Raus aus dem Har(t)z IV!
Sache zu konzentrieren, aber Ihr wisst doch wie es ist. Nachher geht es schief oder das Geld geht verloren. Dann war alles für die Katz.“ Obwohl ich das Letztere selbst nicht ganz glauben konnte. Denn wenn man das richtige Stück oder Objekt zu Beginn findet und tatsächlich weit unter Wert bekommt, dann wäre es höchstens gebundenes Geld und kein Verlust. Denn den Einstandspreis würde man ja bei geschicktem Anbieten sicher wieder erzielen können. Aber konnte ich es mir leisten, Geld zu binden? Das war eher die Frage, die mich aufrieb: „Um wie viel Einstandsgeld für den Start reden wir denn?“ Eine Frage die für mich eine entscheidende war, denn durch meine Situation war alles drin, nur keine großen Sprünge oder Risiken. Etwas hatte ich noch gespart und konnte bislang eigentlich gut – oder was man so ‚gut‘ nennen kann- von dem Leben, was mir jeden Monat als Arbeitslosengeld überwiesen wurde, ohne dass ich an meine Rücklage heran musste. Wie oft habe ich mit dem Gedanken gespielt, mir einmal wieder etwas zu leisten und auf diese Rücklage zurück zu greifen, konnte aber immer eisern widerstehen. Dadurch wurde diese Rücklage mit der Zeit zu etwas „Unantastbaren“, etwas, an das ich niemals heran gehen würde wenn es nicht überlebensnotwendig wäre. Und jetzt sitzen die drei Jungs hier vor mir und erwarten, dass ich in eine Idee mit einsteige, bei der sich jeder ergänzt und ich scheinbar in deren Geiste schon die rolle einnehme, eben genau jene Schnäppchen zu finden, die sich besser weiter verkaufen lassen. Versuchen das nicht auch andere Verkäufer im Internet ständig? Liest man davon nicht immer in den Zeitungen? „Ich dachte wenn jeder vielleicht 200 oder 250 Euro aufbringen könnte, wäre es ein guter Start. Dann wären es zusammen 800 oder 1000 Euro und wenn es wirklich klappt, das Geld zu verdoppeln, dann könnten wir ja diesen Einsatz wieder heraus nehmen aus dem Topf und mit dem Gewinn weiter machen. Oder?“ wieder stellte Michael eine Frage hinten an und seine blauen Augen, die mich an einen See erinnerten, zeigten, dass er nicht nur auf eine Antwort wartete, sondern tatsächlich überzeugt von der Sache zu sein schien. „Aber ist das nicht das gleiche, was auch andere im Internet immer versuchen? Gibt es da nicht dieses auktionshaus Ebi oder wie das heißt?“. Ich warf meine Zweifel wieder in die Runde, obwohl ich zugeben muss, dass mich der erwartete Betrag zum miteinstieg nicht wirklich so schockierte. Zwar war auch dieser Betrag eine Menge Geld und reichte mindestens für zwei Kühlschrankfüllungen, doch war er auch nicht so hoch, dass davon meine Rücklagen aufgebraucht wären. Michael lachte und übernahm das Antworten: „eBay, Diana, das Auktionshaus heißt ‚eBay‘. Nur genau da sehen wir ja den Vorteil in unserer Idee,“ –ah, jetzt sprach er von ‚ unserer Idee ‘, also doch ein vorgefasster Plan der drei Jungs, den sie sich schon bereit legten, bevor sie an meine Tür klopften- „wenn Du mit Deinem Wissen mitmachst, dann können wir die Sachen finden, die sich eben in der lokalen Art anbieten, auf Flohmärkten oder so. Denn es geht Vielen so wie Dir, die wissen einfach nicht, wie man es im Netz verkauft. Dann können wir handeln, günstig kaufen und präsentieren es dann richtig gut im Netz, dann sehen es auch alle und der Preis wird höher. Im Netz erreicht man ja nicht nur die, die um die Ecke vom Flohmarkt wohnen, sondern viele mehr.“. Geradezu euphorisch erklärte er das, was ich bereits wusste und von meinem alten Chef lernte. Nämlich, dass man nur die Reichweite vergrößern muss, um den besten Preis heraus zu holen. Er machte es ja auch immer so, wenn er mich auf Auktionen sandte. Er bekam ein gutes Stück angeboten und wusste direkt Bescheid, auf welcher Auktion irgendwo in Deutschland sich für dieses Stück der beste Preis erzielen ließe. Im Internet versuchte er sich nie, er meinte immer, dass er dafür zu alt wäre und das den „Jungen“ überlassen würde. Die Verkäufer der Sachen hatten meist keine oder nur wenig Ahnung von Antiquitäten und waren so froh über jeden Preis, den sie erzielen konnten. Und jetzt würde ich wieder zurück können in dieses Geschäft, nur eben dieses Mal mit dem ‚technischen Fortschritt‘ in Form des Internets? Es klang für mich immer reizvoller und ob sie es wollte oder nicht, sie drückten bei mir die richtigen Knöpfe, als sie mir das Konzept und die Idee schilderten. Ich machte meine Arbeit früher
Weitere Kostenlose Bücher