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Raumschiff 5 - Carialle

Raumschiff 5 - Carialle

Titel: Raumschiff 5 - Carialle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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betrachtete Carialle sich selbst nicht als gewöhnlichen Menschen. Sie verfügte zwar über Bilder von ihrer Familie und fand, daß sie wie nette Leute aussahen, fühlte sich ihnen aber doch zutiefst fremd.
    Nachdem Carialle über die ›schwarze‹ Periode ihrer Malerei hinausgelangt war, hatten ihre Therapeuten sie gebeten, ein Selbstporträt zu malen. Es war eine stümperhafte Arbeit, denn sie wußte ja, daß man von ihr ein ›menschliches‹ Bild haben wollte, während Carialle selbst sich als Schiff empfand – und genau das produzierte sie schließlich auch: den kegelförmig zulaufenden Bug des anmutigen und detailgenau
    wiedergegebenen Raumschiffs, eingerahmt in einen ovalen Fleck mit Markierungen, die man mit Müh und Not als
    ›Gesichtszüge‹ hätte durchgehen lassen, ebenso wie die blonden Locken, die sich um einige gewöhnliche
    Schiffssensoren schmiegten. Ihre Schwester hatte langes blondes Haar gehabt.
    Nach langen Konferenzen entschieden Dr. Dray und sein Mitarbeiterstab, daß es sich dabei durchaus um ein gültiges, ernstzunehmendes Selbstbildnis handelte und gar nicht einmal um ein schlechtes: Tatsächlich verschmolz es ja Wahrheit (das Schiff) mit Dichtung (Carialles Gesichtszüge).
    Inzwischen gebe es genügend Schalenmenschen, bemerkte Dr. Dray, so daß man eigentlich damit hätte rechnen müssen, daß sie sich selbst einmal als eigenständige Spezies betrachten würden. Tatsächlich beweise Carialle damit sogar eine äußerst gesunde Schalenmenschenselbstbewußtheit, indem sie sich nicht mit einem perfekten Menschenkörper darstellte, etwas, das sie nie besessen hatte und auch nie besitzen würde.
    Simeons Geschenk an Carialle war besonders gut gewählt: Sie hatte sehr viel für Katzen mit ihren pelzigen Gesichtern und ausdrucksstarken Schwänzen übrig und genoß immer dann die Bandaufzeichnungen ihres sehnigen Spiels, wenn sie sich ein wenig Entspannung gönnte. Sie unterteilte die
    Weichschalen in zwei eigenständige und interessante Arten, von denen einige Vertreter ihr anziehender erschienen als andere.
    Für einen Menschen, so fand sie, sah Keff doch recht gut aus.
    In weniger hektischen Situationen hatten seine jungenhaften Locken und das Funkeln in den tiefliegenden blauen Augen ihm schon manche Eroberung eingetragen. Carialle wußte zwar intellektuell, daß er gut aussah und begehrenswert war, doch hegte sie ihm, wie auch allen anderen Menschen
    gegenüber, keinerlei sinnliche Gefühle. Im Vergleich zu einigen Aliens, denen sie begegnet war, erschienen ihr Menschen, die Männer ebenso wie die Frauen, doch als ziemlich schlecht konstruiert. Wenn der Mensch tatsächlich die Krone der Schöpfung darstellen sollte, dann mußte diese Schöpfung ziemlich viel Humor besitzen.
    Wenn Versehrte Erwachsene ihre abhanden gekommenen
    Gliedmaßen oder Sinnesorgane zwar schon immer durch
    Prothesen ersetzt hatten, ging die Firma Moto-Prothesen mit ihren Produkten doch weit darüber hinaus, indem sie den Behinderten dermaßen hochentwickelte Funktionen
    ermöglichte, daß keinerlei ›körperliche‹ Behinderung mehr zurückblieb. Das bedeutete für Schalenmenschen, daß sie voll funktionsfähige Alternativkörper ›bewohnen‹ konnten, in denen es ihnen möglich war, das gesamte Spektrum
    menschlicher Erfahrungen aus erster Hand kennenzulernen.
    Damit wurden zugleich mancherlei Vorstellungen von
    Einschränkungen oder Behinderungen ins technologische Altertum verbannt. Seit Keff zum erstenmal von den Körpern gehört hatte, die die Firma Moto-Prothesen den Gehirnen zur Verfügung stellte, piesackte er Carialle, sie solle sich doch auch einen bestellen. Sie vermied es, seinen Vorschlag geradeheraus abzulehnen, weil sie Keff schätzte und Respekt für seine Meinung hegte, daß sie Gelegenheit haben sollte, das Leben außerhalb ihrer Schale zu genießen und sich mit ihm an seinen Projekten zu beteiligen, wie sie es in verschalter Form niemals hätte tun können. Doch sie betrachtete die ganze Idee in Wirklichkeit als schrecklich abstoßend. Hätten die Moto-Prothesen bereits vor ihrem Unfall zur Verfügung gestanden, hätte Carialle sich vielleicht dafür erwärmen können. Doch die Sicherheit, die Schale zu verlassen – na ja, sie zwar nicht wirklich zu verlassen, aber immerhin diesen Eindruck zu erwecken –, um sich der Verletzbarkeit auszuliefern… Obwohl Keff darauf beharrte, sich doch endlich einmal die Grafiken und Handbücher vorzunehmen, aus denen eindeutig
    hervorgehe, wie belastbar und

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