Raumzeit - Provokation der Schoepfung
Lichtgeschwindigkeit (c) multipliziert werden, um die darin enthaltene Energie zu errechnen. Es ist offensichtlich, dass angesichts der immensen Geschwindigkeit des Lichts gewaltige Energiemengen in der Masse enthalten sind.
Kommen wir noch einmal auf Hermann Minkowski zurück. Als dieser 1902 zum Professor der Mathematik nach Göttingen berufen wurde, hatte Einstein gerade seine Anstellung im »Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum« übernommen. Minkowski veröffentlichte seinen eigenen Beitrag zur speziellen Relativitätstheorie in den »Göttinger Nachrichten« in einer einzigen Abhandlung. Wurde die Öffentlichkeit durch diese Arbeit schon hinreichend auf ihn aufmerksam, machte Minkowski mit seinem Vortrag über Raum und Zeit vor der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte im September 1909 in Köln geradezu Furore: »Ich möchte ihnen Vorstellungen von Raum und Zeit entwickeln, die auf experimentell-physikalischem Boden erwachsen sind«, begann Minkowski. »Darin liegt ihre Stärke, ihre Tendenz ist radikal. Und von Stund an sollen Raum für sich und Zeit für sich ein völliges Schattendasein führen, und nur eine Vereinigung beider soll Selbstständigkeit bewahren.«
Es war Minkowski, der die spezielle Relativitätstheorie nicht nur mathematisch untermauerte, sondern es Einstein ermöglichte, eine allgemeine Relativitätstheorie zu entwickeln, um sie auf das Phänomen der Gravitation anzuwenden. Im Vergleich zu anderen Naturkräften ist die Gravitation erstaunlich schwach. Und dennoch wird das Universum ausgerechnet durch diese schwache Gravitation zusammengehalten und nicht durch die 10 37 -mal so starken elektromagnetischen Kräfte. Durch die Gravitation werden die Bewegungen aller Himmelskörper bestimmt. Das universelle Gefüge wird durch die Schwerkraft, die Gravitation, beherrscht. Alle anderen Kräfte sind räumlichen Grenzen unterworfen.
So wird also das Geschick unseres Universums durch die Gravitation diktiert. Einstein kam durch seine Überlegungen auf den genialen Gedankenblitz, ob die Schwerkraft nicht als eine Eigenschaft des Raumes angesehen werden kann. Kann nicht das Phänomen Schwerkraft als eine Krümmung, als eine geometrische Verformung des Raum-Zeit-Gefüges durch die Masse von materiellen Objekten aufgefasst werden? Einstein war sich sicher: Schwerkraft ist also eine durch Materie ausgelöste Eigenschaft und keine mysteriöse Kraft, wie noch Newton annahm.
Diese Erkenntnis passte gut zu einer Beobachtung, die Einstein einmal aus dem Fenster seiner Wohnung in Bern gemacht hatte. Kinder spielten mit Murmeln auf der Straße. Er sah, wie die Murmeln bestimmten Stellen auswichen, aber sich auf andere zubewegten. Man könnte daraus natürlich folgern, dass sie irgendeiner »Kraft« unterliegen, die sie von diesen Stellen ablenkten und zu anderen hinführten. Jemand aber, der unten auf der Straße den spielenden Kindern an Ort und Stelle zusieht, bemerkt jedoch, dass der holprige Boden mit seinen Kuhlen die Murmeln beeinflusst und in bestimmte Bahnen lenkt. Der Beobachter im ersten Stock würde vermuten, dass die Murmeln durch eine Kraft gesteuert werden, und ist somit ein Vertreter der Newton’schen Mechanik. Der Zuschauer am Boden vertritt dagegen die Einstein’sche Theorie, da er die Rollbahn der Murmeln aufgrund der Oberflächeneigenschaften des Bodens in geometrischer Form beschreibt.
Danach ist Gravitation eine geometrische Eigenschaft der Raum-Zeit, verursacht durch Masse.
In Einsteins Weltbild setzt sich das Universum aus drei Raumdimensionen und einer Zeitdimension zusammen. Da Einstein zur Beschreibung von Raum und Zeit neue Maßstäbe brauchte, weil die euklidische Raumgeometrie mit ihren drei Dimensionen Länge, Breite und Höhe, wo jede Gerade unendlich ist und Parallelen stets im gleichen Abstand nebeneinander verlaufen, nicht mehr genügte, wandte er sich an seinen alten Freund, den renommierten Mathematiker Marcel Grossmann. Dieser stattete Einstein mit dem notwendigen Rüstzeug aus, und zwar mit einer nichteuklidischen Geometrie, die der deutsche Mathematiker Bernhard Riemann bereits im 19. Jahrhundert entwickelt hatte. Diese Geometrie konnte Einstein auf sein vierdimensionales Konzept anwenden. Charakteristisch für die Riemann’sche Geometrie ist, dass hier keine Verbindungslinien existieren und die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten keine Gerade ist, sondern eine geodätische Linie, also die kürzeste Verbindung zweier Punkte auf einer
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