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Rausfliegen mit Erfolg

Rausfliegen mit Erfolg

Titel: Rausfliegen mit Erfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Nentwich
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zerbrechen sich kontinuierlich den Kopf über alle möglichen Risiken ihrer Entscheidungen, wie klein sie auch immer erscheinen. Sie verwenden Mehrfachlagen von Fangnetzen für sich selbst und ebenso viele Fallstricke für ihre Gegner. Sie vertrauen prinzipiell niemandem, aber trauen jedem alles zu.
    Vielleicht ist jetzt der geeignete Augenblick für eine kurze Nachdenkpause. Legen Sie doch das Buch kurz zur Seite, holen Sie sich ein Bier aus dem Kühlschrank oder eine gute Flasche Wein aus dem Keller. Sie können sich dann in aller Ruhe überlegen, welcher Gruppe Sie sich mehr zugehörig fühlen. Sie müssen es ja niemandem sagen.
    Keine Angst, ich will die Antwort auch nicht wissen.
    Mich interessiert lediglich: Zu welcher Gruppe gehört Ihr Chef?
    Wenn die spontane Antwort lautet: „Zur anderen“, dann haben Sie ein Problem. Es ist wie bei einer unglücklichen Beziehung. Zuerst finden Sie die Gegensätze interessant, weil sie eine andere Sichtweise bringen, über die es sich nachzudenken lohnt. Man könnte etwas lernen, seinen Horizont erweitern, es mal anders versuchen, so wie der Chef eben. Nach und nach wird die Kluft zwischen den gegenläufigen Wertesystemen jedoch tiefer. Sie haben nur die Wahl. Entweder so wie er oder sich selber treu bleiben.
    Gehen wir davon aus, Sie gehören zu den „Naiven“ und Ihr Boss ist ein „Feigling“.
    Stellen Sie sich vor, wie oft Sie sich auf die Zunge beißen müssten, statt offen Ihre Meinung zu sagen. Bei den Meetings, im Vier-Augen-Gespräch, selbst wenn Sie mit Kollegen sprechen. Denn die könnten ja Ihre Meinung dem Chef weitertragen.
    Sie müssten bei allem, was Sie tun wollen, vorher um Erlaubnis fragen. Und wenn Sie die Erlaubnis für die Durchführung endlich haben, dann brauchen Sie noch sein OK, es auch zu kommunizieren. Also besser Sie sichern sich mit einer schriftlichen Genehmigung ab und formulieren in superdiplomatischer, doppelt geprüfter Sprache ein akkordiertes Memo, das Sie dann bei der nächsten Geschäftsführersitzung absegnen lassen. Sie dürfen nie die Entscheidung des Chefs, die er nach langem Abwägen trifft, hinterfragen. Sie können seine Entscheidung aber auch nicht als „endgültig“ kommunizieren. Denn er könnte sie morgen schon wieder zurücknehmen, weil er doch noch ein Mini-Risiko entdeckt hat, das geeignet ist, das uneingeschränkte Wohlwollen der Konzernführung zu gefährden.
    Oder wir tauschen die Rollen. Sie als „Feigling“ mit einem „naiven“ Chef.
    Schon sein Tempo würde Ihnen Kopfschmerzen bereiten. Immer wäre er meilenweit voraus, ungesteuert wie eine außer Kontrolle geratene Mittelstreckenrakete. Er würde Ihnen die Bälle um die Ohren schlagen wie eine Wurfmaschine auf dem Tennisplatz. Außerdem würde er Sie sicher jeden Tag beleidigen mit seinen spontanen Aussagen, die er immer in gemeine Witze verpackt. Und was würde der Boss von Ihnen halten? Würde er einen risikoaversen Bürokraten mit kompliziertem Denkverhalten überhaupt mitnehmen auf seine Abenteuerreisen durch seine Business-Welt? Sicher nicht lange.
    Wenn Sie also ein Problem mit Ihrem Vorgesetzten HABEN, weil er zur anderen Fraktion gehört, dann sieht er das genauso, nur etwas verschärfter. In den Augen Ihres Chefs SIND Sie dann nämlich ein Problem. Und er weiß, wie er es zu lösen hat.
    Seien Sie wachsam bei der Wahl Ihres Chefs.
    Ich verstehe Ihre Argumente, dass Sie Ihren Boss im Vorhinein oft gar nicht zu Gesicht bekommen oder sich nach kurzem Kennenlernen kein Bild von seinem Charakter machen können. Diese Ausrede kann ich zwar verstehen, akzeptieren kann ich sie jedoch nicht.
    Gehen wir davon aus, dass Sie sich bei einem Unternehmen bewerben und im Rahmen des Rekrutierungsprozesses mit verschiedenen Leuten sprechen, auch mit Ihrem Chef. Wer hindert Sie daran, gezielte Fragen zu seinem Führungsstil zu stellen? Sowohl ihm selbst, als auch anderen Mitarbeitern? Sie werden beim Interview ja auch von allen Seiten „gegrillt“. Akzeptieren Sie keinesfalls ein Jobangebot, bei dem der Boss – aus welchen Gründen auch immer – nicht für ein persönliches Gespräch zur Verfügung steht. Die „Katze im Sack“ entpuppt sich nämlich meist als „Wundertüte“ der schlimmsten Sorte.
    Es könnte auch sein, dass Sie in Ihrem derzeitigen Job einen neuen Boss

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