Ravanas Rueckkehr
sehen, wie Phyllis aus dem Taurus kletterte, der auf einer holprigen, schlammigen Freifläche vor einem niedergebrannten Busbahnhof parkte.
»Ich furchte, wenn wir ebenfalls halten, wird sie uns bemerken«, sagte Giles. »Behalte sie im Auge, während ich weiterfahre.«
Buffy beobachtete, wie Phyllis sich durch den Schlamm zu dem Gebäude schleppte.
Einmal trat sie in ein Schlagloch, das so tief war, dass sie beinahe gestürzt wäre, doch sie schien es gar nicht zu merken und ging einfach weiter, vorbei an der Fassade und in eine kleine Gasse, die den Busbahnhof von einem baufälligen Gebäude trennte, an dem ein kaum noch lesbares Schild mit der Aufschrift >Billard< prangte. Im nächsten Moment hatte Buffy sie aus den Augen verloren.
»Sie ist weg«, sagte Buffy.
»Ist sie hineingegangen?«, fragte Giles.
»Ich konnte nicht sehen, ob sie hineingegangen ist, aber ich nehme es an.«
»Ich glaube, wir haben den Standort unserer Statuette gefunden.«
»Ja, ich auch. Allerdings sieht das Gebäude etwa so stabil aus wie Phyllis.«
»Aber es ist zweifellos recht geräumig. Für ein Ritual, bei dem wer weiß wie viele Rakshasa und schließlich auch noch ein mächtiger Dämon auftauchen, könnte das der ideale Platz sein. So ist er vor neugierigen Blicken geschützt, und ich nehme nicht an, dass sich hier viele Menschen herumtreiben, von Obdachlosen vielleicht abgesehen, aber davon gibt es in Sunnydale zur Zeit nicht viele.«
»Nein, wir haben wirklich keine Probleme mit Obdachlosen«, stimmte Buffy zu. »Nur mit Vampiren, Dämonen, Werwölfen und diversen anderen Monstern.«
Buffy schaltete das Radio an, und sie lauschten einem Bericht über den Mord in der High-School. Der Hausmeister war noch nicht gefunden worden.
»Wir werden da heute reingehen, richtig?«, fragte Buffy. »In das Gebäude des Busbahnhofes?«
»Das Material, das ich durchgesehen habe, liefert uns nur wenige Einzelheiten über den Prozess der Wiedererweckung Ravanas«, sagte Giles. »Aber ich habe herausgefunden, dass der ganze Vorgang sieben Tage dauert. Nie mehr, manchmal weniger. Wir wissen nicht genau, wann er angefangen hat, aber selbst wenn ... uns bleibt nur wenig Zeit, und wir wissen nicht einmal, wie wenig. Mit anderen Worten: Ja, wir werden heute da reingehen.«
»Da drin wird sich vermutlich ein ganzes Rudel Rakshasa herumtreiben, was?«
»Das nehme ich an.«
Buffy lehnte den Kopf an die Seitenscheibe. »Großartig. Dann ziehe ich wohl lieber alte Klamotten an.«
»Deine Begegnung mit ihnen, in deinem Zimmer... konntest du irgendetwas in Erfahrung bringen, was uns weiterhilft?«
»Nur, dass es nicht übel ist, etwas Langes und Scharfes zur Hand zu haben. Die Machete war ganz brauchbar, aber eine längere Waffe wäre besser gewesen. Etwas wie ...« Ruckartig wandte sie sich zu ihm um. »Sie haben nicht zufällig ein paar Schwerter zu Hause rumliegen, oder?«
»Wie der Zufall so spielt, doch. Sie liegen in meiner Wohnung.«
»Dann holen wir sie«, sagte Buffy aufgeregt.
»Ich möchte zuerst zurück zur Schule. Nach dem, was vorgefallen ist, fürchte ich, sie werden alle Schüler nach Hause schicken, und wir sollten die anderen über unsere Entdeckung informieren.«
20
Von Ankunft und Abfahrt der Polizeifahrzeuge und des Krankenwagens abgesehen, wies nichts darauf hin, dass jemand auf dem Campus ermordet worden war. Zwei Polizisten hatten Direktor Snyders Büro durch einen Nebeneingang betreten, weil sie den Haupteingang meiden wollten, um den Schülern aus dem Weg zu gehen. Dort, in Snyders Büro, wurde der einzige Zeuge des Mordes, ein Mitarbeiter des Hausmeisters, befragt. Der Mord hatte im Keller stattgefunden, darum hatten die Schüler auf ihren Wegen zwischen den Klassenräumen weder den Schauplatz des Verbrechens gesehen noch die Polizisten, die ihn bewachten.
Die größte Sorge der Polizei galt dem Umstand, dass der Hausmeister immer noch nicht gefunden worden war. Ein Mörder, der sich unbehelligt in dem Gebäude einer High-School herumtrieb, stellte eine Gefahr für Schüler und Lehrer dar; folglich wurde beschlossen, Schüler und Bedienstete nach Hause zu schicken und die Schule für den Rest des Tages zu schließen. Doch bevor dieser Beschluss in die Tat umgesetzt werden konnte, klingelte Direktor Snyders Telefon. Im Keller der Turnhalle waren offenbar menschliche Überreste entdeckt worden ... frisch abgenagt.
Die beiden Polizisten wechselten einen wissenden Blick. Für sie war das inzwischen nichts Neues
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