Raus mit der Sprache
sich mit der Angst zu beschäftigen, beschäftigen Sie sich mit dem Ärger über die Angst (sog. Symptomstress), und die Redeangst begleitet Sie unvermindert und ›unbehelligt‹ weiter.
Noch einmal zur Wiederholung: Da ist die Angst, über die Sie sich ärgern, weil Sie die Angst nicht haben wollen. Sie ist da, ob Sie sie haben wollen oder nicht. Weil Sie sie aber nicht haben wollen und sich ärgern, stecken Sie Ihre Energie in den Ärger und nicht in die Auseinandersetzung mit der Angst.
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Akzeptieren
In einem ersten Schritt geht es darum zu akzeptieren, dass die Angst mit allen ihren individuellen Ausprägungen da ist. Denn erst wenn Sie zu Ihrer Angst stehen, wird es Ihnen auch möglich |47| sein, mit beispielsweise zittriger Stimme etwas zu sagen. Dabei heißt Akzeptieren weder, dass Sie es ›gut finden‹ noch dass Sie ›resignieren‹, sondern lediglich: das, was ist – nämlich Unsicherheit – anzunehmen und nicht zu versuchen, sie zu verbergen. Die anderen dürfen mitbekommen, dass Sie unsicher sind.
Aufgabe
Es gibt in Ihrem Umfeld bestimmt die eine oder andere Person, vor der Sie Ihre Redeangst bislang streng geheim gehalten haben.
Gehen Sie zu ihr und teilen Sie ihr mit, dass Sie Redeangst haben. Notieren Sie die Reaktionen auf diese Mitteilung, und lesen Sie erst dann weiter.
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Die befürchteten Aburteilungen bleiben aus. In der Regel wird man Ihnen mit Verständnis begegnen, und nicht selten werden Sie zu hören bekommen, dass Ihrem Gegenüber dieses Problem auch nicht fremd ist.
Das Akzeptieren, das heißt Ihre Bereitschaft, sich mitsamt Ihrer Unsicherheit und Angst in Seminaren und anderswo zu präsentieren, ist eine wesentliche Voraussetzung, um sich Ihrem Ziel, in Gruppen zu reden, anzunähern.
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|48| Die rationale Selbstanalyse (RSA)
In einem zweiten Schritt nehmen wir die beängstigenden Gedanken, Phantasien, Einstellungen unter die Lupe. Dabei helfen die folgenden drei Fragen:
Ist das, was ich denke, wahr?
(Entspricht mein Gedanke der Wirklichkeit, ist er realistisch?)
Ist das, was ich denke, hilfreich für mein Ziel?
(Führt mein Gedanke zu dem gewünschten Ziel, hilft er, das Ziel zu erreichen?)
Fühle ich mich gut, wenn ich so denke?
(Ist mein Gedanke geeignet, unerwünschte Gefühle zu vermeiden?)
Zum Teil wird vorgeschlagen, noch eine 4. Frage zu stellen:
Hilft der Gedanke, unerwünschte Konflikte mit anderen Menschen zu vermeiden?
Beispiel: Ich sage nichts, weil ich denke, »die anderen werden mich fertigmachen.« Wenn ich darauf angesprochen werde, warum ich wieder nichts gesagt habe, und ich den anderen meine Befürchtung mitteile, dann können sie mir diese übel nehmen.
Diese weitere Frage ist vor allem bei Partnerschafts- und interpersonellen Konflikten von Bedeutung. Im Zusammenhang mit Redeangst spielt sie nur mittelbar eine Rolle, daher werde ich im Folgenden nicht näher auf sie eingehen.
Anhand der drei Fragen kann zum Beispiel der Gedanke, »ich werde stottern, keinen vollständigen Satz rausbringen«, folgendermaßen analysiert werden:
Zu 1. Es kann sein, dass ich stottere, keinen vollständigen Satz rausbringe; es kann aber auch nicht sein. So absolut, wie ich es denke, stimmt es nicht.
Zu 2. Wenn ich einen Beitrag leisten will, ist es nicht hilfreich zu denken, »ich werde stottern, keinen vollständigen Satz rausbringen«. Damit mache ich mich nur nervös.
|49| Zu 3. Ich fühle mich nicht gut, wenn ich mir vorstelle, dass ich stottere, keinen vollständigen Satz rausbringe.
Wenn bei der Analyse herauskommt, dass das, was Sie denken, weder wahr noch hilfreich für die Zielerreichung ist, und dass Sie sich nicht gut damit fühlen, dann sind Sie einem irrationalen oder auch ›Schrottgedanken‹ auf die Spur gekommen. Sie könnten sich statt dessen besser sagen, »mal sehen, wie es läuft«, und ein tatsächliches Stottern nicht als die große Katastrophe ansehen, sondern eher im Sinne von »kann vorkommen‹.
Aufgepasst:
Das hört sich leichter an, als es getan ist. Die irrationalen selbstschädigenden Gedanken, die Sie schon geraume Zeit in sich tragen, sind hartnäckig wie wildes Gestrüpp, der rationale Gedanke ist dagegen ein zartes Pflänzchen. Sie müssen es hegen, damit es wächst, andernfalls wird es von dem Gestrüpp schnell wieder überwuchert. In dem Maße, indem es aber stärker wird, wird dem
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