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Raumschiff der Generationen

Raumschiff der Generationen

Titel: Raumschiff der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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sie es nicht einsetzen?
    Konnte sie, durfte sie die Menschen im SCHIFF ihrem Schicksal überlassen, jetzt, da sie das Mittel besaß, dieses Schicksal zu wenden? Nein! Stanford hatte unrecht, wenn er sie der Machtgier bezichtigte. Es war nicht ihre Schuld, daß gerade sie es war, die die Wende herbeiführen mußte.
    Und sie würde diese Wende herbeiführen …
    Sie schritt zur Tür. Drehte sich noch einmal um.
    »Schicken Sie mir Lauro, wenn es soweit ist, Standorf! Und beeilen Sie sich! Es ist auch in Ihrem Interesse!«
    Der Biochemiker sah ihr nach. Regungslos blieb er noch eine Weile sitzen. Später stand er auf und ging in eine kleine Nebenkammer.
    »Max!«
    Ein helles Quieken ertönte. Von einer Nische in einer Wand sprang etwas mit einem weiten Satz herunter und landete auf der Schulter des Wissenschaftlers. Es hatte ein herrlich glänzendes, tiefblaues Fell und große kohlschwarze Augen. Standorf nahm es von der Schulter, und es kuschelte sich in seine Arme.
    Der Mann strich sanft über das glänzende Fell. Seine Augen glühten …

 
5.
     
    »Tun Sie’s nicht, Marc!«
    Hella Lundqvist saß beinebaumelnd auf der Kante ihres Regiepultes und fingerte an der Tastatur herum. »Es kommt nichts Gutes dabei heraus.«
    »Manchmal ist es besser, es kommt etwas Schlechtes heraus als gar nichts.«
    Hella blickte ihn prüfend an. »Marc, Sie haben sich verändert«, meinte sie dann.
    Und diese Veränderung, dachte Marc, gefiel ihr nicht. Sie war ihr unbequem. Und das, was er vorhatte, würde vielen nicht gefallen.
    »… Nun ja, ich gebe zu, auch mir kam Ihre Story reichlich phantastisch vor. Aber nehmen wir einmal an, sie stimmt … ja, ja, regen Sie sich nicht gleich wieder auf! Also gut: Sie sprechen die Wahrheit – und nun? Was versprechen Sie sich von einer Veröffentlichung? Ob Ihre Geschichte geglaubt wird oder nicht, auf alle Fälle würde sie Unruhe auslösen im SCHIFF. Wollen Sie denn das?«
    »Vielleicht?«
    »Was?« Die Haltung der Frau versteifte sich. »Sagen Sie einmal, Marc, haben wir nicht schon genug Unruhe im SCHIFF?«
    »Nur fragt niemand von euch, die ihr auf der ERDE geboren seid, woher diese Unruhe kommt! Unruhe nennt ihr es, ich nenne es Bewegung. Und Bewegung gibt es nur unter den Jungen, unter denen, die im Raum geboren sind. Ich möchte aber erreichen, daß auch unter diejenigen Bewegung kommt, die dieses SCHIFF lenken, die über unser Schicksal entscheiden wollen. Man muß sie aufrütteln, muß ihnen klarmachen, daß nicht eine Generation über eine andere entscheiden kann, ohne diese andere in diese Entscheidung miteinzubeziehen.«
    »Und was hat die Sache mit dem Mann und dem Pelztier damit zu tun?«
    »Es erscheint mir die gegebene Gelegenheit, die Damen und Herren Senatoren, die sogenannten Lenker des SCHIFFES, darauf aufmerksam zu machen, daß auf dieser Welt Dinge geschehen, von denen auch sie nichts wissen. Man muß sie provozieren, Hella. Wenn die Öffentlichkeit von dieser mysteriösen Angelegenheit erfährt, müssen die Verantwortlichen ihr nachgehen, müssen die Sache aufklären, so oder so. Ganz gleich, wie sie sie aufklären und was dabei herauskommt, der Glorienschein der Unfehlbarkeit, der Souveränität, diese Aura der Omnipotenz, die sie umgibt, ist dann dahin.«
    »Und warum sind Sie so erpicht darauf, diese Aura, wie Sie sie nennen, zu verdunkeln und damit den Menschen im SCHIFF die Sicherheit zu nehmen, die sie so notwendig brauchen?«
    »Weil es eine trügerische Sicherheit ist, Hella, die sich auf nichts gründet als auf eine Tradition, die nur für diejenigen Gültigkeit besitzt, die sie selbst vor langer Zeit auf dieses SCHIFF mit herübergerettet haben. Wie trügerisch sie ist, beweist dieses mein eigenes Erlebnis; nicht einmal der Senat weiß, was tatsächlich in diesem SCHIFF vor sich geht.«
    Nach einer Weile sagte Hella, und es klang endgültig: »Marc, Ihr Artikel kann nicht gedruckt werden.«
    »Dann muß ich …«, erwiderte Marc, »… wie ich schon anfangs sagte – dorthin gehen, wo er gedruckt wird.«
    Hella sah ihn lange an. Erstaunen, Abwehr, aber auch so etwas wie Bewunderung schienen sich in diesem Blick zu mischen. Und noch etwas anderes sah Marc plötzlich – den Blick der Frau.
    Ihre Beine kamen plötzlich wieder in Bewegung. Hella glitt vom Tisch und stand vor ihm. Sie war so groß wie er. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und küßte ihn.
    In diesem Moment, als Marc seinen Gefühlen nachgab, haßte er sich selbst wie nie zuvor. Dann schwemmte

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