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Raumschiff 4 - Channa

Raumschiff 4 - Channa

Titel: Raumschiff 4 - Channa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Kinder.
    Jekit schwitzte. Er wischte sich das Gesicht am Ärmel ab und setzte den Marsch fort, versuchte, derlei Gedanken zu
    verdrängen. Nicht vor Ende der Wache. Es war heiß, was immer die Meßinstrumente meinen mochten. Er hatte ein
    merkwürdiges Gefühl im Magen. Vielleicht war die
    geplünderte Nahrung schlecht, obwohl die Göttliche Saat so gut wie alles Organische verdauen konnte.
     
    Simeon beobachtete den Piraten. Dieser Jekit war der ideale Kandidat. Ganz eindeutig war er von dem Virus Typ II
    befallen und viel zu dumm, um es zu merken. Außerdem
    schlief er ohnehin fast ein vor Langeweile. Eine kleine Überraschung würde seinem Kreislauf guttun.
    Er überprüfte den Fortschritt der Entsatzgruppe, zehn
    Soldaten und ein Gruppenführer. Jede Menge Zeugen,
    ebenfalls ideal. Die Zeitplanung war das Wesentliche. Sie mußten nur noch zwei Wachposten ablösen, bis sie Jekit erreichten.
    Meinem Volk willst du weh tun, Jekit? dachte Simeon. Na schön, dann wollen wir doch mal sehen, wie es dir gefällt, am Ende des Stocks zu stehen.
    Er begann zu flüstern. Die Worte waren laut genug, um
    hörbar zu sein, aber nicht laut genug, um sie zu verstehen.
    Einfach nur unsinnige Silben, mit Inflektionen betont, wie sie der Sprache der Kolnari glichen, minutenlang, nicht etwa durchgängig, sondern anschwellend und absinkend. Dann eine Steigerung der Lautstärke, bis der Unsinn irritierend den Rand der Hörbarkeit besetzte. Dazu subsonare Frequenzen, die einem garantiert die Haare an der Wirbelsäule zu Berge stehen ließen, obwohl die Kolnari keine Körperbehaarung aufwiesen.
    Dann eben Gänsehaut, entschied Simeon. Jekit ging ein weiteres Stück vor, blieb stehen, schüttelte den Kopf und brachte das Plasmagewehr in Anschlag, wobei er die
    Sicherung mit dem Daumen löste.
    Hat der Bursche denn überhaupt keine Nerven? fragte Simeon sich frustriert. Dann gab er die Verfeinerungen hinzu: Am Rande des Gesichtsfelds begannen Dinge aufzuflackern.
    Höchstwahrscheinlich sah der Pirat ohnehin schon alle
    möglichen Dinge, auch ohne Simeons visuelle Unterstützung, da die Sensoren anzeigten, daß seine Körpertemperatur bereits fünf Prozent über Normal war, Tendenz steigend. Schweiß troff ihm das Gesicht herab. Das war selten, da der
    Stoffwechsel der Kolnari im allgemeinen keine Flüssigkeit vergeudete.
    Simeon konstruierte ein weniger transparentes Bild. Aha, das hat ihn zusammenzucken lassen, dachte Simeon. »Rankest!«
    flüsterte er, gerade laut genug, um verstanden zu werden.
    Stirb, auf Kolnari.
    »Wer ist da?« rief Jekit und schwang seine Waffe herum.
    »Wer geht da? Antworte mir!«
    Inzwischen hatte Simeon eine regelrechte Unterhaltung in die Wege geleitet; heftig flüsterten männliche und weibliche Stimmen einander zu. Er bewegte die Flüsterer die Gänge hinunter, durch Kabinen und Säle und Galerien. Mal ertönten sie um die Ecke, mal oben an der Decke, dann wieder direkt hinter dem Kolnari.
    Jekit wirbelte herum, die Waffe im Anschlag. »Ungeziefer!«
    schrie er. Die Warnanzeige flackerte, als sein Zeigefinger den Auslöseknopf ein Stück herunterdrückte.
    Der Trupp war auf Jekits Ebene aus dem Fahrstuhl getreten und marschierte nun auf seinen Posten zu. Eigentlich war es eher ein Traben wie ein Wolfsrudel; der Anführer trug
    Panzerung und bewegte sich im selben Tempo. Mit jedem
    Schritt hämmerte eine halbe Tonne auf den Boden.
    Der Kolnari hatte den Rücken an die Wand gepreßt. Simeon überlagerte das Schrittgeräusch des Kraftanzugs und
    verwandelte es in einen Trommelschlag, der im Rhythmus des eigenen Herzens des fiebernden Kriegers hämmerte. Jekits Kopf ruckte wild vor und zurück, um das Bernstein seiner Augen zeigten sich weiße Ränder.
    Zur Rechten ertönte eine Stimme.
    »Jekit!« rief sein Offizier. »Hierher, Blödmann! Meldung machen.«
    Jekit stöhnte fast auf vor Erleichterung und öffnete den Mund, um den Ruf zu erwidern. Als er es tat, stellte er fest, daß die Worte überlagert, übersprochen wurden, von irgend etwas neutralisiert. Schrei, Ruf – alles nur dasselbe verschwommene Jammern.
    »Schmerzstab für dich, saatloser Müßigmann«, ertönte die Warnung seines Offiziers.
    Jekit duckte sich und schickte sich an, die Wand entlang auf die Stimme zuzukriechen. Auf halber Strecke zuckte er
    zusammen und erbrach sich krampfhaft, verwirrt. Es war ihm noch nie passiert, daß er seine Nahrung nicht halten konnte.
    Um die Ecke ertönten Schritte, als der Ersatztrupp forsch auf ihn zukam.

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