Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane
Mir war gleich klar, daß der Ball ein Tarnwort für etwas anderes war!«
»Wofür?« fragte Prosper verständnislos.
»Na, Mensch, für die Kugel!« rief Henri. Er patschte sich vor die Stirn. »Der Beweis ist der Aufdruck auf der Schachtel: Vor Witterungseinflüssen schützen!«
»Heißt das – heißt das ...«, fragte Tati mit bebender Stimme, »... wir sollten die Kugel in der Schachtel lassen, bis wir in der Kirche angelangt wären, um sie in den Sonnenstrahl vor das bestimmte Fenster zu halten?«
Dumpf sagte Superhirn: »Ja! Wer Professor Charivari und seine ungewöhnlichen Einfälle kennt – für den ist jeder Irrtum ausgeschlossen!«
»Aber was soll uns denn die Kugel verraten – da oben in der alten Kirche?« rief Micha. »Ob sie ein getarnter Bild-oder Tonrekorder ist, der nur in dem Gemäuer funktioniert?«
»Das ist jetzt gleichgültig!« sagte Superhirn hastig. »Erst müssen wir sie finden und schnellstens in die Schachtel zurücktun. Sonst platzt sie uns womöglich unter den Händen, bevor wir den Kirchenfelsen erreicht haben. Los! «
Die Gefährten begannen wie die Wilden zu suchen.
Daß der Pudel die Kugel zur Tür hinausgestupst hatte, darüber gab es keinen Zweifel. Aber es konnte kein unübersichtlicheres Gelände geben als den verwilderten Küchengarten rings um die Hütte und den Schuppen. Wohl führte ein schmaler Pfad etwas bergab zu einer Steintreppe in Richtung des Parks und der Villa, aber links und rechts war das kniehohe Gras durchsetzt von Brennesseln, die teilweise sogar mehr als hüfthoch waren. Micha, der auf der Suche der Länge nach in diese Nesseln hineinplumpste, heulte laut auf.
»Schadet dir gar nichts!« rief Prosper. »Warum hast du die Kugel fallen lassen? Und warum hast du auf den dummen Köter nicht aufgepaßt!«
»Hier!« schrie Micha auf einmal. »Ich habe sie!«
Alle schlurften durch das Unkraut eilig zu ihm hin. Aber es war nur ein rostiger, an einer Stelle noch blanker Dosendeckel. Enttäuscht ließ Micha das Ding fallen.
Eine Weile schwiegen die Gefährten mutlos, so daß man nur das Schnüffeln des Hundes hörte. Loulou suchte eifrig – aber es fragte sich wahrhaftig, wonach. Die Kugel hatte sein Hundehirn bestimmt längst vergessen.
»Man müßte eine Wünschelrute oder so was Ähnliches haben«, meinte Henri. Wenn man nur wüßte, worauf diese verwünschte Kugel anspricht!«
Alle sahen Superhirn erwartungsvoll an.
»Was, meinst du, geschieht mit dem Ding, wenn wir es heute nicht mehr finden?« fragte das Mädchen bange.
»Es zerplatzt«, murmelte der spindeldürre Junge. »Wartet eine Sekunde.« Er lief in das Gartenhaus und kam mit der Schachtel zurück. Er öffnete den Deckel. »Da!«
»Ich denke, es lag keine Nachricht dabei?« wunderte sich Gérard.
»Es gibt Sachen, die für sich selber sprechen«, brummte Superhirn. »Wenn man einen Dreihunderttausendtonnen-Tanker sieht, kann man sicher sein, daß er nicht von einer Taschenlampenbatterie angetrieben wird.«
Aus dem Kästchen hatte er einen Ballen schwarzes Papier gezogen. Aber war das wirklich Papier?
»Eine Schutzfolie«, erklärte Superhirn. »Ehrlich gesagt, ich habe das nicht gleich begriffen. Es gibt ja neuerdings so viele Arten von Verpackungsmaterial. Erst hier draußen, beim Suchen, erinnerte ich mich an die sonderbare Verpackung. In diese Schutzfolie und in dieses zerdrückbare Kästchen hätte ich die Kugel zurücktun müssen – bis zu dem Augenblick, in dem wir das Kirchenfenster erreicht haben würden!« Er biß sich auf die Lippen und fügte hinzu: »Ich bin ein Esel! Gérard und Prosper haben recht! Ich verdiene die Bezeichnung Superhirn nicht mehr! Diesmal hat mich der gute Professor überschätzt!«
»Was heißt denn das?« rief Tati ermunternd. »Alle bedeutenden Männer tippen mal daneben! Liest du keine Zeitung?«
»Wir gehen jetzt mal ganz systematisch und gründlich vor!« entschied Henri. »Wir teilen uns in zwei Gruppen und kämmen das Gelände durch.«
Doch die Freunde suchten bis zum Abend. Ob sie nun, soweit das wegen der Brennesseln ging, über den Boden krochen, ob sie mit den Harken aus dem Schuppen durch das Unkraut streiften, ob sie vom Dach des Gartenhauses oder von der Mauer her versuchten, etwas Blinkendes in dem KüchengartenDschungel zu erspähen – jede, aber auch jede Mühe blieb ohne Ergebnis.
»Ob die Kugel vielleicht schon längst lautlos zerplatzt ist?« fragte Gerard.
»Das glaube ich nicht«, meinte Superhirn. »Es wäre zumindest
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