Raumschiff der Generationen
denen zu sehen war, wie die letzten Menschen ihre Unterkünfte aufsuchten.
»Sie haben doch selbst an der Installierung der Rohranlage mitgearbeitet, Urja!« sagte Terre.
»Na, und? Damals war Commander Soignet am Ruder, wie Sie wissen. Und aus dem war nichts ’rauszukriegen.«
»Sie meinen, daß er etwas wußte?« fragte Thoralf.
Der Senator für Technik und Automation zuckte die Achseln. »Ich erinnere mich«, antwortete er nach einer Weile, »daß Pinarossi, der damals Senator für Forschung und Wissenschaft war, behauptete, Soignet habe eine dunkle Andeutung gemacht, vielleicht käme einmal ein Zeitpunkt, zu dem man nicht nur Lähmgas durch die Rohre schicken müßte. Pinarossi war eine diffuse Gestalt, darum habe ich dieser Bemerkung keine Bedeutung beigemessen. Im übrigen …«, er drehte sich plötzlich um und blickte der Reihe nach jedem der Anwesenden ins Gesicht, »ich finde es verdammt merkwürdig, daß keiner von Ihnen etwas von dieser Sonderschaltung gewußt haben will. Irgend jemand muß ja schließlich die Programmierung angeordnet haben …«
»Die Programmierung wurde von niemandem von Ihnen angeordnet«, klang plötzlich eine mechanische Stimme aus einem der Lautsprecher. »Sie wurde bereits vor dem Start des SCHIFFES von der ERDE von Professor Seyferth befohlen und ausgeführt.«
Die sechs Menschen in der Zentrale starrten wie gebannt auf die Membrane, aus der die unbekannte Stimme gesprochen hatte, Barbaroff faßte sich als erster. »Verdammt, jetzt werden wir auch noch von unseren eigenen Computern überwacht! Was soll der Unfug?«
»Ich empfehle Ihnen, Ihre Emotionen auszuschalten. Senator Barbaroff«, kam die Antwort der Elektronik. »Für die zu erwartende Begegnung mit außerirdischen Wesen, über deren Verhaltensschemata und Mentalität noch keine Daten vorliegen, ist es notwendig, daß besonders die leitenden Personen an Bord ihren Verstand ausschließlich rational gebrauchen. In etwa sechzig Sekunden erfolgt eine allgemeine Erklärung der Elektronik, die auf alle STV-Geräte im SCHIFF übertragen wird. Ende!«
»Das ist … das ist doch …« Barbaroff, dunkelrot vor Zorn, brach ab.
»Das ist eine Maßnahme, die zu unser aller Schutz vorgenommen wurde«, schaltete sich Birger Hansen ein. »Professor Seyferth wußte, daß er keine Chance hatte, am Exodus teilzunehmen. Um so höher sollten wir die Tatsache würdigen, daß dieser Mann in weiser Voraussicht für diejenigen, die sich auf diese Reise begeben würden, gehandelt hat.«
Die anderen schwiegen, dachten über seine Worte nach. Nur Barbaroff ging plötzlich zur Tür, und als sie sich nicht öffnete, schlug er mit der Faust dagegen. Er wandte sich um.
»Was finden Sie daran so weise, daß uns eine verdammte Elektronik zur Handlungsunfähigkeit verurteilt? Inzwischen verwandeln uns die Fremden vielleicht in eine atomare Gaswolke!«
»Warten Sie es ab!« empfahl der Senator für Wissenschaft und Forschung kühl.
Und dann klang wieder die mechanische Stimme auf:
»Die Hauptelektronik gibt folgende Erklärung ab, die an alle Menschen im SCHIFF gerichtet ist und alle fünfzehn Minuten wiederholt wird: Die Sonderschaltung Beta ist eine Zusatzprogrammierung, mit der die Bordelektronik vor dem Start des SCHIFFES noch auf der ERDE ausgestattet wurde. Sie dient dem Schutz aller an Bord lebenden Individuen. Sie tritt automatisch in dem Augenblick in Kraft, in dem die Ortungsanlage des SCHIFFES die Annäherung eines nichtirdischen Raumflugkörpers feststellt. Dieser Zeitpunkt ist jetzt eingetroffen. Die Maßnahmen der Sonderschaltung Beta ergehen wie folgt:
Erstens: Im gesamten SCHIFF wird über die installierten Düsen ein Suggestor-Gas ausgeblasen, das mit ›Vario-N‹ bezeichnet wird. Vario-N ist ein Suggestor, dessen Wirkungsweise von dem Reizwort abhängt, das jedem Individuum an Bord während des individuellen Schulungsprogramms suggeriert wurde. Vario-N variiert den Grad der Handlungsfreiheit jedes Individuums an Bord, entsprechend des dem Computer vorliegenden Psychogramms. Dies ist eine Schutzmaßnahme und völlig ungefährlich. Sie wird zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder aufgehoben.
Zweitens: Die Auswertung der das fremde Raumschiff betreffenden Meßwerte bestimmt, ob und zu welchem Zeitpunkt die Handlungsgewalt der organischen Leitung des SCHIFFES wieder übertragen wird.
Die Schöpfer der Sonderschaltung«, fuhr die Elektronik fort, »legen Wert auf die Feststellung, daß das Programm, das für diese Entscheidung
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