Rausfliegen mit Erfolg
aus dem âPlädoyerâ entwickelte. Im Gegensatz zum überdeutlichen, unmissverständlichen âSchuldigâ wurden Kündigungen nicht selten unmittelbar nach vorherigem Lob des Betroffenen hinsichtlich Leistung und Zielerreichung mit teils kryptischen Aussagen getätigt.
Einige Beispiele aus dem realen Leben gefällig?
Variante A: Dein Job ist weg, was machst du (noch) da?
Es ist, als sei man untrennbar mit seiner aktuellen Aufgabe verbunden. Für die arbeitgebende Organisation scheint es vollkommen klar zu sein: mitgefangen, mitgehangen. Oder anders gesagt: Ein Manager ohne Funktion ist ein überflüssiger Manager. Was soll man auch mit dem Menschen alleine in einer funktionierenden Organisation anfangen? So reicht es dem freisetzenden Unternehmensvertreter in der Kommunikation, die Aufgabe anzusprechen. Den Schluss auf die eigene Person muss der mitdenkende Angestellte schon alleine ziehen. Kurz und bündig erklärt:
âIhre Mission ist erfüllt.â
(Betroffener: âMan kommt sich vor wie eine Einwegflasche. Seit wann kann jemand, der eine Mission erfolgreich beendet hat, keine neue antreten?â )
â Wir haben Ihre vor sechs Monaten neu geschaffene Position wieder aufgelöst. Sie wissen, wir müssen sparen. â
(Betroffener: âMein Gesprächspartner war mein neuer Boss, der gerade mal zwei Monate seinen Job hatte. Ich vergesse nie sein entsetztes Gesicht, als ich ihm klarmachte, dass ich einen wasserdichten Fünf-Jahres-Vertrag hatte. So ganz freuen konnte ich mich trotzdem nicht. Die schlechte Presse bekam ich und nicht er â¦â)
â Ihr Job existiert als solcher leider nicht mehr. â
(Betroffener: âDas klang, als ob eine böse Macht die Jobs wegpustet und nicht das von der Geschäftsführung beschlossene Abbauprogramm â¦â )
â Sie haben einen tollen Job gemacht ... â
(Betroffener: â Es folgte ausführliches Lob über die geleistete Arbeit.â)
â Leider haben das nicht alle in der Abteilung, deswegen wird sie gänzlich aufgelöst. â
â Es wird ja keine Ãberraschung für Sie sein, aber das Unternehmen möchte neu aufbauen. â
(Betroffener: âWir hatten zu diesem Zeitpunkt seit sechs Wochen eine auf Restrukturierung spezialisierte Beratungsfirma im Haus, die meine Abteilung in alle Einzelteile zerlegte. Ein dooferer Spruch wäre niemandem eingefallen.â )
â Wir wollen das Unternehmen verändern, aber mit neuen Verantwortlichen. â
(Betroffener: âIch dachte zuerst: Na bitte, es wird Zeit, dass Sie ihn [meinen Boss] endlich versetzen. Aber es werden ja doch eher die Indianer als die Häuptlinge ausgetauscht.â )
Natürlich gibt es auch subtilere Gesprächspartner. Meist Vorgesetzte, die einen freundschaftlichen Führungsstil und das konzernübliche DU pflegen. Diese helfen ihrem abwartend bis verständnislos reagierenden Gegenüber in weiterer Folge mit Erklärungen auf die Sprünge Richtung Ausgang. Das klingt dann folgendermaÃen:
â Du weiÃt, wir haben dir die Leitung der neuen Einheit versprochen. Dazu stehen wir auch, aber realisieren lässt es sich leider nicht. Jetzt wissen wir nicht, was wir mit dir tun sollen. â
(Betroffener: âIn meiner Naivität machte ich einige konstruktive Vorschläge, bevor ich nach und nach die nicht ausgesprochene Kündigung in den Gesichtern meines Gegenübers ablesen konnte. Ich kam mir so was von blöd vor.â )
â Das Projekt ist somit abgeblasen. Deinen alten Job können wir dir nicht mehr geben, wir haben ja schon einen Nachfolger eingestellt. â
(Betroffener: âMit 17 Jahren Firmenzugehörigkeit hatte ich mir weniger Loyalität verdient als ein Newcomer, der â wie ich später erfuhr â erst fünf Monate nach meinem Abgang seinen Job antrat ...â )
â Wir haben keinen Job mehr für dich. â
(Betroffener, 52: âIch arbeitete in einem Unternehmen mit knapp 100.000 Beschäftigten. Zur Zeit meiner Kündigung waren im Intranet international sieben Jobs ausgeschrieben, die zu meiner Qualifikation gepasst hätten. Was nicht passte, war offensichtlich mein Alter â¦â )
â Wir bitten dich, dir einen Job auÃerhalb des Unternehmens zu suchen. â
(Betroffener: âWenigsten wusste ich: Dieses schlechte Gewissen schreit nach einer gewaltigen Abfertigung. Die habe
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