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Raumschiff der Generationen

Raumschiff der Generationen

Titel: Raumschiff der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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Marc – verdächtig …
    Marc sah das Mädchen an. Sie war bleich. Das, was er ihr so knapp wie möglich in der kurzen Zeit erklärt hatte, seit sie zusammen ihres Vaters Wohnlabor verlassen hatten, war zu unerwartet, zu schockierend für sie gewesen, als daß sie es so schnell hätte verarbeiten können. Gewiß, als Raumgeborene war auch Tanne mit vielem nicht einverstanden gewesen, was von oben her, was vor allem über ihre Köpfe hinweg, beschlossen worden war.
    Und doch stand diesen Strömungen, die auf sie einwirkten, ein kaum minder starker Einfluß entgegen; der ihres Vaters.
    Marc hatte sich schon des öfteren gefragt, welche Rolle Pinarossi eigentlich spielte. Den Chemiker hatte, seit Marc ihn zum ersten Mal gesehen hatte, stets eine geheimnisvolle Aura umgeben, über deren Bedeutung sich der junge Mann niemals klar geworden war. Wäre nicht die Beziehung zu Tanne gewesen, eine Beziehung, die, so gestand er sich ein, über das gemeinhin übliche Maß hinausging, so hätte Marc es vermieden, diesem Manne zu begegnen. So aber hatte er sich mit diesen Begegnungen abfinden müssen, die zwar flüchtig waren, doch nicht flüchtig genug, um nicht zu erkennen, welch starke Macht Pinarossi auf seine Tochter ausübte …
    »In einigen Stunden wird es sich entscheiden, ob wir weiter unter dieser Einschränkung unserer persönlichen Freiheit leben müssen oder nicht.«
    »Dieser Film, Marc …«
    Er hatte sie darauf vorbereitet. Nicht in allen Details. Es waren der Dinge schon genug, mit denen er sie hatte konfrontieren müssen.
    Er legte seinen Arm um sie. »Ich werde neben dir sitzen, wenn die Sendung abläuft.«
    Sie näherten sich dem Kleinen Stern. Auf diesen Verkehrsknotenpunkt, an dem das Astronauten-Café lag, hatte man von zwei Ebenen aus Einsicht. Die Jurij-Gagarin-Passage fuhr von Westen her ein. Marc sah hinunter. Unter ihnen glitt schnurgerade die Neil-Armstrong-Passage hinweg. Sie war voll besetzt mit jungen Leuten. Natürlich wußte Marc nicht, ob es alles Oppos waren. Er sah auf die Uhr. Es war 9.18 Uhr.
    Noch zwei Minuten.
    Marc zog Tanne mit sich auf eine Verzögerungsspur. Langsam glitten sie durch den Kleinen Stern hindurch, passierten vier Meter über der anderen Straße das Café.
    Ein Mann und eine Frau erschienen am Eingang: Krupp Anatoli und Bonne Fleming …
    Von der Stehrampe traten zwei Personen an sie heran. Kleus und Latour. Sie sprachen auf den Senator und seine Begleiterin ein. Marc und Tanne konnten, langsam vorübergleitend, alles genau beobachten. Anatoli und seine Assistentin schienen einen Augenblick zu zögern. Dann setzten sie sich in Bewegung und eilten, gefolgt von den beiden Oppos, auf die Mobilstraße zu.
    »Das Spiel hat begonnen …«
    Ein ohrenbetäubendes Heulen durchschnitt die Luft. Aus allen Membranen zugleich erscholl der schrille Warnton der Sirene. Die Zwanzigtausend hörten ihn, wo immer sie sich gerade befanden.
    Und dann drang lautlos das Gas aus den Düsen.
    Es roch anders als sonst. Marc, seine Arme fest um das zitternde Mädchen geschlungen, wartete auf das Erschlaffen seiner Glieder. Doch nichts dergleichen trat ein. Statt dessen spürte er ein seltsames Gefühl, einen sanften Druck hinter der Stirn, und dann nichts als Entspannung, Gelöstsein, Apathie …
    Kaum bewußt nahm er wahr, wie sich die Geschwindigkeit der Straßen verlangsamte. Der Lärm der Massen verebbte.
    Dann – die Sirene war längst verstummt – ertönte es aus den Lautsprechern:
    »Hier spricht die Hauptelektronik des SCHIFFES. Kennwort: Schwarze Sonne – Kennwort: Schwarze Sonne! Es tritt die Sonderschaltung Beta ein – Begeben Sie sich ruhig und ohne Hast in Ihre Wohnzellen! Jeder einzelne von Ihnen erhält weitere Anweisungen. Ende!«
    Da wußten die Menschen im SCHIFF, daß das eingetreten war, was all die langen Jahre hindurch erwartet worden war, woran jedoch zum Schluß keiner mehr geglaubt hatte: Sie waren, mitten in der unendlichen Weite des Weltalls, einem anderen Sternenschiff begegnet!
    Irgendwo vor ihnen schwebte etwas, das Leben, organisches Leben beherbergte, denkendes, fühlendes Leben, oder …? Marc fand es schwer, über diese Fragen nachzudenken. Etwas hemmte ihn, drängte ihn vielmehr, der Anordnung, die aus den Sprechern gekommen war, Folgen zu leisten …
    Die Straßen begannen sich zu leeren.
     
    »Wirkt das Hypnogas im ganzen SCHIFF?« fragte Maria Munyos, die jüngste im Senat.
    »Keine Ahnung«, brummte Urja Barbaroff und starrte weiter auf die Schirme, auf

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