Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 1: Am Abgrund der Zeit
übrig waren.
Stafford drängte ihn mit der Schulter weg, als er sich niederbeugen wollte.
»Gehen Sie ein paar Schritte zurück, Bonelli, sonst widerfährt Ihnen das gleiche Schicksal. Und Sie, Torlan, verhalten sich ruhig. Ich möchte jetzt keine Panik an Bord haben. Wir wissen noch nichts über diesen Vorfall, aber er könnte mit dem hellen Licht im Zusammenhang stehen, das jetzt langsam erlischt.«
Das verhängnisvolle Leuchten, das offenbar aus einer anderen Zeitebene stammte und keinen irdisch-physikalischen Gesetzen unterworfen war, begann zu erlöschen.
Es hatte nur die beiden Frauen molekular verändert, auf feste Dinge wie Terminals oder Computer aber keinen Einfluß gehabt.
Über den Schirm war nur eine schmale Bahn des Lichtes hereingefallen.
Alle anderen waren von dem Phänomen verschont geblieben.
Torlan lehnte laut schluchzend an der Wand und hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen, um das Grauen nicht zu sehen.
»Beruhigen Sie sich«, versuchte Stafford den schluchzenden Mann zu trösten. »Es ist für uns alle ein Schock. Was wir hier erleben, muß nicht unbedingt mit Tatsachen identisch sein. Wir haben ja selbst erlebt, daß sich einige Prozesse wieder umkehren. Wahrscheinlich wird das auch hier der Fall sein. Wir dürfen nur keine Veränderungen vornehmen und müssen alles so belassen, wie es ist.«
»Richtig«, stimmte Beauregard zu. »Hier wechseln Zeit und Raum ständig, wir durchqueren Inversions-Zonen und sind hyperenergetischen Schocks ausgesetzt. Alles verzerrt sich, und wir selbst sind immer noch seitenverkehrt. Wir müssen nur die Nerven behalten.«
Torlan beruhigte sich nach einem letzten Blick auf die Kristalle.
So schockierend der Vorfall auch war, es änderte nichts an der Tatsache, daß jetzt ihr aller Leben auf dem Spiel stand, wenn Beauregard und Stafford sich nicht schleunigst um die Navigation kümmerten.
Da das seltsame Licht verschwunden war, bestand jetzt auch vorerst keine weitere Gefahr mehr, von den verhängnisvollen Strahlen getroffen zu werden.
Stafford konzentrierte sich auf die bevorstehenden Manöver. Wie hatte Kane Gray gesagt?
Folgen Sie den farbigen Pfeilern und dem Möbiusstreifen.
Das war leichter gesagt als getan.
Stafford orientierte sich, und bei genauem Hinsehen erkannte er auch das, was Gray als farbige Pfeiler bezeichnet hatte. Sie sahen seltsam genug aus, keinesfalls aber wie Wegweiser in eine andere Daseins-Ebene.
In einem total verbogen und verzerrt wirkenden Raumzeit-Gefüge standen farbige Blöcke wie in einem Meer aus Gas.
Sie schienen zu schwimmen und veränderten ständig ihre Position. Manche ähnelten riesigen Obelisken, andere waren stumpf, konisch oder ganz einfach farbige, schlanke Säulen.
»Sieht nach einem verdammten Irrgarten aus«, meinte Beauregard. »Wer soll sich darin zurechtfinden?«
»Das frage ich mich auch. Zwischen Theorie und Praxis besteht eben doch ein gewaltiger Unterschied. Damit hat niemand auf Terra gerechnet. Da hörte es sich ganz anders an. Wir müssen versuchen, etwas Ordnung in das Schema zu bringen.«
Für Gray wäre das vermutlich kein Problem gewesen, aber Stafford und Beauregard brauchten ziemlich lange, um das System auch nur annähernd zu verstehen.
»Wir schleusen ein Beiboot aus«, sagte Stafford. »Gewissermaßen als Lotsen. Ich habe die Vermutung, daß von Bord eines anderen Bootes alles ganz anders wirkt. Vielleicht hilft uns das weiter.«
»Wie wär’s mit Leach und mir, Sir?« fragte Pit Cramer eifrig.
»Einverstanden. Nehmen Sie Boot eins und schleusen Sie sich aus. Überprüfen Sie, ob genügend Sauerstoff an Bord ist.«
Kurze Zeit später waren die beiden Männer fertig.
Vom Ringwulst aus wurde das Beiboot ausgeklinkt und schoß zwischen den merkwürdigen Gebilden davon.
*
Die Frau und der Mann beeilten sich, ebenfalls in den Beiboothangar zu gelangen.
Sie sahen ihre einzige Chance zu entkommen darin, mit einem Beiboot in die Richtung zu fliegen, die sie für die entgegengesetzte hielten.
»Hätte ich bloß dabei nicht mitgemacht«, sagte John Paul voller Angst.
»Mitgefangen, mitgehangen, John«, antwortete Chris Dackert zwar ebenso ängstlich, aber auch trotzig. »Du wußtest genau, daß das kein Abendspaziergang wird. Es ist für einen guten Zweck. Und wenn Adamson davon erfährt, wird unsere Bezahlung mehr als reichlich sein. Dann haben wir ausgesorgt für den Rest unseres …«
Das Summen des Visophons unterbrach sie.
*
Stafford vermißte John
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