Raumschiff 5 - Carialle
leise Andeutung des Hündischen, aber nicht viel stärker als die Schweinsähnlichkeit der letzten Gruppe. Ich glaube, wir haben endlich unseren Gral gefunden, Cari.«
Ein kalter Windstoß fuhr durch das Strauchwerk und ließ die bloßen Stoffalten am Rücken von Keffs Anzug flattern. Seine Ohren, Nase und Finger waren durchgefroren und wurden langsam steif, doch in seinem Entzücken über den Gegenstand seiner Forschung ignorierte er die Unbehaglichkeit nur zu gern. Auf RNJ-599-B-V waren sie tatsächlich auf eine Goldader gestoßen! Obwohl es noch sehr lange dauern würde, bis die Wesen, die er dort gerade beobachtete, ihnen im Weltall als Ebenbürtige gegenübertreten würden.
Während sie sich dem Planeten näherten, hatte Carialle die üblichen Erkundungsgeräte und Forschungsapparaturen
aktiviert, um sich schon vorab einen Eindruck von Geographie und Geländebeschaffenheit machen zu können.
Der Hauptkontinent befand sich auf der nördlichen Halbkugel des Planeten. Bis auf die Polareiskappe wurde er von einem riesigen, hohen Gebirgszug, nicht unähnlich den Alpen im Europa der alten Erde, in vier Gebiete unterteilt. Wie die vier kleinen Gebirgszüge in jedem der Quadranten, hatte auch hier in früheren Zeiten vulkanische Tätigkeiten geherrscht, doch keiner der Steinkegel schien heute noch aktiv zu sein.
Das Team befand sich schon seit einigen Tagen auf dem Planeten, wo es diese und andere Gruppen von Einheimischen aus verschiedensten Perspektiven beobachtete. Carialle parkte in einer Senke im östlichen Quadranten, vier Kilometer von Keffs gegenwärtigem Standort entfernt, für jeden Fußgänger unsichtbar. Es sei ein recht brauchbares Versteck, hatte Carialle erklärt, weil sie beim Anflug keinerlei Hinweise auf Radar-oder ähnliche Ortungstechnologien entdeckt hatten.
Zwar ließen gelegentliche Energieschwankungen die
Anzeigenadeln auf Carialles Meßgeräten zucken, aber da die Schwankungen in willkürlicher Folge aufzutreten schienen, war es durchaus möglich, daß es sich dabei nur um natürliche Schwankungen im Magnetfeld des Planeten handelte. Doch Carialle blieb skeptisch, da die Energiestöße kräftiger waren, als es ein Magnetfeld hätte erwarten lassen; und weil sie so diffus und nur von kurzer Dauer zu sein schienen, fiel es ihr schwer, das Phänomen auf mehr als fünf Planetenbogengraden genau zu lokalisieren. Ihre professionelle Neugier war geweckt, und sie war entschlossen, eine logische Erklärung für diese Erscheinung zu suchen.
Keff war stärker von dem Anblick eingenommen, der sich ihm bot – seine wundervollen Aliens nämlich. Er studierte das Werkzeug, mit dem das ihm am nächsten stehende männliche Exemplar gerade den Boden bearbeitete. Der schwere
Metallkopf aus schlackehaltiger Eisen-Kupfer-Legierung war mühsam an zwei Stellen durchbohrt worden, wo er mit Stiften oder Nägeln an dem flachen, anderthalb Meter langen Griff befestigt war. Darüber hinaus war das Metall mit Sehnen oder Zwirn umwickelt, um ganz sicherzugehen, daß der Arbeiter den Kopf der Hacke nicht beim Schwungnehmen verlor. Keff preßte die. Augenlider zusammen, um damit die Telefoto-Funktion seiner Kontaktlinsen zu aktivieren, und sah noch genauer hin. Die Werkzeuge waren zwar von primitiver Ausführung, dafür aber durchaus raffiniert und für ihren Zweck optimal konstruiert. Doch schien es noch keine Reparaturtechnologie zu geben: Der Ackerrand war mit weggeworfenen, zerbrochenen Geräten übersät. Dieses Volk mochte zwar bereits die Metallschmelze entwickelt haben, das Schweißen aber überstieg noch seine Fertigkeiten. Immerhin hatten sie sich bereits von Sammlern und Jägern zu Ackerbau und Viehzucht weiterentwickelt. Am Rande des Felds und von dem mannshohen Höhleneingang waren kleine, aber
gutgepflegte Blumen-und Kräutergärten zu erkennen.
»Ihre Entwicklungsstufe scheint der Bronze-oder der frühen Eisenzeit zu entsprechen«, murmelte Keff. »Aus
anthropologischer Sicht wäre dies die perfekte Spezies für eine Langzeitbeobachtung, um festzustellen, ob sich diese Gesellschaft ähnlich entwickelt wie die der Menschheit.« Er teilte das Unterholz, hielt sich dabei aber ein gutes Stück von der Lauböffnung fern. »Bis auf die Tatsache, daß sie an jeder Hand nur drei Finger und einen Daumen besitzen, verfügen sie über die geeigneten Extremitäten, um eine hochstehende Technologie zu entwickeln.«
»Diese Einschätzung entspricht durchaus den
regierungsamtlichen Vorgaben«, meinte Carialle
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