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Raumschiff 5 - Carialle

Raumschiff 5 - Carialle

Titel: Raumschiff 5 - Carialle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Blick über Keffs Kopf hinweg. Als er Keff wieder anschaute, lag eine Leere in seinen Augen, die darauf schließen ließ, daß er entweder nicht das geringste verstanden oder die Frage bereits wieder vergessen hatte.
    »Er weiß es nicht«, meinte Keff seufzend. »Schön, fangen wir also von vorn an. Wo wird das Essen gelagert?« fragte er.
    Er zeigte auf das Steinquadrat und hielt eine der Wurzeln hoch, die Brannel als Beispiel verwendet hatte. »Wohin Wurzeln gehen?«
    Brannel zuckte die Schultern und murmelte irgend etwas.
    »Nicht wissen«, verstärkte das IÜP seine Aussage. »Wurzeln gehen, Essen kommt.«
    »Eine Kultur, in der die Nahrungszubereitung ein geheiligtes Mysterium ist?« fragte Carialle mit wachsendem Interesse.
    »Also, das ist ja nun wirklich verrückt! Wenn wir das dem Xeno-Amt melden, haben wir uns eine Sonderprämie
    verdient.«
    »Bist du gar nicht neugierig? Hast du nie versucht
    herauszufinden, was es damit auf sich hat?« fragte Keff Brannel.
    »Nicht!« rief Brannel. Zum erstenmal seit Keffs Ankunft wirkte der kühne Dorfbewohner nervös. »Einer neugierig, alle…« Klatschend schlug er die Hände zusammen. »Alle…
    alle«, sagte er, stand auf und zog um einen erwachsenen Mann, eine erwachsene Frau und Kinder einen Kreis in der Luft. In einer pantomimischen Darstellung schlug er den Mann und schob die Essensschalen vor der Frau und den Kindern mit dem Fuß beiseite. Die meisten der fellgesichtigen Humanoiden erschauerten, und eins der Kinder brach in Tränen aus.
    »Alle bestraft, weil einer neugierig war? Aber warum?«
    wollte Keff wissen. »Von wem?«
    Zur Antwort zeigte Brannel mit der dreifingrigen Hand auf den Berg – mit einer verächtlichen Miene, die eindeutig zum Ausdruck brachte, daß Keff das ja nun eigentlich wissen müsse. Keff spähte zu dem Gebirgszug hinüber.
    »Hä?« machte Carialle. »Ist mir da irgendwas entgangen?«
    »Strafe aus dem Gebirge? Ob das vielleicht irgendeine heilige Überlieferung ist, die mit den Bergen
    zusammenhängt?« fragte Keff. »Seiner Körpersprache nach zu urteilen hat Brannel vor allem, was von dort kommt, einen heillosen Respekt, aber er mag es nicht.«
    »Typisch Religion«, meinte Carialle verächtlich. Sie richtete die Kameras auf den Berggipfel in der Richtung, in die Keff gerade blickte, und vergrößerte das Bild, um es sich genauer anzusehen. »He, dort oben gibt es ja Gebäudestrukturen, Keff!
    Sie sind so gut an den Hintergrund angepaßt, daß ich sie beim ersten Überfliegen nicht bemerkt habe. Was sind das? Tempel?
    Heiligtümer? Wer hat sie erbaut?«
    Keff wies darauf und wandte sich an Brannel.
    »Was sind…?« fing er an. Doch seine Frage wurde jäh
    unterbrochen, als ein heißer Lichtstrahl vom Gipfel des höchsten Bergs direkt vor Keffs Füßen einschlug. Heißes Licht umhüllte ihn. »Wa-?« machte er. Seine Hand fiel seitlich am Körper herab, knallte mit der Wucht einer Abrißbirne gegen sein Bein. Die Luft in seiner Kehle verwandelte sich in Feuer, trocknete Mund und Zunge wie Leder aus. Summen erfüllte seine Ohren. Das Bild von Brannels erschrockenem Antlitz verschwamm vor Keffs Augen, verblaßte auf seiner Retina zu einem schwarzen Schatten; dann wurde es in die Höhe
    geschleudert, in einen wolkenlosen Himmel, schwärzer als das All.
     
    Der grelle Lichtstrahl überstieg die Leistungsfähigkeit der winzigen Kontaktknopfkamera, doch Carialles Außenkameras zeichneten das ganze Geschehen auf. Nachdem der Strahl eingeschlagen war, stand Keff noch einen Augenblick wie angewurzelt da; dann kippte er ganz langsam vornüber und sackte zu Boden. Sein Lebensmesser schrillte auf, als sämtliche Körperfunktionen aussetzten. Allem Anschein nach war er tot.
    »Keff!« brüllte Carialle. Ihr Organismus verlangte nach Adrenalin. Sie kämpfte dagegen an, zwang Serotonin und Endorphine in ihren Blutkreislauf, um sich zu beruhigen. Es dauerte nur Millisekunden, bis sie sich wieder in der Gewalt hatte. Das mußte sie, um Keffs willen.
    In den nächsten paar Millisekunden durchrasten ihre
    Schaltkreise eine Diagnose, überprüften die Implantate, um sicherzugehen, daß es sich nicht um einen Systemausfall handelt. Alle Anzeigen standen auf grün. »Keff«, sagte sie und steigerte dabei die Lautstärke in seinem Implantat. »Kannst du mich hören?« Er antwortete nicht.
    Carialle ließ ihre Schaltkreise eine erneute Diagnose durchführen, um sich noch einmal davon zu überzeugen, daß sie es nicht mit einem Systemausfall zu tun

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