Rausfliegen mit Erfolg
beherzigen, dann haben Sie die Zahl dafür ebenso im Kopf, wie Ihr Geburtsdatum und Ihre Sozialversicherungsnummer.
Der zweite sensible Faktor ist wieder einmal die Frage nach dem Führungsstil. Sie erinnern sich, die Unterscheidung zwischen den âNaivenâ und den âFeiglingenâ. Sie haben bei einem Trennungsgespräch ein ernstes Problem, wenn Sie keinerlei Erfahrung im Umgang mit âFeiglingenâ haben. Wenn Sie als âNaiverâ die Tugenden GroÃzügigkeit, Ehrlichkeit und den Glauben an das Gute hochhalten, sind Sie garantiert auf dem Holzweg. Sie agieren zu sorglos, unvorsichtig und unterschätzen die Gefahren, mit denen Sie gerade konfrontiert sind.
Wenn Sie mit Ihrem Boss bisher in Harmonie bezüglich der Wahl des ânaivenâ Führungsstils verbunden waren, dann stellen Sie sich einfach vor, er wäre von bösen Aliens gekidnappt worden, die ihm eine Gehirnwäsche verpasst haben. OK, so schlimm ist es in der Realität nicht, aber der Einfluss der âFeiglingeâ auf Ihren Vorgesetzten gestaltet sich massiv. An erster Stelle stehen die zu Rate gezogenen Fachexperten. Ihnen folgt eine groÃe Anzahl von sogenannten Interessenvertretern, die aus Ihrer Sicht genau das Gegenteil im Sinn haben. Schon vergessen? Sie sind das perfekte Einsparungspotenzial. Der kritische Punkt ist, dass sich Ihr Boss, wenn er nicht hauptberuflich Personalleiter oder Restrukturierungsmanager ist, auf ebenso ungewohntes Terrain begibt wie Sie. Deswegen muss er entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten mehr âFeiglingeâ zu Rate ziehen als ihm lieb ist. Bevor Sie jetzt Mitleid mit Ihrem zukünftigen Ex-Boss bekommen, fragen Sie sich doch kurz, wer Ihre Freisetzung letztendlich entscheidet.
Suchen Sie sich für die Erprobung des Ernstfalles kompetente âSpielgefährtenâ.
Ziehen Sie frech die Ressourcen Ihres Arbeitgebers hinzu. Das ist keine Anleitung zur Unterschlagung. Vielmehr die Einladung, eine informelle Gesprächsebene auch mal für sich zu nutzen. Egal, ob Sie mit dem Arbeitsrechtsexperten Ihrer Firma eine âArbeitswanderungâ auf dem Golfplatz unternehmen oder sich gemütlich auf ein Bier nach Feierabend treffen. Spielen Sie das âWas-wäre-wennâ-Spiel. Die Einleitung dazu ist in Zeiten wie diesen relativ einfach. Sie erzählen von einem Freund, den es âerwischtâ hat, sinnieren über die Möglichkeit eines ähnlichen Schicksals und geben sich unbedarft und dankbar für sachdienliche Hinweise. Jeder Experte, der etwas auf sich hält, springt hier hilfreich ein. Das ist er seiner Berufsehre schuldig. Dann brauchen Sie nur mehr gezielte Fragen zu stellen, dem Dozieren zu lauschen und sich Notizen zu machen, die Sie später in eine Checklist verwandeln.
Wenn Sie alle Informationen für das hoffentlich nie stattfindende Gespräch gesammelt haben, dann bringen Sie Struktur hinein und spielen das ganze Szenario im Geiste einfach durch. Punkt für Punkt. Mit allen Gesprächspartnern und allen Eventualitäten. Notieren Sie sich jene Passagen, in denen Sie inhaltliche Unsicherheit verspüren. Ergänzen Sie fehlende Informationen durch Recherchen und weitere Gespräche mit neutralen, fachkompetenten Personen.
Und dann üben Sie Ihre Rolle mit Gesprächspartnern.
Bitte nicht mit den Kollegen aus der Abteilung. Die Versuchung, anderen davon zu erzählen, ist für diese einfach zu verlockend. Und das Getratsche in der Firma danach entbehrlich. Ich bin überzeugt, dass es unter Ihren besten Freunden, vielleicht sogar in Ihrer Familie, hilfsbereite Hobbyschauspieler gibt, die besondere Freunde daran haben, Ihren Chef zu mimen. Wenn Sie öfter vom Büro erzählen, werden Sie eine gewisse Ãhnlichkeit zwischen der Rolle und der echten Person erkennen. Die Ideen für andere Rollen, z.B. Personalchef oder Anwalt, sowie griffige Dialoge entnehmen aufmerksame Konsumenten Film und Fernsehen. Der Phantasie sind in dieser künstlich überzogenen Situation keine Grenzen gesetzt. Je schlimmer, desto besser. Sie müssen das Gespräch nicht notwendigerweise in einem Stück durchziehen. Sie können ab- und unterbrechen, wann immer Sie wollen. Aber Sie sollten sich anstrengen. Wie bei jedem ernstgemeinten Training. Ihr Bestes geben. Sich emotional wirklich einbringen. Wichtig ist zudem, dass alle Teilnehmer ihre erlebten Eindrücke und Gefühle in einem offenen,
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