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Raus aus dem Har(t)z IV!

Raus aus dem Har(t)z IV!

Titel: Raus aus dem Har(t)z IV! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Meier
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verkauft werden sollte. Mehr nicht. Er fing also an. „Ich?“ fragte ich jetzt entsetzt: „ich will gar nichts von Ihnen. Was haben Sie denn plötzlich? Also das ist ja unerhört, junger Mann!“. Ich schien irgendetwas Falsches gesagt zu haben oder eine Zauberformel ausgesprochen zu haben, die den Kontakt in eine ferne Galaxie herstellte. Denn jetzt sah es so aus, als wenn die Halsschlagader des Blaumannes zu einem Alien anschwillt und Füße bekommt, die bis zu den Schläfen hochliefen und jetzt anschwellten, als wolle sich das Alien jeden Moment mit einem lauten Knall befreien und aus dem inzwischen kochenden roten aufgedunsenen Gesicht herauskommen, um neue Opfer zu finden. Der vorher genervte Ton erwuchs zu einem heißeren Kreischen, sodass man meinen konnte, das Alien hat die Kontrolle übernommen: „ Wollen se mich verarschen? Hier gucken se doch selber! “. Dabei schüttete Baubudenrülps den Karton, den er eben noch auf den Tisch hievte mit einem Schwung aus und schmiss den leeren Karton hinter sich, nur um dann hinterher zu laufen und mit dem Karton eine Runde Fußball zu spielen. So sah es zumindest aus, denn er trat mit einer Wucht gegen den Karton, dass sein Fuß durch die Pappe drang und er jetzt mit diesem Karton um Bein weghumpelte. ‚Na also, geht doch. Warum nicht gleich so‘ dachte ich bei mir, immer noch erschrocken über diese Unhöflichkeit am frühen Morgen. „Oh, schau mal Michael, das sieht ja interessant aus“ sagte ich, als ich auf dem Tisch etwas entdeckte. Als Michael mir nicht antwortete drehte ich mich zu ihm um, um nachzusehen, ob er überhaupt noch da war. Denn  irgendwie vermisste ich ihn gänzlich in dieser kleinen Diskussion, die ich soeben für mich entschieden hatte. Doch Michael stand noch immer so da, wie ich ihn vor wenigen Minuten losgelassen habe, als ich dem unflätigen Standbesitzer demonstrieren wollte, dass ich auf seine Kommentare hin tun könnte, was mir beliebt. „Hallo, aufwachen.“ Ich rüttelte an seinem Arm, um ihn aus dem sichtlich verträumten Zustand wieder zurück in die Realität zu holen. „Wa-wa-wa-was war das denn eben?“ fragte er mich stotternd. „Ach,“ erwiderte ich gespielt lässig, „ich habe dem hier nur mal gezeigt, dass er sich nicht unbedingt unhöflich zu einer Dame verhalten muss. Manieren haben die Leute, ts, ts, ts.“ – „Nein, ich meine der Kuss.“- „Oh, Entschuldigung.“ erst jetzt fiel mir auf, dass ich mich einfach Michael bedient hatte, um diese Diskussion, die für mich zu einem intellektuellen Kampf erwachsen ist, gewinnen zu können. Oder nutzte ich die Situation nur aus, um das zu tun, was ich schon seit dem Abend an Weihnachten am liebsten tun würde? Ich unterdrückte jeden Anflug von Gefühl und versuchte zu beschwichtigen, nicht nur Michael, sondern auch mich: „es tut mir wirklich leid. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Es war nur… es war nur, der ging mir so tierisch auf den Keks. Kannst Du mir noch mal verzeihen?“ Jetzt blickte ich absichtlich übertrieben kindisch und versuchte damit, diese Situation zu entschärfen und ins Lächerliche zu ziehen. „Schon gut, ich war nur geschockt musst Du wissen. Was hast Du denn gefunden?“ sichtlich irritiert über die Situation versuchte er wieder die Aufmerksamkeit und das Thema umzulenken in eine spürbar sicherere Richtung. Auf ein Terrain, auf dem wir beide miteinander umzugehen wussten. „Hier, sieh mal.“ Ich wühlte aus dem auf dem Tisch verschütteten Kartoninhalt des mit dem Karton um das Bein weg gehinkten Verkäufers ein Buch hervor. Es war eine Erstausgabe von ‚Mein Kampf‘. Gut erhalten und kaum abgenutzt. „Ich denke, dafür finden sich bestimmt Käufer. Vermutlich nicht in Deutschland, denn da ist der Verkauf eigentlich verboten. Aber wenn Stefan oder Tobias das drauf haben, was sie sagen, dann dürfte es nicht schwer fallen, im Ausland einen Käufer dafür aufzutreiben.“ Sagte ich zu Michael und reichte ihm das Buch herüber. Ich kannte die Geschichte dieses Buches nur zu gut und wusste aus meiner früheren Arbeit, dass es dafür –verboten oder nicht- einen enormen Markt gab. Interessenten und Ewig- Gestrige, die sich darum prügeln würden, die Erstausgabe von diesem Buch in die Vitrine zu stellen. Michael sah sich das Buch an und blätterte durch: „Meinst Du ehrlich? Ich meine da hat schon jemand drin herum gekritzelt, guck mal.“ Er reichte mir das Buch wieder zurück und ich sah auf der ersten Umschlagseite eine Widmung

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