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Ravanas Rueckkehr

Ravanas Rueckkehr

Titel: Ravanas Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Suchmaschine getippt, und seither war sie voll und ganz beschäftigt.
    Es gab unzählige Webseiten, auf denen die Rakshasa erwähnt oder kurz beschrieben wurden, aber nur wenige, die Informationen von der Art lieferten, wie sie sie brauchte.
    Also hatte sie irgendwann eine Seite angeklickt, die sie regelmäßig besuchte. Die wenig ansprechend gestaltete Website mit Namen >Götter, Dämonen und Sterbliches deren Texte häufig vom Thema abschweiften, wurde offenbar von einer einzigen Person betrieben, die sich selbst Metaphysical Phil nannte.
    Willow hatte sich einige Male per E-Mail mit ihm unterhalten. Er war ein alter Hippie, der die meiste Zeit in einem Wohnmobil auf der Straße zubrachte, zusammen mit seiner Frau - ausschließlich bekannt als >Sie<, einer Anhängerin des Wicca-Kultes, verbunden mit einer Art transzendentaler Aerobic. Gemeinsam reisten sie von Land zu Land, ständig auf der Suche nach Dingen, die sie ihrem beachtlichen Fundus des Übernatürlichen hinzufügen und über Phils Online-Shop verkaufen konnten.
    Phil hatte einmal in einer E-Mail geschrieben: »Das Internet ist eine Art weltweites Woodstock für alle Außenseiter auf dem ganzen Planeten; nur haben wir statt des schlammigen Bodens bequeme Sitze, statt der Bands eine enorme Bandbreite und statt Sex & Drugs haben wir... na ja, Sex, in gewisser Weise.« Danach hatte sich Willow tagelang nicht mehr ins Internet eingewählt.
    Metaphysical Phil wusste zwar wenig darüber, wie man eine Website attraktiv und sinnvoll gestalten konnte, aber es sollte sich herausstellen, dass er eine ganze Menge über die Rakshasa wusste. Willow las die Informationen am Bildschirm, während sie sie gleichzeitig ausdruckte.
    Zu dem Text gehörten einige Verweise, die zu weiteren Seiten führten. Bald hatte Willow alles zusammengetragen, was Giles erzählt hatte - doch da war noch mehr.
    Die Rakshasa hatten einen König, der wie sie ein Gestaltwandler war, aber einer, der kaum Ähnlichkeit mit ihnen hatte. Der König aller Rakshasa nannte sich Ravana, und seine Fähigkeit zur Gestaltwandlung war absolut unbegrenzt. Er konnte die Form eines Granitfelsens annehmen oder die einer Gewitterwolke am Himmel oder einer Rauchschwade, die irgendwo in weiter Ferne aufstieg. Er war imstande, gewaltige Stürme über dem Meer zu entfesseln und einen Berg mit bloßen Händen niederzureißen.
    »So schwer ist das auch nicht, wenn man zwanzig Hände hat«, murmelte Willow.
    Ravana besaß zehn Köpfe, zwanzig Arme und zwanzig Augen, die brannten wie glühende Kohlen. Auf der beigefügten Illustration sprossen die Köpfe im Kreis aus seinem mächtigen Hals, wodurch es ihm möglich war, in alle Richtungen gleichzeitig zu gucken. Die Arme wurzelten am gesamten Oberkörper und endeten in kräftigen Händen mit schwarzen Klauen.
    Wenn der sich im Kreis dreht, dachte Willow, dann sieht er vermutlich aus wie irgendein skurriles Karussell.
    Willow erinnerte sich, dass Mila Ravana erwähnt hatte, aber sie wusste nicht mehr, in welchem Zusammenhang, bis sie weiterlas. Die Geschichte Ravanas war eng verflochten mit der Geschichte der anderen Hindugötter. Zusammen bildeten sie ein umfassendes Werk miteinander verknüpfter Sagen über Rache, Liebe, Betrug, Tod und sogar Mord unter Göttern und Dämonen.
    Ravana hatte seine Macht tausend Jahren der Armut, der Selbstverleugnung und der Meditation zu verdanken. Als er stark genug geworden war, hatte er Brahma - den Schöpfergott der hinduistischen Dreieinigkeit, dessen Tochter Vak menschlicher Herkunft war - aufgesucht und um Unsterblichkeit gebeten. Brahma hatte sie ihm zunächst verweigert, sich dann aber verhandlungsbereit gezeigt. Schließlich hatte Brahma sich bereit erklärt, Ravana Schutz vor den Elementen zu gewähren, womit er, wenn auch nicht unsterblich, so doch praktisch unzerstörbar war. Nur vor einer Sache hatte Ravana nicht um Schutz ersucht. Weil er sie verachtete und für unbedeutsamer als das geringste Ungeziefer hielt, war er freiwillig für die Menschen verwundbar geblieben.
    Seine Unverwundbarkeit machte aus Ravana einen überheblichen Tyrannen, der von Frauen erwartete, sich ihm bei seinem bloßen Anblick zu Füßen zu werfen. Wenn sie sich weigerten, zerrte er sie in seinen Harem und zwang sie, ein Leben nur zu seinem Vergnügen zu fuhren. Als Willow bei der Beschreibung der Begegnung Ravanas mit Rama angelangt war, legte sie ihre Hand an die Brust und berührte die kleine handgefertigte Ramafigur, die unter ihrem Pullover an

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