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Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane

Titel: Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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eine Idee, wie wir hier rauskommen«, sagte Superhirn. »Der Pudel muß uns helfen!«
    »Der Hund?« Trotz ihrer unglücklichen Lage mußte Henri lachen. »Soll der uns freiknabbern?«
    »Dazu ist er wohl 'n bißchen zu klein!« spottete Gérard.
    Tati rief begeistert: »Superhirns Idee ist gut. Ich weiß, was der Pudel machen kann! Loulou, Loulou! Komm mal her! Komm zu Frauchen!«
    Winselnd stand das winzige Hündchen verstört am Beckenrand. Loulou begriff: Wasser war es nicht mehr, aus dem die Köpfe seiner großen Freunde ragten. Auf Tatis Befehl hopste er vom Beckenrand auf die erstarrte Fläche. Er rannte um Tati herum, stupste ihre Ohren, ihren Kopf und ihr Gesicht mit der Pudelnase.
    »Laß das!« befahl Tati. »Bist ein gutes Tier, jaja!« Doch plötzlich, aufmunternd und rasch, versetzte sie den Hund in Aufregung: »Gassi gehen! Such Leine!«
    Daraufhin schoß Loulou wie der Blitz aus dem Becken heraus, auf die automatische Tür zu, neben der sich die Ruftaste befand.
    »Such Leine!« rief Tati fortwährend. »Such Leine!«
    Nun hing da zwar keine Leine. Doch Loulou war von zu Hause gewohnt, den Lederriemen neben der Tür zu suchen, dort, wo Schalter und Schlüsselhaken waren. Unter Tatis Schnellfeuer-Befehlen sprang er ohne Besinnen an der Wand hoch.
    »Was macht er?« rief Micha, der nichts sehen konnte. »Warum bellt er wie verrückt?«
    »Such Leine! Such Leine!« rief Tati immer dringlicher. Aufgeregt hopste Loulou höher und höher. ja, wo war aber da ein Haken, wo war denn das Lederband? Der Pudel sprang noch einmal hoch gegen die Wand – dann gab er den Versuch auf. Ratlos kam er zu Tati getrabt. Doch Superhirn hatte längst einen Triumphschrei ausgestoßen: »Geschafft!«
    jetzt sagte er ruhig: »Gut gemacht, Tati! Ich trete meinen Spitznamen gern an dich ab. Fabelhafte Idee von dir. Wir sind gerettet!«
    »Wieso?« rief Prosper ungeduldig.
    »Mensch, weil Loulou gegen die Alarmtaste geraten ist!« rief Henri. »Wer kann die Lichtzeichen an der Wand gegenübersehen?«
    »Ich nicht!« heulte Gérard. »Alle neune, was ist denn nun schon wieder?«
    Was in diesen Sekunden vor sich ging, kann gar nicht so schnell beschrieben werden. Der Hund war gegen die rote Alarmtaste gesprungen. Im Augenblick leuchtete auf der gegenüberliegenden Wand eine riesige, gläserne »Stadtkarte« der weitverzweigten Tiefseebasis Charivaria auf. Superhirn erkannte Straßen, Gebäude, Bergwerke, Felder für Meeresboden-Landwirtschaft, Unterseehäfen, Schleusen, Kraftwerke, die Raumschiff-Garagen und vieles andere, was zu dem gigantischen Unternehmen unter der künstlichen Riesenglocke im Ozean gehörte. Das Ganze war in blaue, grüne, gelbe, graue, violette, orangefarbene und zinnoberrote Bezirke eingeteilt und nummeriert. Eine zweite Stadtkarte, daneben, bezeichnete offenbar das Verkehrsnetz mit den
    »Alarmwegen«.
    Innerhalb dieses Verkehrsnetzes bewegten sich Leuchtfiguren in Form der verschiedenen Transportmittel, z. B. Hubschrauber, Luftkissenfahrzeuge, Züge – vor allem aber Kabinenkapseln durch die Rohre. Auf einer dritten Karte sah man das nicht wie im Grundriß, sondern in räumlicher Darstellung.
    Superhirn erfaßte das, wie gesagt, sehr schnell. Er ahnte auch, was der besonders ins Auge fallende, sich am schnellsten über die Karte bewegende Leuchtpunkt bedeutete. Ein Summen schwoll an und wurde ohrenbetäubend. Als es abbrach, gab es hoch oben auf dem Sprungturm ein knackendes Geräusch. Eine sanfte, freundliche Stimme sprach durch Lautverstärker: »Hier bin ich. Was gibt's, meine Freunde?«
    Professor Charivari war »per Rohrpost« gekommen.
    Hätten Henri, Tati, Micha und die anderen nicht von früheren Erlebnissen gewußt, daß sie in Professor Dr. Brutto Charivari einen unwandelbar treuen, zutiefst verläßlichen Helfer besaßen, so wären sie bei seinem Anblick erschrocken.
    Der Mann, der hoch oben seine Rohrkabine verlassen hatte, mit dem Lift heruntergerast kam und nun an den Beckenrand trat, wirkte unheimlich genug:
    Die Umrisse seines Kopfes erinnerten an eine Salatgurke. Der spitze Schädel war völlig kahl. Die Augenbrauen des Mannes wirkten wie zwei starke Striche, unter denen die sonderbar flimmernden Augen fast verschwanden. Das Auffälligste aber waren der dünnsträhnige, lackschwarze Kinnbart und die bartlosen, eingefallenen Wangen unter den Backenknochen.
    Professor Charivari trug heute keinen Laborkittel, sondern einen schneeweißen Werkanzug, der an die Bekleidung eines Olympiatrainers

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