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Rausfliegen mit Erfolg

Rausfliegen mit Erfolg

Titel: Rausfliegen mit Erfolg
Autoren: Andreas Nentwich
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über die Muttermilch mitbekommen zu haben. Oder sie sind einfach nur gut vorbereitet.
    Der Auftritt bei der Aktionärsversammlung, die Präsentation bei der Verkaufstagung, die Verhandlung mit schwierigen Kunden, die heikle Medienpräsenz. Nichts wird dem Zufall überlassen. Alles wird sorgfältig durchdacht und geübt. Als Sparringpartner engagiert werden Filmregisseure, Nachrichtensprecher, Berufsschauspieler und PR-Berater. Das Drehbuch beschränkt sich nicht auf die Präsentation, sondern bezieht das kritische Publikum bzw. den gewieften Gegner aktiv mit ein. Und das Durchgehen möglicher unangenehmer Fragen (kein Event ohne „FAQ“-Liste) ist erst das Aufwärmtraining.
    Das wirkliche Vorbereitungsspiel für eine heikle und entscheidende Auseinandersetzung mit einem unangenehmen Gegenüber lautet „Red Teaming“.
    Einst in den USA im Zuge des Zweiten Weltkriegs entwickelt, wird es heutzutage im wirtschaftlichen Bereich eingesetzt. Das Spiel hat zwei Hälften. Im ersten Teil zieht sich eine Gruppe eigener Mitarbeiter gedanklich die Trikots des Gegners („Red Team“) über, und zwar mit dem Ziel, die eigene Firma so richtig aufzumischen. Es erfolgt die Beurteilung der eigenen Situation aus gegnerischer Sicht. Es werden minutiös alle Schwächen des eigenen Unternehmens aufgedeckt und darauf abzielende Angriffsmaßnahmen durchgespielt. In der zweiten Hälfte kontert dann das Team mit Gegenmaßnahmen. So werden alle möglichen Angriffspunkte durch entsprechende Präventivschläge von vornherein unwirksam gemacht bzw. eine Konterstrategie für jeden Fall der Fälle konzipiert. So beseitigt man die Gefahr, noch bevor sie entstanden ist. Die perfekte Taktik!
    Sie kennen dieses Spiel? Sie spielen es laufend in der Firma? Und wie oft haben Sie es schon privat gespielt? Für Ihren persönlichen Fall der Fälle? Wenn Sie sich im eigenen Interesse damit beschäftigen, den Ernstfall zu proben, dann verinnerlichen Sie sich zum Aufwärmen zwei kritische Faktoren:
    Erstens, Sie kämpfen nicht gegen einen Feind.
    Es ist vielmehr Ihr Freund, der von einem Tag auf den anderen, oft ohne jegliche Vorankündigung, die Seiten gewechselt hat. Ihr vertrauter Chef, der sich entschlossen hat, Ihnen das Vertrauen zu entziehen. Ihre Freunde aus dem Team, die Ihre Funktionen erben, die hilfsbereiten Kollegen aus der Personalabteilung, die jetzt Ihren Chef beraten. Sie alle sitzen Ihnen nun am Verhandlungstisch gegenüber. Während Sie allein auf der anderen Seite Platz nehmen müssen. Wenn Sie nicht im Spionagegeschäft arbeiten und in Ihrer Ausbildung das Umgehen mit Doppelagenten oder übermächtigen Gegnern geübt haben, dann stellt Sie diese Situation vor eine immense emotionale Herausforderung. Nicht wirklich überraschend mutieren sonst so harte, unnachgiebige und zielstrebige Manager in eigener Sache plötzlich zu orientierungslosen Schäfchen im Wolfspelz. Sie lassen ihrem „Kuschelbedürfnis“ zur Unzeit freien Lauf. Sie klammern sich an den bereits verlorenen Job und versuchen mit irrationalen Argumenten das Gegenüber davon zu überzeugen, die Entscheidung zu überdenken oder noch besser an Ort und Stelle rückgängig zu machen. Kurz, sie verhalten sich wie Verlassene in einer unglücklichen Liebesbeziehung.
    Wenn Sie entgegen alle Vernunft eine Liebesbeziehung zu Ihrer Firma aufgebaut haben, dann reißen Sie sich gefälligst zusammen. Trauern Sie nicht, weinen können Sie nachher zu Hause. Da nimmt Sie auch jemand in den Arm. Reagieren Sie aber auch nicht mit unbändiger Wut. Sie haben sonst keine Chance, denn Trauer und Zorn sind die größten Feinde der Selbstbeherrschung.
    Schärfen Sie Ihren Verstand und überwinden Sie Ihre Beißhemmung mit dem Ihnen angeborenen – oder in einschlägigen Seminaren antrainierten – Killerinstinkt. Es geht jetzt um Kohle, wie in jedem Geschäft. Aber dieses Mal geht es um Ihre Kohle. Das sind Ihre letzten Gehaltsverhandlungen in dieser Firma. Sie haben nichts zu verlieren. Der Job ist schon weg. Wenn Sie bis jetzt demütig und bewundernd zu Ihrem Chef aufgeblickt haben, dann hören Sie ganz schnell auf damit. Begeben Sie sich auf Augenhöhe, und zwar mit all Ihren Verhandlungspartnern, egal welche Hierarchiestufe im Organigramm sie vertreten. Und holen Sie so viel für sich raus, wie Sie können. Wenn Sie das 5. Gebot
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