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Raumschiff der toten Seelen

Raumschiff der toten Seelen

Titel: Raumschiff der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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dem Felde arbeiten.
    Der Philosoph berief für den Abend des ereignisreichen Tages eine Versammlung im Kuppelbau ein.
    Langsam strömten die Siedler herein, sich dabei viel Zeit lassend. So recht hatten sie gar nicht begriffen, was eigentlich geschehen war, und die Veränderungen ließen sie ziemlich unberührt. Aber schließlich besaßen die keinerlei Kenntnis von dem, was ihnen bevorstand.
    Har-Con eröffnete die Versammlung und übergab dann Ra-Kles das Wort. Dieser begann noch einmal, die ganzen Ereignisse seit dem Start der HOPE vor zweihundert Jahren aufzurollen und lüftete das Geheimnis der roten Kammer. Die Eröffnung, daß sie eigentlich niemals etwas anderes als gelenkte Puppen gewesen waren, rief bei den Siedlern zuerst Unwillen, dann aber allmählich das notwendige Verständnis hervor. Die Erbauer und Weisen sanken zwar nicht in ihrer Achtung, aber rein menschlich gesehen hatten sie Schwächen offenbart, die sie ihnen sympathischer machten. Ja, in gewissem Sinn schienen die Weisen ihrer schwachen Konstitution wegen sogar unterlegen. Vielleicht besaßen sie einen hervorragenden Verstand, ihr Körper aber, der war dem der Siedler offensichtlich unterlegen.
    Die Methode des Kälteschlafs erregte Verwunderung, dann Anerkennung. Zwar fiel es Ra-Kles äußerst schwer, den Siedlern zu erklären, warum sich die Weisen nicht selbst unsterblich gemacht und die Reise bei voller Bewegungsfreiheit unternommen hatten, aber schließlich überzeugte er sie doch mit dem Argument, man hätte sich nicht allein auf die automatischen Kontrollen verlassen wollen. Das Gefühl, eine wichtige Aufgabe erfüllt zu haben, stärkte wiederum das Selbstbewußtsein der Siedler.
    Mit recht gemischten Gefühlen hingegen nahmen sie die Nachricht vom Tod der Weisen entgegen. Die Neuigkeit jedoch, daß die Frauen das Experiment überstanden hatten, erregte ungeteilte Begeisterung.
    Zuerst einmal jedoch mußte Ra-Kles erklären, was Frauen überhaupt seien.
    Die Siedler kannten keine Frauen und konnten sie sich auch nicht vorstellen. Zwar besaßen sie alle natürlichen Körperfunktionen, aber was niemals benötigt wurde, was man einfach nicht kannte, hatte sich auch niemals bemerkbar gemacht. Vielleicht war das zum Teil auch den Energietabletten zu verdanken. Und vielleicht bewirkte die geringfügige Menge natürlicher Nahrung nun auch die Auflockerung der beabsichtigten Tablettenwirkung.
    Die Weisen mußten auch an die Möglichkeit gedacht haben, die nun tatsächlich eingetreten war: daß alle Männer den Kälteschlaf nicht überlebten und die Unsterblichen einspringen mußten.
    Als Ra-Kles schließlich mit der Hilfe Par-Kers – der die telepathischen Anweisungen Parkers erhielt – das Geschöpf Frau genügend erörtert hatte, gab er bekannt, daß morgen mittag der einzig überlebende Weise die rote Kammer verlassen würde.
    Die Vorbereitung war nicht umsonst gewesen.
    Die Siedler brachen in ein Jubelgeschrei aus und ließen Parker hochleben. Ra-Kles jedoch verkniff sich ein Lächeln. Leise wandte er sich an den neben ihm sitzenden Par-Ker: „Sie schreien – aber weniger wegen des Weisen als wegen der Frauen. Wahrscheinlich glauben sie, nun beginne das Paradies.“
    Par-Ker lauschte in sich hinein, dann gab er zurück: „Parker meint, das sei ein Trugschluß. Zwar bestünde die weibliche Besatzung der HOPE aus dem besten Menschenmaterial überhaupt, aber schließlich hätten die Siedler keinerlei Erfahrung mit dem anderen Geschlecht. Wenn er sich nicht irrte und wir nicht ungemein aufpaßten, hätten in wenigen Monaten die Männer nichts mehr zu sagen. Verstehst du das?“
    Zu seiner Überraschung nickte Ra-Kles: „Ja, das verstehe ich. Wir werden es erleben, falls dein Parker uns nicht hilft. Ich fürchte, plötzlich erwachte Instinkte werden stärker sein als alle Vernunft.
    Für unsere Männer sind Frauen etwas ganz Neues. Das Erlebnis wird sie erschüttern, viel mehr noch als das, was sie außerdem erfahren werden.“
    Par-Ker beugte sich zu ihm.
    „Was denn noch?“
    Der Philosoph legte den Zeigefinger auf den Mund.
    „Nicht jetzt! Ich muß weiterreden.“
    Erneut sprach er zu der Versammlung und wies auf die Bedeutung des morgigen Tages hin.
    „Unser Leben wird einen neuen Wendepunkt erhalten“, erklärte er mit fast feierlicher Stimme. „Erst Jahre später werden wir begreifen lernen, wie groß und gewaltig dieses Ereignis unser Leben verändert. Draußen auf den Feldern blüht die Frucht, und bald naht die Zeit der

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