Raumzeit - Provokation der Schoepfung
Kulturschock bei uns auslösen würden. Bedenken Sie alleine den Indeterminismus der Quantenphysik, demzufolge ein Quantenzustand viele alternative Zukunftsmöglichkeiten und Realitäten beinhaltet. Die Quantenphysik lehrt uns doch, dass nur relative Wahrscheinlichkeiten für jedes beobachtbare Ergebnis geliefert werden.
Mich würde ganz besonders interessieren, von Ihnen zu erfahren, welche Erklärung ihre Acheleer für Raum, Zeit, Gravitation und Materie uns anbieten können.«
»Erinnern Sie sich«, entgegnet Vanaa, »es gab einmal bei Ihnen eine TV-Animation: Eine weiße Linie formte eine Hand mit einem Stift. Die Hand mit dem Stift zeichnete sich selbst zu einem Männchen, das sich bewegte. Die Linie formte dann einen Baum und einen Hund. Das Ganze ohne Unterbrechung.
Damit haben Sie Ihre Erklärung. Die Linie ist die RaumZeit, aus der Materie und Bewegung entstehen. Die Linie selbst ist Energie, und Energie ist Information. Und Information lässt Formen entstehen.
Was die Gravitation angeht, tun sich Ihre Physiker echt schwer. Als Isaak Newton gefragt wurde, was denn die Schwerkraft nun sei, antwortete er trotzig: ›Ich mache keine Hypothesen.‹ Newton hatte lediglich Formeln geliefert, aber keine Erklärung für die Kraft. Auch Albert Einstein präsentierte keinerlei Erklärung für die Gravitation.
Die ›leere‹ RaumZeit-Krümmung, verursacht durch Masse, löst nicht das Phänomen Schwerkraft. Die Gravitation ist bei Albert Einstein lediglich eine Scheinkraft. Um das Rätsel zu lösen, entstanden in letzter Zeit Modellvorstellungen Ihrer Kosmologen, in denen die Gravitation quantisiert wird, zum Beispiel die Schleifenquantengravitation (loop quantum gravity).
Es ist ein neuer Ansatz, die Quantenphysik mit der allgemeinen Relativitätstheorie zu vereinen. In diesem Konzept wird die RaumZeit als quantenmechanisches Spin-Netzwerk beschrieben. Bei der Größenordnung der Planck-Länge und der Planck-Zeit bräche die Kontinuität auseinander und die Gravitation würde bei dieser Planck-Skala quantisiert. Übrigens ist dies eine Vorstellung, die der Oxford-Mathematiker Roger Penrose mit seiner Twistor-Idee schon vor Jahren vorstellte.
Ich halte diesen Ansatz für sehr interessant, weil die RaumZeit nicht mehr leer ist, sondern selbst ein dynamisches, energetisches Geschehen darstellt. Verdichtete Raumzeitknoten sind hier die Twistoren, aus denen Elementarteilchen hervorgehen. Kehren wir doch noch einmal zu unserer Animationslinie zurück. Bevor aus der Linie Formen entstehen, also Elementarteilchen, ist die Gravitation flach beziehungsweise schwach. Mit der Entstehung von Materie – verdichteter RaumZeit –, verstärkt sich die Gravitation mit der Verdichtung.«
»Die Krümmung der RaumZeit durch Masse«, überlegt der Journalist laut, »trifft aber nach wie vor zu, sodass hier die allgemeine Relativitätstheorie das Phänomen der Gravitation einleuchtend erklärt.«
»Das schon«, stimmt Vanaa zu, »aber Albert Einstein erklärt hier eine sekundäre Konsequenz und nicht die Gravitation selbst. Denn die Ursache ist die verdichtete Eigenschaft der RaumZeit. Wir dürfen hier nicht die Wirkung mit der eigentlichen Ursache verwechseln.«
»Sollten Ihre Acheleer wirklich existieren«, sagt der Journalist lauernd, »und sollten Sie einer ihrer Repräsentanten sein, dann erklären Sie mir doch, wie Sie diese gigantische Entfernung zwischen Achele und der Erde zurückgelegt haben!«
»Das ist in der Tat eine gute Frage«, antwortet Vanaa mit einem leisen Lächeln. »Ihre Zivilisation ist ja noch in der Zeitfalle gefangen. Wir dagegen haben gelernt, die Energie der RaumZeit nicht nur zu nutzen, sondern auch zu manipulieren. Es ist eine Frage der Energie. Sollte Ihre Zivilisation trotz aller hausgemachter Probleme überleben, werden auch Sie eines Tages andere Planetensysteme in friedlicher Absicht besuchen können.«
Der Journalist blickt auf seine Uhr und sagt entschuldigend: »Mit der Zeitfalle haben Sie recht. Ich habe noch einen dringenden Termin in White Sands und in Los Alamos. Ich bedanke mich für das unterhaltsame Gespräch. Ich freue mich auf das nächste Zusammentreffen. Wo?«
»Wer weiß«, sagt Vanaa, »irgendwo und irgendwann auf diesem Planeten.«
Der Journalist dreht sich am Ausgang noch einmal um und sagt: »Ich habe noch eine letzte Frage. Glauben Sie eigentlich an Gott?«
»An eine lenkende, belohnende oder bestrafende transzendentale Instanz? Nein. Es ist nützlich für eine
Weitere Kostenlose Bücher