit einem Korykiumpanzer! »Ist Ihnen vielleicht schon einmal der Gedanke gekommen, daß Sie voreingenommen sein könnten? Seit unserer ersten Begrüßung meckern Sie an mir herum. Ich will Ihnen mal etwas sagen, werte Allwissende: Aus den Aufzeichnungen bekommen Sie keinen allzu genauen Eindruck von Tell. Er hat die verdammten Konferenzen verabscheut. ›Herrje‹, pflegte er zu sagen, ›diese dämlichen Beratungen bringen mein Gehirn zum Schmelzen.‹ Er hat selten etwas auf Konferenzen gesagt. Sie entsprachen einfach nicht seinem Stil.«
    »War es üblich, jede seiner Bemerkungen in Zweifel zu
    ziehen, wenn er sich doch einmal zu Wort meldete?«
    »Sie machen aus der schlichten Abfrage einer Bestätigung gleich einen Mordversuch.«
    Channa biß sich auf die Unterlippe. »Simeon, die
    Aufzeichnungen werden bestätigen, daß das, was ich darin vorgefunden habe, sehr deutlich zu erkennen ist, unzweifelhaft, klar, offensichtlich. Ein nochmaliges Durchgehen der Aufzeichnungen wird Sie in diesem Punkt erhellen. In
    Ordnung?«
    Nach kurzer Überlegung ging etwas in Simeon auf wie ein Auge, und er schaute einen verbitterten Zug um Tell Radons Mund. Tell hatte seine entsprechende Feststellung zwar immer als »Übertreibung« abgetan, aber…
    »Sie gehen wirklich unter die Gürtellinie, Channa«, erwiderte er.
    Sie errötete, doch ihr Gesichtsausdruck blieb feindselig. »Ich bin wütend«, gestand sie offen. »Meine ganze Karriere liegt in Schutt und Asche, nur weil Sie wollten, daß er bleibt. Als ich dann gesehen habe…« Wieder biß sie sich auf die Lippe.
    Schließlich fuhr sie etwas gelassener fort. »Was mich betrifft, sollten Sie vorsichtig mit Ausdrücken wie ›Sie haben sie knieabwärts amputiert‹ und ›Sie waren grausam‹ sein. So etwas bringt mich leicht auf die Palme. Außerdem hätten Sie auch auf mein Wort vertrauen können, anstatt gleich selbstgerecht zu werden.«
    »Ja… ich werde es mir merken.« Er hielt inne. »Hören Sie mal, wenn Sie wirklich so scharf darauf sind, von hier wieder wegzukommen, unterstütze ich Ihr Versetzungsgesuch bis aufs Messer. Da ich das letztemal ohnehin nicht bekommen habe, was ich angefordert hatte, ist man mir noch den einen oder anderen Gefallen schuldig…«
    »O nein. Das letztemal, als Sie jemanden bis aufs Messer gedeckt haben, steckte das Ding plötzlich zwischen meinen Schulterblättern. Vielen Dank. Jetzt, da ich darüber nachdenke, habe ich vor, der Zentralverwaltung möglichst viel Zeit zu lassen, um die ganze Affäre zu vergessen, und auch, welche herausragende Rolle ich dabei gespielt habe. Sie sind jetzt mindestens zwei Jahre mit mir gesegnet, also stellen Sie sich auch besser gleich darauf ein. Ach ja, und was das Thema des Übersehens angeht…«
    »Nun?« Was denn jetzt? Liegt vielleicht Staub auf den Lampenfassungen?
    »In einem der Maschinenräume am Heck bin ich auf einen kleinen Jungen gestoßen.«
    Stille.
    »Wie? Gar keinen Kommentar auf Lager? Soll das etwa
    heißen, daß Sie alles über ihn wissen? Immerhin sind Sie doch tatsächlich dazu in der Lage, alle Teile der Station zu beobachten.«
    In dem nun folgenden Schweigen schritt sie zur Wand
    hinüber und lehnte sich lässig dagegen. »Er war schon fort, bevor ich reagieren konnte. Aber wissen Sie, was an der Sache wirklich merkwürdig ist? In den Dateien findet sich nicht das geringste über so ein Kind.« Das Schweigen zog sich in die Länge. »Simeon?« fragte sie etwas schneidend.
    »Ein kleiner

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